Die Vorgabe für das Tourismuskonzept lautete: Es soll am Leitbild einer nachhaltigen, umwelt- und klimagerechten Freizeitentwicklung ausgerichtet sein. Erarbeitet hat es die externe „ift Freizeit- und Tourismusberatung“.
Überwiegend Tagestouristen
Als ersten Schritt führte das Beratungsunternehmen im August 2021 eine Bestandsanalyse inklusive einer Bevölkerungsbefragung durch. Ausgangspunkt hierfür war das Vor-Corona-Jahr 2019: In diesem wurden im gesamten EN-Kreis 13,1 Millionen „touristische Aufenthaltstage“ gezählt. Dabei habe es sich überwiegend um Tagestouristen gehandelt: „Die wenigsten Menschen kamen in den Ennepe-Ruhr-Kreis, um hier zwei Wochen Sommerurlaub zu machen“, erläuterte Osita Uchegbu, in der Kreisverwaltung mit den Sachgebieten Kreisentwicklung, Tourismus, Mobilität und Klimaschutz betraut.
„Das grüne Ausflugsziel Nr. 1“
Neben „nackten Zahlen“ ermittelte die ift das Tourismus-Potenzial des Kreises. Dabei wurde eine sogenannte SWOT-Analyse durchgeführt, heißt: die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken betrachtet und gegenübergestellt. Dabei kam – nicht ganz überraschend – heraus: „Die Natur ist unsere Stärke. Wir sind das grüne Ausflugsziel Nr. 1 in der Region“, so Uchegbu. Die Schwäche der Region liege eindeutig darin, dass sie dieses nicht deutlich genug als Marketinginstrument nutze.
Daraus resultiere die Handlungsempfehlung der ift-Berater, der EN-Kreis solle den Fokus auf „nachhaltige, authentische und zukunftsweisende Angebote zwischen Urbanität und Natur“ legen. Vorhandene Möglichkeiten sollten ausgebaut oder weiter qualifiziert werden, mit dem Ziel, „den Ennepe-Ruhr-Kreis als Ausflugsziel innerhalb der Metropole Ruhr fest zu verankern.“
Wanderparadies Breckerfeld
Für Breckerfeld ergab die Analyse, dass das Potenzial bezüglich touristischer „Anziehungskraft“ hier vor allem im Bereich Wandern liege und hier eine „Qualitätsoffensive“ erfolgversprechend sei: „Es sind bereits zahlreiche gut ausgebaute und ausgeschilderte Touren vorhanden, diese und weitere könnten durch naturnahe Angebote wie Waldlehr- oder Sinnespfade erweitert werden“, so Uchegbu.
Potenzial habe die „Bestandsanalyse“ darüber hinaus auch im Bereich Radfahrer- und Wohnmobil-Tourismus ergeben.
MTB-Trails: Schwierig umzusetzen
So ließe sich beispielsweise durch den Ausbau von Radwegen oder das Anlegen von Mountainbike-Trails die Attraktivität Breckerfelds für Radtouristen steigern. Hier verwies Bürgermeister André Dahlhaus (CDU) auf den Ausbau des Radweges von Breckerfeld in Richtung Zurstraße: „Der Bau einer speziellen Mountainbike-Strecke oder anspruchsvollerer Trails im Wald gestaltet sich aufgrund der Eigentumsverhältnisse schwierig.“ Viele Waldareale seien in Privatbesitz, so dass hier nicht ohne weiteres eine offizielle Streckenführung möglich sei.
Dahlhaus selbst sehe zudem vor allem auch die Glörtalsperre als „einen zukünftigen Schwerpunkt des touristischen Angebotes“.
Aussichtsturm und Reitwege
Hinsichtlich einer Profilierung der Stadt Breckerfeld als touristisches Ausflugsziel brachte Ausschussvorsitzende Monika Löcken (SPD) einen Aussichtsturm oder -punkt ins Gespräch: „Unser Wengeberg ist mit 442 Metern die höchste Erhebung im Ruhrgebiet, das ist Breckerfelds Alleinstellungsmerkmal nicht nur im Ennepe-Ruhr-Kreis, sondern in der gesamten Metropole Ruhr und sollte meiner Meinung nach verstärkt kommuniziert und touristisch eingebunden werden.“
Ines Reiling (Grüne) merkte an, dass man auch das Thema Reiten eventuell touristisch nutzen könnte: „Landschaftlich reizvolle und reitbare Wege gibt es reichlich.“ Auch dass es im und um das Stadtgebiet herum zahlreiche Reiterhöfe gebe, biete Potenzial, hier möglicherweise ein Angebot für Reiter und Pferd zu schaffen, die nicht nur für einen Tagesritt kämen.
Tourismuskonzept ermöglicht Zugang zu Fördertöpfen
Einig waren sich die Ausschussmitglieder darin, dass das gemeinsame Tourismuskonzept der neun Kreiskommunen viele Vorteile für die Stadt Breckerfeld bietet. Zumal dieses die Grundlage bildet, Zugang zu Fördermitteln aus dem Regionalen Wirtschaftsförderungsprogramm (RWP) und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) zu erhalten, wie Anna Schuth von der Tourismusförderung der EN-Agentur erklärte: „Sie als Kommune müssen sich überlegen, was sie umsetzen möchten, und wir beraten sie, wie sie die Ideen vor Ort mit den entsprechenden Fördermittelanträgen realisieren können.“
Ebenso sah es der Ausschuss als vorteilhaft an, dass Breckerfeld im Rahmen des kreisweiten Konzeptes bereits jetzt unter dem Dach des überregionalen Tourismusmarketings der Ruhr Tourismus Gesellschaft beworben wird: „Der schönste Kreis der Welt“ heißt es dort. Osita Uchegbu schloss seine Präsentation mit den Worten: „Nun wartet der schönste Kreis der Welt auf viele schöne und neue Ideen aus Breckerfeld, die einen Ausflug hierher noch schöner machen.“