Der früheren Plettenberger Kulturamtsleiterin Barbara Benner war bei ihren Freiluftveranstaltungen oft genug Petrus hold – in der Vier-Täler-Stadt sprach man dann vom legendären Benner-Wetter. Als am Donnerstag das NN-Theater unter dem Stephansdachstuhl auftrat, hatten auch Sylvia Eick und ihre Mannschaft der Plettenberger KulTour GmbH das Glück auf ihrer Seite: Nach dem Regen am Mittag war es am Abend trocken und angenehm temperiert – Benner-Wetter für den Theaterabend. Und es sollte ein Theatererlebnis zum Niederknien werden!
Das NN-Theater aus Köln kommt seit fast drei Jahrzehnten im Sommer nach Plettenberg und spielt auf dem Alten Markt. Das Theater hat sich seit 1997 einen legendären Ruf erspielt und eine treue Fangemeinde um sich geschart. Die bereitgestellten Sitzplätze haben oft kaum ausgereicht; man kommt mit Campingstühlen und Sitzkissen – und man kommt früh, um sich einen günstigen Platz zu sichern.
Diesmal hatte die KulTour GmbH 60 Plätze in den vorderen Reihen gegen eine Reservierungsgebühr angeboten; diese Plätze waren binnen kürzester Zeit vergriffen. Mit den weiteren Plätzen auf Sitzbänken füllte sich der Alte Markt am Donnerstag rasch; mehrere hundert Besucher waren zum neuesten Stück „Holmes & Watson“ des NN-Theaters gekommen. LokalDirekt-Leser wissen mehr: Die Kölner Truppe feierte mit ihrem neuen Stück auf der Waldbühne in Lüdenscheid Premiere. Seit dem Lüdenscheider Auftritt wusste man, dass auch in diesem Jahr Großes nach Plettenberg käme.
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„Holmes & Watson“ ist eine freie Interpretation von Arthur Canon Doyles „Der Hund von Baskerville“. Ja, schaurig ist’s über’s Moor zu gehen: Ein uralter Fluch der Familie Baskerville wabert wie dichter Nebel über das gespenstische Dartmoor: Ein höllischer Hundedämon soll hier seit Generationen die Menschen der Gegend tyrannisieren. Ist das Realität, oder nur eine atemlose Ausgeburt der Angst? Jedenfalls ist das ein guter Nährboden für dunkle Machenschaften und geheime Geschäfte! Doch plötzlich geschieht erneut ein Mord, neben der Leiche finden sich riesige Tierspuren … Da ist es Zeit für Sherlock Holmes und Doktor Watson, mit komischem Scharfsinn und kühnem Vorgehen den Fall zu lösen. Wer das NN-Theater kennt, der weiß um den hintersinnigen Witz, der stets in Requisiten, Texten und der musikalischen Untermalung versteckt wird.
Auf phantastische Weise wähnte man „Tatort“ und den „Kommissar“ mit Miss Marple und Edgar Wallace, mit Arthur Canon Doyle verknüft; musikalische und textliche Anspielungen verblüfften immer wieder. Und ja: Genauso verblüffend ist beim NN-Theater jedesmal, wie viele Charaktere vier Schauspieler durch permanenten Kostümwechsel auf die Bühne zaubern können, auf jede Bühne, die mit ein paar wenigen Requisiten und Aufbauten zu einer ganzen Welt wird.
Ja, schaurig war es, übers Moor zu gehen – und begeisternd war es, dabeigewesen zu sein. Plettenberg freut sich auf die nächsten Verpflichtungen des NN-Theaters!