„Das ist wirklich so“, bestätigt der Wolfsberater. Ausgestattet mit Handschuhen, Maßband, Kamera und DNA-Tupfer rückt er an. Im konkreten Fall hat ein Jäger ein Reh gefunden. Die Hinterhand fehlt und es ist nahezu komplett ausgeweidet. Die Frage: War es ein Wolf? „Das kann ich hier vor Ort nicht sagen. Ich kann nur sagen, ob es ein sogenannter Canide war oder nicht. Ob Hund oder Wolf, kann man immer erst sagen, wenn die DNA-Probe ausgewertet sind“, erklärt Heiko Cordt. Schnell steht aber fest, dass das Reh tatsächlich gerissen wurde. „Wildernde Hunde sind und waren aber immer ein Problem. Nicht hinter jedem toten Reh steckt aktuell ein Wolf“, betont Cordt. Um das genau auszuwerten, wird das Wild fotografiert. „Ich achte beispielsweise darauf, ob es im Halsbereich Spuren von den Zähnen gibt. Wie tief diese sind und welche speziellen Muster sie aufweisen“, erklärt der Wolfsberater. Anschließend werden DNA-Proben genommen. Cordt: „Das ist wirklich wie im Fernsehen. Mit einem Wattestäbchen werden Abstriche genommen.“
Die Auswertungen der DNA-Proben sind besonders wichtig. Denn davon hängt es ab, ob eine Region beispielsweise zum Wolfsgebiet erklärt wird. Das ist immer dann der Fall, wenn sich ein Wolf länger als ein halbes Jahr in einem Gebiet aufhält. Jeder Wolf wird mit DNA registriert, so ist klar, ob es sich um ein Tier oder mehrere. Es komme immer wieder vor, dass einzelne Tiere Regionen auf der Suche nach Partnern durchstreifen und somit nur kurz da sind. Entscheidend ist die Einordnung als Wolfsgebiet vor allem für Tierhalter und Landwirte. „Stand jetzt wird man für jedes Tier entschädigt, das nachweislich von einem Wolf getötet wurde. Wenn es sich um ein Wolfsgebiet handelt, werden nur noch Entschädigungen gezahlt, wenn die Tiere richtig gesichert sind. Sprich sogenannte Wolfszäune vorhanden sind“, erklärt Heiko Cordt. Und die seien in der Realität nur schwer umzusetzen. Cordt: „An unseren teils steilen Hängen und felsigen Böden ist das für manche schlicht unmöglich.“

Eigentlich ist Heiko Cordt Jäger. Und als solcher hat er sich auch zum Wolfsberater weiterbilden lassen. „Im Prinzip kann diese Fortbildung jeder machen“, sagt der Veserder. Allerdings profitiere er natürlich von seinem bereits vorhandenen Wissen. Derzeit geht er davon aus, dass in den kommenden Tagen die Sichtungen und Meldungen zunehmen werden. „Das hat dann tatsächlich auch mit dem Wetter zu tun. Bei dem schlechten Wetter waren nur wenig Menschen im Wald. Wenn es jetzt wieder schön wird und die Menschen mehr im Wald sind, wird es auch wieder mehr Sichtungen geben“, erklärt Heiko Cordt. Grundsätzlich seien die Menschen schon sensibler für das Thema geworden. „Es kommt auch schonmal zu Meldungen, wo für uns schnell klar ist, dass es kein Wolf war, weil die Spuren beispielsweise zu klein sind“, erklärt Cordt.
Grundsätzlich sei es aber schon so, dass der Wolfsdruck steige. Das mache sich gerade in der derzeitigen Paarungszeit bemerkbar, dann dann viele Tiere auf der Suche nach einer Partnerin oder einen Partner umher streifen. Cordt warnt jedoch vor Panik. In der Regel seien die Wölfe scheu und es gebe auch genug Nahrung im Wald. „Am gefährdetsten bei den Nutz- und Haustieren sind Schafe und Ziegen oder eben Tiere, die gerade auf der Weide zur Welt gekommen sind. Aber ganz so viel Angst muss man wirklich nicht haben“, beruhigt der Wolfsexperte.
Ob er für oder gegen den Wolf ist, kann er so spontan gar nicht beantworten: „Ich glaube, dass es ohne eine vernünftiges Management nicht funktioniert. Es muss möglich sein, gegen auffällige Wölfe vorzugehen – wenn sie beispielsweise innerhalb von Orten gesichtet werden und ihre Scheu verlieren.“ In Nachrodt-Wiblingwerde hatte Cordt im Übrigen noch keinen Verdachtsfall.