Wie bereits gestern berichtet, verlässt Gemeindepädagogin Almuth Gärtner überraschend die evangelische Trinitatis-Kirchengemeinde Mark. Aus persönlichen Gründen. Sie war Teil des Pilotprojekts „interprofessionelles Pastoralteam“ (IPT), zu dem neben ihr noch Gemeindepädagogin Nina Wetzstein und Pfarrerin Mara Schwäbe gehören. Nach der Fusion der Kirchengemeinden waren die Sorgen und Ängste der Gemeindemitglieder groß. Gerade hatten sie neuen Mut und Vertrauen gefasst. Nun die schlechte Nachricht. Vor allem die Wiblingwerder wissen, was es bedeutet, wenn eine Gemeinde unter fehlendem Personal leidet. Entsprechend groß sind ihre Sorgen.
„Gestern, als ich die Nachricht gelesen habe, hat es mich sehr betroffen gemacht“, sagt Helga Baumann. Sie habe sich mit Almuth Gärtner immer gut verstanden und finde es schade, dass sie geht. Die Gründe kenne sie jedoch nicht. „Was mich aber außer der persönlichen Situation von Almuth äußerst nachdenklich stimmt, ist die Tatsache, dass die Stelle einfach ersatzlos gestrichen wird, aus finanziellen Gründen“, sagt die Leiterin der Wiblingwerder Frauenhilfe. Was sie besonders störe sei, dass einmal mehr an der Basis gespart werde, „nämlich dort, wo es um Seelsorge geht“. Sie mache sich schon Gedanken, was passiert, wenn noch jemand ausfällt, beispielsweise krankheitsbedingt. „Das kann doch nicht alles von Ehrenamtlichen und Ruheständlern aufgefangen werden. Unsere Menschen brauchen verlässliche Strukturen und Mitarbeiter, die sie kennen und denen sie vertrauen, und die auch im Ernstfall genug Zeitfenster haben, sich kümmern zu können“, sagt Helga Baumann.
Ähnlich sieht es auch Barbara Kreft. Auch sie bedauert das Ausscheiden der Gemeindepädagogin. „Das IPT-ler-Team war auf einem so guten Weg und gut aufgestellt, sodass an den drei Standorten viel geboten wurde“, sagt Kreft. Ob das auch in Zukunft so aufrechterhalten werden könne, sei fraglich. „Dass wegen Sparmaßnahmen die Stelle nicht neu besetzt werden darf, zeigt, wie man mit Kirchengemeinden und Gemeindemitgliedern von oberer Stelle umgeht“, erklärt die Veserderin.
Ex-Presbyter Rainer Nowak ist ebenfalls sauer: „Ich rege mich nur auf und bin froh, dass ich nicht mehr im Presbyterium bin.“ Ganz anders Kirsten Steinecke. Auch sie bedauert das Ausscheiden von Almuth Gärtner sehr. Sie habe als Ehrenamtlerin gerne mit ihr zusammengearbeitet. „Aber ich finde, es dürfen nicht immer alle nur meckern. Wir müssen die Ärmel hochkrempeln und es anpacken“, sagt Kirsten Steinecke. Sie sehe das Problem eher in den sinkenden Gemeindemitgliederzahlen: „Wir können nicht alle nicht mehr zahlen wollen und dann erwarten, dass alles finanzierbar bleibt.“
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Superintendent Oliver Günther nimmt die Sorgen der Gemeindemitglieder ernst und „spürt, dass es knistert“. Spontan sagte er seine Termine für heute Nachmittag ab und gab gemeinsam mit Gemeindepädagogin Nina Wetzstein eine ausführliche Pressekonferenz und stellte sich auch den kritischen Fragen. Grundsätzlich handele es sich um eine Personalentscheidung. Er habe daher nur begrenzte Möglichkeiten, darüber zu sprechen. Was er aber sagen konnte: „Es ist eine Versetzung. Wir sind seit längerer Zeit im Gespräch gewesen. Die Entscheidung hat sehr persönliche Gründe und wurde ganz im Einvernehmen getroffen.“ Die Entscheidung sei folglich nicht aus einer strukturellen Maßnahme entstanden. „Bis zum Renteneintritt wären die drei Stellen vermutlich geblieben“, erklärt er. Und er findet die Entscheidung, drei Stellen für das IPT zu vergeben gerade zur Anfangszeit nicht falsch und hätte dies auch nicht geändert. Doch was hat sich geändert? „Natürlich verlangen uns die landeskirchlichen Vorgaben viel ab. Wir sind im Rahmen der Haushaltssicherung gezwungen, die Vorgaben für Planstellen einzuhalten.“
