Zweimal jährlich veranstaltet der Dorfverein „Gemeinsam für Valbert“ das Oldtimertreffen auf dem Lidl-Parkplatz, das sich zum Treffpunkt der Szene etabliert hat. In so mancher Garage steht inzwischen ein Oldtimer, der für gemütliche Sonntagsausflüge oder für Treffen wie das in Valbert ausgeführt wird.
Ob ein Fahrzeug ein Oldtimer ist, ist in § 23 der Straßenverkehrs-Zulassungsordnung klar geregelt. Im wesentlichen geht es darum, dass ein Fahrzeug möglichst original erhalten ist, sich in einem akzeptablen Pflegezustand befindet und der Tag der Erstzulassung mindestens 30 Jahre zurückliegt. Dies alles wird in einem Oldtimer-Gutachten abgeprüft und bei positivem Ausgang wird das Straßenverkehrsamt ein H-Kennzeichen erteilen.
So pingelig geht es in Valbert nicht zu. Beim Oldtimertreff wird jedwedes altes Blech akzeptiert, ob mit oder ohne H-Kennzeichen, gleich ob das Gefährt auf Hochglanz poliert oder patiniert ist. Bekanntlich liegt die Schönheit im Auge des Betrachters und erlaubt ist, was gefällt. Denn in Wahrheit ist das Treffen in Valbert keine automobile Leistungsschau, sondern ein geselliges Treffen von Enthusiasten.

Zweiräder und Pkw, Kleintransporter und Einsatzfahrzeuge, DDR-Fahrzeuge und Lastkraftwagen – alles hatte am Sonntag den Weg nach Valbert gefunden. Da standen sie einträglich nebeneinander, die Brot- und Butter-Autos wie Käfer und Golf, die Rassigen und Schnellen wie Porsche und BMW, die Gutmütigen und Bräsigen wie Metzger- und Bauernlimousinen aus Untertürkheim, die großen rollenden Sänften der Mercedes-Unternehmerklasse bis hin zu den Unbezahlbaren wie dem Mercedes-Flügeltürer 300 SL. Im Publikum raunte man bei dessen Eintreffen neidlos etwas von „sehr deutlich siebenstellig“. Merke: Ein H-Kennzeichen schafft Gemeinschaft, schüttet Gräben zu, egalisiert ein „Oben“ und „Unten“ auf der automobilen Leistungsskala.
Zubehör-, Getränke- und Verpflegungsstände, allesamt von Valberter Anbietern, rundeten die Szene ab. Ein US-Jeep der 40er Jahre ist zum Anhänger umgebaut worden und wo einst der Motor saß, befindet sich heute ein massentauglicher Grill. Endlich macht der Sponti-Spruch Sinn: Wer anderen eine Bratwurst brät, der hat ein Bratwurstbratgerät. Oder einen Willys Jeep. Oder beides!
Die Herrenfahrer und die mitgenommenen Damen
So bunt und divers die Fahrzeuge auf dem Lidl-Parkplatz, so breit gefächert auch das Publikum. Wobei – Autokram ist immer noch Männersache. Die Herren „Ü60“ beherrschen die Szene; die meisten Damen sind „mitgenommen“ und zur Ausfahrt eingeladen. Indes: Man sah auch Damen, die selbst Benzin im Blut haben. Soll heißen: Man kann Studien machen, muss nicht nur Autos begucken, sondern darf auch die Besucher mustern. Schön ist das! In den Baujahren der wohlgeformten Fahrzeuge hätte man vom „Panoptikum des Lebens“ gesprochen, das sich da auf dem Lidl-Parkplatz versammelte.

Die beste Werbefachkraft für Valbert ist die Brigitte
Ach ja, die Damenwelt. Man kann sie, ja genau, sie, gar nicht übersehen, die immer strahlende gesprächstüchtige Seniorin mit gelber Warnweste und Sammelbüchse, die über den Veranstaltungsplatz schlendert und mal diesen, mal jenen so anspricht, dass sich niemand ziert und sich klingende Münze und eingesteckte Scheine in der Dose wiederfinden. Der zweibeinige Sonnenschein ist Brigitte Schienle und sie ist die 2. Kassiererin des Dorfvereins.
„Ich fühle mich hier so wohl; das ist mein Dorf“, offenbart sie sich – aber der Klang ihrer Stimme sagt sofort, dass sie für Sauerländer Verhältnisse einen wie auch immer gearteten „Migrationshintergrund“ haben muss. „Ich komme eigentlich aus dem Allgäu, aus Kempten“, schiebt die Brigitte mit entwaffnender Schnelligkeit hinterher. Sie sei ihrer Tochter und dem Enkelchen hinterhergezogen; die beiden wohnten in Ründeroth an der Agger. Dort aber sei es mit Wohnraum schwierig und weil sie gerne Auto fahre, habe sie im Radius rund um Ründeroth eine passende Bleibe gesucht. Valbert lag im Auswahlkreis; hier habe sie ihre Wohnung genommen und ja, es sei so schön am Südrand des Ebbegebirges!
Süddeutsche, bayerische Schwaben zumal, sind kommunikativ. Kaum nach Valbert zugezogen, kam Brigitte Schienle mit den Menschen in Kontakt. Sprach mit Hundebesitzern hier, quatschte mit Kindergarteneltern dort, kam mit Aktiven bei Veranstaltungen im Dorf in die Unterhaltung, erlebte „950 Jahre Valbert“, erfuhr vom Dorfverein, trat kurzentschlossen bei. Irgendwann wurde sie für ein Vorstandsamt gecastet und mischt jetzt in „ihrem Valbert“ mit. Der Dienst bei der Autoparade auf dem Lidl-Parkplatz – Ehrensache für Brigitte Schienle. Für ein Foto von LokalDirekt setzt sie sich in die Flügeltür des 300 SL und lacht den Fotografen an. Fürwahr: Komm‘ nach Valbert, geh auf die Menschen zu, sprich mit ihnen. Die Freude der ex-schwäbischen Brigitte ist ansteckend. Im September sieht man sich wieder, wenn der zweite Valberter Oldtimertreff des Jahres steigt.
Ein nächster Oldtimer-Sonntag …
… findet am 1. Juni an der Stadthalle in Attendorn, Breslauer Straße 40 in der Zeit von 11 bis 14 Uhr statt. Es wird ausgerichtet vom „Oldtimertreff Attendorn“. Für das leibliche Wohl sorgt der Pächter von „Der Gast“, Stefan Kranz. Dies ist das Stadthallen-Restaurant. Erwartet wird eine Vielzahl von Fahrzeugen und Marken aus den Jahren von 1929 bis 1999. Gäste und Liebhaber von alten KFZ sind wie immer sehr herzlich willkommen, lädt „OA“-Gründer Karl-Heinz „Charly“ Wolbeck ein.
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