"Er wusste nicht mehr, was er tun sollte", sagt ein Verteidiger im Amtsgericht Lüdenscheid. Und so hatte sich sein Mandant kurzerhand bei seinem Sportverein Geld verschafft - insgesamt etwa 20.000 Euro. Er landet wegen Betruges vor dem Schöffengericht des Amtsgerichts Lüdenscheid.

Dort geht es nach Einstellung einiger Vorwürfe noch um zwölf Taten, durch die der Angeklagte knapp 11.000 Euro erlangte. Ein Jahr lang hatte der 45-Jährige zehn Mal Sponsorengelder für den Lüdenscheider Verein auf sein eigenes Konto fließen lassen. Dazu hatte er dem Verein bei zwei Gelegenheiten angebliche Rechnungen vorgelegt und die Beträge dafür ebenfalls einkassiert. Vor Gericht macht der Angeklagte reinen Tisch. Er legte sofort ein umfassendes Geständnis ab und erklärte, wie es zu den Betrügereien gekommen war: "Ich habe mehr Geld ausgegeben, als ich verdient habe. Meine Frau war zu der Zeit arbeitslos."

Er habe weder Raten aus Krediten, noch Rechnungen zahlen können. Dann sei er schwer erkrankt. "Das Krankengeld hat nie gereicht." Schließlich habe auch er seinen Job verloren. "Es war wie ein Kreislauf. Kaum hatte man ein Loch gestopft, tat sich ein neues auf", beschreibt der Lüdenscheider seine damalige Situation. Es sei letztlich die pure Verzweiflung gewesen, die ihn dazu gebracht habe, seine Position im Vorstand des Sportvereins und damit das Vertrauen der Vereinsmitglieder auszunutzen. Der Schuldenberg habe sich auf etwa 60.000 Euro angehäuft.

Durch ein gutes Netzwerk habe er dem Verein einige Sponsoren verschafft, sagt der Lüdenscheider. Um die 60.000 Euro seien pro Jahr zusammengekommen. "Ich habe nicht alles behalten", erklärt der Angeklagte. Er habe nur hier und da etwas abgezweigt. "Ich war der festen Überzeugung, dass ich dem Verein alles zurückgeben werde. Aber es war eine Spirale, aus der ich nicht mehr raus kam", sagt der Mann.  Mehrfach habe er darüber nachgedacht, dem Verein gegenüber die Karten auf den Tisch zu legen: "Aber es war schwer." Wie die Taten letztendlich ans Licht gekommen waren, wird im Prozess nicht thematisiert.

Als seine Familie davon erfahren habe, sei das sehr hart für ihn gewesen, so der 45-Jährige. Unter Tränen berichtet er, dass sein Vater aus Enttäuschung lange nicht mit ihm geredet habe. Und auch sein Sohn und seine Frau seien immer wieder darauf angesprochen worden. "Ich habe sehr, sehr viel kaputt gemacht. Ich habe meiner Familie sehr viel zugemutet", sagt der Angeklagte mit tränenerstickter Stimme. Und auch der Rauswurf aus dem Verein habe ihn schwer getroffen: "Ich muss sagen, dass ich das sehr vermisse. Ich kann nur sagen, dass es mir sehr leid tut und ich alles machen werde, um es wieder gutzumachen."

Das Schöffengericht glaubt, dass die gezeigte Reue des Lüdenscheiders echt ist. Es verurteilt den zweifach unter anderem wegen Verstoßes gegen das Pflichtversicherungsgesetz vorbestraften Angeklagten zu einem Jahr und zehn Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung. Will der Mann nicht ins Gefängnis, muss er sich für die Dauer von zwei Jahren straffrei führen und jeden Wohnungswechsel dem Gericht melden. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.