Auf dem Tisch liegen verschiedene Brillen. Und jede von ihnen birgt eine Besonderheit: Sie simuliert eine Sehbeeinträchtigung, wie zum Beispiel den Grauen und Grünen Star. Die Aufgabe, die Erzieherin Zoe Becker den Teilnehmern erteilt, klingt zunächst simpel: aus zwei Kreisen aus Tonpapier soll ein Hase gebastelt werden. Die Umsetzung jedoch erweist sich schwieriger als gedacht.
Unter den Teilnehmern ist auch Bürgermeister Michael Broch, der die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen hat. „Die Inklusion liegt mir sehr am Herzen. Die kommenden Wochen sollen nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Eltern und allen interessierten Bürgern ein Bewusstsein für Menschen mit Behinderungen schaffen.“

Auch Sibylle Haberland, Leiterin der Einrichtung, sieht den kommenden Wochen positiv entgegen: „Ich freue mich über die Aktion, die Beeinträchtigungen erfühlbar macht. Ich bin neugierig, was auf uns zukommt und positiv überrascht über die vielen Anmeldungen.“

Die nächste Station führt die Teilnehmer in den Bewegungsraum der Einrichtung. In diesem ist viel los: Baustellen- und Verkehrsgeräusche sind zu hören. Hindernisse in Form von Turnmatten, Tüchern und herumliegenden Gegenständen sind verteilt. „Wir simulieren jetzt den täglichen Weg zum Kindergarten“, erklärt Christian Becker, Vorsitzender der Elternpflegschaft, die das Projekt mit organisiert. Die Besonderheit: Die Teilnehmer bekommen vor der Tür Schlafbrillen auf – sind also quasi blind. Und sie müssen sich bei der Orientierung im Raum allein auf ihr Hörvermögen und die Teammitglieder der Einrichtung, die sie führen, verlassen.
Sobald jeder Teilnehmer den Parcours bewältigt und einen Platz an einem der Tische gefunden hat, geht es an die Wahrnehmung von Gerüchen und Geschmäckern. Schnell steht für sie fest: Man nimmt alles intensiver wahr, wenn man nichts sieht.

Matthias Sauerland, Fachdienstleiter Jugendförderung und Kinderbetreuung, zeigt sich ebenfalls begeistert von dem Projekt: „Wir entwickeln gerade mit der AWO noch weitere Ideen, um die Inklusion voranzutreiben. Außerdem haben wir uns für ein Modellprojekt beworben und eine Zusage dafür bekommen. Wir hoffen, weiter gewinnbringende Lösungen für alle Beteiligten entwickeln zu können.“
Das Projekt steht allen interessierten Bürgern offen – nicht nur Kindern, wie Christian Becker, erster Vorsitzender der Elternpflegschaft, betont: „Natürlich können auch Kinder und Jugendliche teilnehmen, das Angebot richtet sich aber auch an Erwachsene. Unser Ziel ist es, ein neues Verständnis zu schaffen und die Empathie der Teilnehmer zu stärken.“
Die Blöcke im Überblick:
„Sehbehinderung/Sehstörung“: 8. bis 16. April
„Reizdifferenzierungsstörung/Reizüberflutung/geistige Behinderung“: 22. bis 30. April
„Beeinträchtigung des Gehöres/Taubheit“: 6. bis 14. Mai
„Körperliche Beeinträchtigung/Behinderung“: 21. bis 28. Mai
Am 15. Juni findet eine Abschlussveranstaltung statt.
Anmeldung:
Wer teilnehmen möchte, kann sich bei der AWO Kindertagesstätte Wundertüte in Halver melden – per Mail oder unter der Rufnummer 02353/6698850.