Mehr als die Hälfte der Sommerferien sind in NRW vorbei. Viele Familien sind bereits aus dem Urlaub zurück, andere sind noch unterwegs. Für die meisten sollte sich also die Frage, was mit dem Haustier passiert, wenn die große Reise ansteht bereits erledigt haben.
50 Tiere warten im Tierheim Dornbusch auf ein neues Zuhause
Das Tierheim Dornbusch in Lüdenscheid musste in diesem Jahr zum Glück keine Tiere aufnehmen, die ihren Besitzern für den Urlaub lästig geworden sind. Tierheimleiterin Anna-Lena Pieper berichtet: „Wir sehen aktuell keine ferienabhängigen Abgaben, aber die Hunde und Katzen, die wegen Überforderung ihrer Besitzer abgegeben werden, nehmen extrem zu. So haben wir aktuell 35 Katzen und 15 Hunde bei uns im Haus.“
Sie weiß natürlich, dass die Gründe für eine Abgabe, die dem Tierheim genannt werden, häufig als Notlüge genutzt werden. Gerade plötzliche Allergien oder Umzüge, wo der neue Vermieter Haustiere nicht erlaubt, sind gern genommene Ausreden. „Wir können den Leuten nur vor den Kopf gucken“, sagt sie, „Manchmal ist es glaubhaft, manchmal nicht – aber häufig merkt man auch, ob jemand in einer echten Not ist.“
Immer noch werden Tiere unüberlegt angeschafft, die dann mehr Kosten verursachen, als ihre Besitzer gedacht hatten oder die sich nicht so entwickeln, wie erhofft. Dann ist oftmals das Tierheim für viele die schnelle Möglichkeit, das Tier wieder loszuwerden.
Steigende Tierarztkosten überfordern viele Besitzer
Gerade bei Hunden, die über den Auslandstierschutz vermittelt werden, ist schnell Mitleid mit dem Tier der Grund für die Anschaffung. Dabei wird häufig übersehen, dass nie sicher ist, welche gesundheitlichen Probleme diese Tiere haben. Da können schnell Tierarztkosten in nicht erwarteter Höhe anfallen. Gerade nach der Reform der Gebührenverordnung für Tierärzte sind viele Tierhalter damit finanziell überfordert.
Rentner oder Geringverdiener leiden am meisten unter den allgemein gestiegenen Lebenshaltungskosten und haben häufig Probleme, dann auch noch das Futter oder den Tierarzt zu bezahlen. Hier versucht das Tierheim Dornbusch zu helfen, indem es den Kontakt zur „Pfötchenhilfe Lüdenscheid“ herstellt. Dieser Verein hilft mit Futterspenden und streckt bei Bedarf auch so manches Mal die Tierarztkosten vor, die die Tierhalter dann in Raten an sie zurückzahlen.
Aber auch der Kauf eines Welpen beim Züchter schützt nicht vor Überraschungen. „Viele Menschen, die sich zum ersten Mal einen Hund anschaffen sind tatsächlich überrascht, wenn sie feststellen, dass auch ein Hund in die Pubertät kommt und dann auf einmal alles vergisst, was er bis dahin gelernt hat und dass er auch noch einmal versucht, die Rangfolge in der Familie in Frage zu stellen.“
In solchen Fällen versucht das Tierheim vor der Aufnahme des Hundes, den Besitzer von einem Training bei einem Hundetrainer, der mit dem Tierheim zusammenarbeitet und der auf verhaltensauffällige Hunde spezialisiert ist, zu überzeugen. „Das wird auch häufig von den Besitzern der Hund angenommen“, freut sich Anna-Lena Pieper.
In anderen Fällen, wo ein Verbleib des Tieres – egal ob Hund oder Katze – in der Familie nicht mehr möglich ist, versucht das Tierheim auch eine Direktvermittlung über soziale Medien, um den Tieren den Umweg über das Tierheim zu ersparen. Auch bei diesen Vermittlungen prüfen die Tierpfleger genauso sorgfältig wie bei den Tieren aus dem Tierheim, ob die neue Familie dann wirklich für das Tier passt. Eventuell verbleiben die Hunde und Katzen auch einige Zeit in Pflegestellen, das ist vor allem bei den zu vermittelnden Welpen und Kitten wichtig, die einen stärkeren Kontakt zu Menschen benötigen, als es im Tierheim gewährleistet werden kann.
„Listenhunde“ haben es besonders schwer
Immer wieder gibt es vor allem Hunde, die es schwer haben, ein neues Zuhause zu finden. „Das kann zum Beispiel die Optik oder ein Beißvorfall aus der Vergangenheit sein. Die Vermittlung der sogenannten Listenhunde wird häufig durch die Haltungsvorschriften für diese Rassen erschwert“, weiß die Tierheimleiterin.
Probleme, die die Vermittlung für Chak erschweren. Der fünfjährige American Staffordshire Terrier, der laut Beschreibung des Tierheims ein richtiger Clown sein kann, ist außerdem leider nicht mit Artgenossen verträglich. Er wurde bereits zweimal gebissen und hat das Vertrauen in andere Hunde verloren. Die vielen Auflagen, die für Hunde seiner Rassen erfüllt werden müssen, erschweren es ihm und seinen Besitzern allerdings auch, die Sozialkompetenz des Hundes wieder aufzubauen.
Auch Hündin „Happy“ ist ein Langzeitinsasse des Tierheims. „Die Kleine ist schon seit zwei Jahren bei uns. Mit ihren gerade mal 13 Kilo ist sie eigentlich ganz süß und nett – aber sie kann auch von jetzt auf gleich umswitchen.“ So ein Verhalten schreckt natürlich eventuelle Interessenten ab, aber alle hoffen, dass es für die kleine Hündin bald eine Für-Immer-Familie geben wird.
Manchmal brauchen Tierhalter aber auch nur eine zeitlich begrenzte Unterbringung für ihren vierbeinigen Liebling. „Es kommt immer wieder vor, dass Menschen zum Beispiel ins Krankenhaus müssen und sich in ihrem Umfeld niemand um Hund oder Katze kümmern können. Dafür haben wir einen Pensionszwinger, der aber natürlich kostenpflichtig ist“, sagt Anna-Lena Pieper.
Eine glückliche Vermittlung haben auch die alten Tiere verdient
Bei den Katzen haben es normalerweise die leichter, ein neues Zuhause zu finden, die lieb und zugänglich sind. Wenn es sich dann auch noch um Katzenbabys handelt, von denen im Übrigen im Tierheim auch einige zur Vermittlung stehen, finden sich schnell neue Besitzer. Dass aber auch die „Oldies“ noch einmal Glück haben können, beweisen „Husky“ und „Garfield“. Den beiden 13-jährigen Katzen steht tatsächlich in den nächsten Tagen die Abholung aus dem Tierheim und damit der Umzug in ein neues Heim bevor.