Heinz besucht seit einiger Zeit regelmäßig die Gruppe, in der Suchtkranke und Angehörige von Abhängigen treffen, um wieder in ein Leben ohne Abhängigkeit zu finden und sich dafür zu stärken.
Die Gruppe und die beiden Frauen haben Heinz geholfen. „Ich wäre ohne sie nicht da, wo ich heute bin“, sagt er. „Noch vor zwei Jahren hätte ich mich hier nicht hin getraut, um vor Fremden über meine Geschichte zu sprechen“, bekennt er in eine Gesprächsrunde mit Dagmar Schröder, Gabi Partmann und zwei Journalisten.
Alkohol gehörte immer irgendwie dazu
Für ihn gehörte Alkohol zum täglichen Leben dazu. „Ich bin auf einem Bauernhof groß geworden, wir hatten viele Obstbäume“, erinnert er sich. „Das Obst haben meine Eltern zu Schnaps verarbeitet – und getrunken.“ Für ihn selbst sei es als Jugendlicher schließlich auch normal gewesen, mit „der Clique“ gemeinsam Alkohol zu trinken. Zuerst nur wenig, dann immer mehr. Heinz musste 35 Jahre alt werden, bis ihm sein Arzt sagte: „Du bist alkoholsüchtig.“ „Meine erste Reaktion war: Ich doch nicht.“ Aber: Heinz prüfte sein Verhalten und stellte fest, dass er keine zwei Wochen lang auf Alkohol verzichten konnte. Dann folgte Therapie auf Therapie. Er schaffte es, längere Zeit trocken zu bleiben. Schicksalsschläge ließen ihn aber immer wieder zur Flasche greifen. Jetzt will er für immer abstinent bleiben. Dabei hilft ihm die Gruppe. „Man lernt viel voneinander, auch in Alltagsfragen“, sagt er.
Wichtiger Austausch in der Gruppe
Diesen Austausch finden auch die beiden ehrenamtlichen Leiterinnen besonders wichtig. „Die Teilnehmer merken, dass sie mit ihrem Problem nicht alleine sind“, erklärt Gabi Partmann.
Egal um welche Abhängigkeit es sich handelt: Ziel ist immer die Abstinenz, auch schon während des Kurses. Nur wer dauerhaft enthaltsam lebe, habe eine realistische Chance, dem Teufelskreis zu entkommen, sagen Gabi Partmann und Dagmar Schröder.
Sie haben im Laufe der Jahre viele Frauen und Männer erlebt, die an ihrem absoluten Tiefpunkt angekommen waren. Vielen haben sie in dem Kurs, der ein Jahr dauert, neue Perspektiven eröffnet und sie dazu bewegt, ihr Leben zu ändern.
Dagmar Schröder und Gabi Partmann besitzen inzwischen mehr als zwölf Jahre Erfahrung und haben in dieser Zeit viele Menschen mit den unterschiedlichsten Abhängigkeiten erlebt. „Außerdem stehen wir im engen Kontakt mit den Fachfrauen der Suchtberatungsstelle und haben selbst an einigen Schulungen teilgenommen“, sagen die beiden Frauen.
Start mit Sachthemen – später wird’s persönlich
Der Name der Gruppe ist dabei Programm: Information und gegenseitige Motivation stehen im Mittelpunkt. In den ersten Wochen geht es um Sachthemen rund um Sucht und Rückfall. „So versuchen wir langsam Vertrauen aufzubauen und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Reden zu bringen“, sagt Dagmar Schröder. Im Laufe der Zeit können Gabi Partmann und Dagmar Schröder herausfinden, warum die Abhängigen die Kontrolle über ihr Leben verloren haben. „Die Sucht ist ja immer nur ein Symptom für tiefer liegende Konflikte.“ Diese Probleme werden in sehr persönlichen Gesprächen ergründet. Sie werden Für die beiden Frauen sowie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gilt übrigens ein eisernes Gebot: Es herrscht die Schweigepflicht aller Beteiligten. Nichts verlässt die Gruppe.
Regelmäßige Treffen im Café „Sprungbrett“
Wer ab 6. März an der Informations- und Motivationsgruppe teilnehmen will, muss sich zuvor unter Telefon 02351/907457 persönlich anmelden. Jeder kann teilnehmen, unabhängig von Herkunft und Religion. Die Beratung ist kostenfrei.
Zum Angebot gehört auch das Café „Sprungbrett“. Die regelmäßigen Treffen finden jeweils freitags von 19 bis 21.45 Uhr im Wohlfahrtszentrum „Navi“ an der Altenaer Straße statt. Hier ist Zeit zum Abschalten, Spielen und für Gespräche im Kreis Gleichgesinnter