Mit der Verlegung von Stolpersteinen wendet sich seit fast 30 Jahren der Kölner Künstler Gunter Demnig in Deutschland und mittlerweile in 25 weiteren europäischen Ländern den Opfern des Nationalsozialismus zu. Mit den kleinen Gedenksteinen soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben, verschleppt, ermordet oder in den Suizid getrieben wurden.
In Plettenberg hat Gunter Demnig seit 2008 Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus, die in Plettenberg lebten und wirkten. Ein Verzeichnis der Plettenberger Stolpersteine wurde auf Wikipedia veröffentlicht. In Plettenberg ist das Stadtarchiv für diese Form der lokalen Erinnerungskultur federführend zuständig. Es recherchiert das jüdische Leben vor Ort, initiiert die Verlegung der Stolpersteine und kümmert sich um Spenden für die Steine.
Bürger sind zur Gedenkveranstaltung eingeladen
Am Samstag, 3. Juni, wird Demnig erneut nach Plettenberg kommen. Um 12.15 Uhr beginnt seine Aktion an der Ecke Wilhelmstraße/Neue Straße. Dort werden die ersten drei Steine eingesetzt. Anschließend wird er zwei weitere Stolpersteine in der Graf-Dietrich-Straße und die letzten vier Steine an der Ecke Wilhelmstraße/Graf-Engelbert-Straße verlegen.
Die an diesem Tag verlegten Stolpersteine erinnern an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger und ihr Schicksal: den Viehhändler Leo Hesse und seine Ehefrau Rosa, den Kaufmann Eugen Loewenthal und seine Ehefrau Käte, den Kaufmann Louis Loewenthal und seine Ehefrau Emma sowie den Kaufmann Max Nussbaum, seine Ehefrau Hedwig und ihren Sohn Alfred Gerd.
Die Stadt lädt alle Interessierten ein, die Aktion zu begleiten. Die Gedenkveranstaltung wird anschließend in der Stadtbücherei fortgesetzt und gegen 14 Uhr enden.
Umgang mit Stolpersteinen „einfach nur peinlich“
Der Umgang mit den Stolpersteinen in Plettenberg war in jüngerer Vergangenheit, gelinde gesagt, „unglücklich“. 2020 waren im Zuge der Innenstadtsanierung entfernte Stolpersteine offenbar entsorgt worden und mussten durch neue ersetzt werden.
In diesem Jahr wurden fünf Stolpersteine an neuer Stelle am Obertor eingesetzt und direkt daneben ein mobiler Pflanzkübel platziert. Die Intention des Künstlers sei, dass die Steine auf frequentierten Wegen Menschen buchstäblich stolpern lassen, kritisierte Heidi Schmidt-Adler (Grüne) im Stadtrat. Dieser Umgang mit den Stolpersteinen sei gedankenlos und „einfach nur peinlich“.

Hintergrund:
- Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Seit 1995 sind in deutschen Städten und Gemeinden, aber auch im europäischen Ausland diese Steine gesetzt worden. Knapp 100.000 Gedenksteine hat Gunter Demnig in 1800 Städten in 28 Ländern bereits verlegt.
- Die aus Beton gegossenen Erinnerungssteine tragen an der Oberseite eine 10 mal 10 Zentimeter große Messingtafel. In sie wird die Überschrift HIER WOHNTE und darunter der Name, die Lebensdaten und das weitere Schicksal jedes einzelnen Menschen mit Hammer und Schlagbuchstaben eingetragen. Die Gedenktafeln werden vor der letzten selbst gewählten Wohnadresse der Opfer in das Straßenpflaster eingelassen.
- Auch in Plettenberg ist vor Jahren mit dieser Form der Erinnerungskultur, die sich ausdrücklich im öffentlichen Raum platziert und dort wahrgenommen werden soll, ein Zeichen gesetzt worden.