Und das bedeutet: Eine volle IPT-Stelle pro 3000 Gemeindemitglieder. Vorher war es eine Pfarrstelle. Und jeder habe IPTler einstellen können, sofern er dies finanzieren konnte. Die Trinitatis-Gemeinde hat derzeit rund 5400 Mitglieder. „Mit zwei Vollzeitstellen sind wir also schon oberhalb der landeskirchlichen Vorgaben. Ich bin in einem Dilemma. Auf der einen Seite haben wir die Vorgaben, aber ich muss auch mit der Situation vor Ort umgehen“, sagt Oliver Günther. Er kann die Sorgen und Ängste der Gemeindemitglieder verstehen. „Ich weiß nicht, was versprochen wurde, aber wir arbeiten an einem Plan B. Dazu kann ich aber noch nicht mehr sagen. Ich werde hier auch nichts versprechen, solange es nicht spruchreif ist“, betonte Günther, der erst seit Juli 2024 Superintendent ist. Das Versprechen, dass diese drei IPT-Stellen erhalten bleiben, stammt noch von seiner Vorgängerin Martina Espelöer im Rahmen der Verabschiedung von Pfarrer Wolfgang Kube im Juni. Einen Plan B könne es bereits Ostern geben, aber auch das möchte er nicht versprechen.
Nina Wetzstein ist sich sicher, dass es mit der Unterstützung klappen wird: „Mara und ich sind ein starkes Team und wir haben viel Unterstützung. Beispielsweise durch unsere Gemeindeschwester Claudia Sauer. Und natürlich durch die zahlreichen Ehrenamtler.“ Auf die Frage, die Wiblingwerder im Rahmen der Gespräche mit LokalDirekt stellten, ob es nicht sinnvoller wäre, an der Gemeindemanagerin zu sparen als am IPT erklärte Günther: „Die Gemeindemanagerin ist nicht in meinem Zuständigkeitsgebiet. Das läuft über das Evangelische Kreiskirchenamt Hellweg-Sauerland und hat nichts mit den Planstellen im IPT zu tun.“ Das bekräftigte Nina Wetzstein: „Durch die Gemeindemanagerin wird uns außerdem viel Arbeit abgenommen. Für uns ist es wichtig an der Basis zu sein.“
Auch das Thema Gebäude kam noch einmal auf. Oliver Günther machte die Problematik deutlich. „Die Zahl von Gebäuden ist überall viel zu hoch. Die Gemeindemitgliederzahlen haben sich halbiert.“ Folglich sei klar, dass es viel zu viele Gebäude gebe. Ginge es darum, pragmatische Lösungen zu finden, scheue er keinen Konflikt mit der Landeskirche. „Aber es muss immer darum gehen, gute Lösungen zu finden, nicht schnelle“, betonte der Superintendent. Ein gutes Beispiel sei dafür das Gemeindezentrum Mühlendorf, dass die Gemeinde inzwischen an die Stadt Altena vermietet hat. Dort findet die Ganztagsbetreuung der Grundschule Mühlendorf statt.
Oliver Günther zeigte großes Verständnis für die Sorgen der Gemeindemitglieder. Er habe die Gemeinde nach dem Fusionsprozess kennengelernt. Viele Entscheidungen sind vor seiner Zeit gefallen. „Den Schuh heute muss ich mir aber natürlich trotzdem anziehen. Ich kann auch kein Vertrauen einfordern, aber ich kann versprechen, dass der Kirchenkreis alles tut, was nötig ist“, sagte er. Er werde die Gemeinde bestmöglich auf ihrem Weg begleiten und unterstützen. Dem stimmte Nina Wetzstein zu und berichtete von vielen konstruktiven Gesprächen. „Das Ende ist das sicher nicht“, betonte Günther. Und Nina Wetzstein sagte: „Wir haben schon viel geschafft und sind auf einem guten Weg.“
Almuth Gärtner selbst gab auch auf Anfrage bislang keine Stellungnahme zu den Ereignissen ab.