Viel mehr wirtschaftliche Kompetenz geht nicht: Gut 250 Vertreter aus Politik, Wirtschaft, von Verbänden, aus Unternehmen und Hochschulen trafen sich im Städtischen Saalbau in Iserlohn-Letmathe zur Industriekonferenz Südwestfalen.
Eingeladen dazu hatten unter dem Motto „Wandel gemeinsam gestalten“ das Industrie-Spitzencluster „DO IT Südwestfalen“ sowie die „ATLAS Automotive Transformationsplattform“. Entsprechend prominent besetzt war die Referentenliste mit der Vorsitzenden der IG Metall, Christiane Brenner, dem Vizepräsidenten von Gesamtmetall, Arndt G. Kirchhoff, sowie Nordrhein-Westfalens Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Karl-Josef Laumann.
Südwestfalen hat Potential
Südwestfalen sei eine Region mit unglaublichem Potential, machten Volker Wulf von der Universität Siegen, André Arenz von der IG Metall und Martin Hill von DI IT Südwestfalen in ihrer einleitenden Diskussionsrunde deutlich. „Die Sozialpartnerschaft in den zumeist mittelständischen Betrieben hat immer funktioniert“, so Volker Wulf. Das stellte auch IG Metall-Vorsitzende Christiane Brenner heraus. „Wir müssen verhindern, dass Deutschland ein Industriemuseum wird“, so Brenner. Der Strukturwandel sei in vielen Regionen ein echtes Problem. „Wir stehen unter Handlungs- und Zeitdruck.“ Ohne Industrie, in der ein Viertel der Wertschöpfung erarbeitet werde, wäre Deutschland ein armes Land. Brenner zitierte das Ifo-Institut, wonach Unternehmen mit Betriebsrat 30 Prozent produktiver seien als die ohne.
Strukturwandel ist Kommunalpolitik
„Mit Menschen, für Menschen“, das sei immer schon sein Motto gewesen, so NRW-Arbeits-, Gesundheits- und Sozialminister Karl-Josef Laumann. 53 Jahre sei er Mitglied in der IG Metall, weshalb er Christiane Brenner mit dem vertrauten „Du“ ansprach. „Der Strukturwandel ist ganz wichtig für die Kommunalpolitik“, so Laumann. Man dürfe nicht vergessen, „jeder Arbeitsplatz bedeutet auch ein Mensch.“ Deshalb brauche es gute Produkte, innovative und tarifgebundene Unternehmen, gute Arbeitsplätze sowie eine hohe Wertschätzung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. „Deutschland wird ohne industrielle Wertschöpfung kein wohlhabendes Land bleiben“, so der Minister.
Industrie- und Gewerbegebiete nötig
Die gute Ausbildung der Fachkräfte und das duale Ausbildungssystem sei die Stärke der Industrie. „Dafür brauchen wir Betriebe, gute Ausbildung und gute Arbeitsplätze. Dann bleiben die Menschen auch in der Region. Laumann gab den Anwesenden Hoffnung: „Wir können in NRW den Strukturwandel. Wir haben 80.000 Industrie-Arbeitsplätze verloren aber auch 80.000 Dienstleistungs-Arbeitsplätze gewonnen. Wir haben acht Millionen sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze.“ Für den Strukturwandel brauche es Fläche, Industrie- und Gewerbegebiete. Der Minister rief dazu auf „neugierig auf neue Entwicklungen“ zu bleiben. Er schloss: „Arbeit ist nicht immer schön, deshalb heißt es ja auch Arbeit – aber ohne Arbeit ist es auch nix.“
Der Herausforderung stellen
„Wir wollen in Südwestfalen Industrieregion bleiben. 50 Prozent unserer Arbeitsplätze sind Industriearbeitsplätze“, erklärte Gesamtmetall-Vizepräsident Arndt G. Kirchhoff. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Iserlohner Kirchhoff-Gruppe hatte ein Heimspiel im Letmather Saalbau. Viele heimische Unternehmen seien Weltmarktführer. Kirchhoff nannte Draht, Leuchten, Schalter, Sanitär, Automobilzulieferer und den Maschinenbau als vorrangige Branchen. „Wir werden uns gemeinsam der Herausforderung stellen, das sehe ich für Südwestfalen gar nicht so negativ.
Rahmenbedingungen schleunigst ändern
Die Politiker im Saal forderte Kirchhoff auf „die Rahmenbedingungen für die Unternehmen schleunigst zu ändern.“ Die Betriebe bauchen bei der Energie eine Versorgungssicherheit und schnellere Genehmigungsverfahren. „Das dauert alles viel zu lange.“ Seit 2018 habe Südwestfalen 20 Prozent der Arbeitsplätze verloren. „Wir können in Deutschland nicht investieren, es wird um Deutschland herum investiert“, weiß der Gesamtmetall-Vizepräsident. „Es muss auch mehr und länger gearbeitet werden.“ Die Lohnzusatzkosten seien für die Unternehmen mit 50 Prozent viel zu hoch. „Wir müssen da ran“, so Arndt G. Kirchhoff. Jetzt brauche es den gesellschaftlichen Zusammenhalt, Zusammenhalt in den Betrieben und Zusammenhalt zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften.
Nach der Pause wurden beispielhafte Projekte der Region sowie Regionalstrategien vorgestellt. Im Foyer präsentierten sich die Akteure mit ihren Infoständen, an denen es auch reichlich Gelegenheit zur Diskussion gab.














