Guido Benninghaus, Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank Kierspe, eröffnete die Sitzung Ende August und übergab das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Stephan Böhse, der detailliert auf das Geschäftsjahr 2022 einging und dabei zunächst die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beleuchtete.
Laut Stephan Böhse sei Deutschland derzeit in einer Art „Dauerrettungsmodus“: Der Staat greife seit 2008 immer kurzfristiger in die Krisen der Gegenwart ein und versuche, mit Steuergeldern die Probleme zu lösen. Das gelinge in der Regel nicht – dennoch stiegen die Staatsschulden und die Standortattraktivität von Deutschland leide. Er sehe durch die ständigen Interventionen des Staates die Selbstreinigungsfunktion der Märkte in weiten Teilen außer Kraft gesetzt. Immer mehr verließen sich auf die „steuerfinanzierte Vollkaskoversicherung“ Staat. Dadurch würde die Innovationskraft seiner Ansicht nach deutlich geschwächt. Immer mehr Unternehmen kehrten aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Deutschland derzeit den Rücken zu und investierten eher im Ausland.
Diese Entwicklung würde auch den deutschen Mittelstand hart treffen. Vorherrschende Probleme seien seiner Ansicht nach zu viel Bürokratie und ein aufgeblähter Staatsapparat, der auch daraus resultierende generelle Fachkräftemangel, die marode Infrastruktur – zum Beispiel bei den Autobahnbrücken – und Rückstände in der Digitalisierung. Er sehe die Energiepreise als zukünftigen Gradmesser für Deutschland. Gelinge es dem Staat nicht, diese Probleme schnell in den Griff zu bekommen, wären weitere Wohlstandsverluste die Folge. Ein weiteres, großes Problem sehe er in der Inflation und den Zinssteigerungen, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) in einem historisch kurzen Zeitraum vorgenommen wurden und die Banken stark belastet hätten.
Anschließend stellte er den Jahresabschluss der Volksbank Kierspe vor: Stolz sei er darauf, dass er gemeinsam mit dem Vorstandskollegen Stephan Baldschun auch in wirtschaftlich schweren Zeiten weiterhin 6,5 Prozent Dividende an die Mitglieder und damit Eigentümer ausschütten könne. Damit läge die Bank deutlich über dem Bundesschnitt.
Die Volksbank Kierspe arbeite weiter an der Eigenständigkeit. Die Kundennähe sei dabei der wichtigste Aspekt. Auch die Digitalisierung solle vorangetrieben werden.
Bei den Wahlen zum Aufsichtsrat gab es einen Wechsel: Altersbedingt schied Lutz Fetting, der seit dem Jahr 2005 im Gremium saß, aus. Als Nachfolger wurde der Kiersper Michael Vedder, Geschäftsführer der Fima Goletz und seit vielen Jahren als Vertreter in der Vertreterversammlung, vorgeschlagen. Vedder wurde von der Versammlung einstimmig gewählt. Außerdem wurde Corinna Hohage-Jentsch nach ihrer dreijährigen Amtsperiode als Aufsichtsratsmitglied einstimmig bestätigt.
Darüber hinaus wurde der Wahlausschuss zur anstehenden Vertreterwahl im Jahr 2024 gewählt. Aus der Versammlung heraus wurden fünf Vertreter benannt und gewählt, die im nächsten Jahr in den Wahlausschuss einziehen werden: Dirk Schmale, Matthias Heveling, Jan Schürfeld, Marion Neumann und Axel Sokolowski.