Zum Inhalt der Komödie von Thomas Haug: Michael ist Pförtner bei einem Speditionsunternehmen. Um seiner Tochter Juli zu beweisen, dass er mehr drauf hat als „Schranke hoch und Schranke runter“, beschließt er, den Jakobsweg zu gehen. Kurzerhand lässt er sich dafür zehn Wochen krankschreiben. Da in dieser Zeit Michaels Frau Erika ihre Mutter besuchen will, kommt Juli auf die Idee, die Wohnung ihrer Eltern unterzuvermieten, um Geld für eine Reise nach Südamerika zusammenzubekommen, um dort Wale retten zu können.
Als Michael auf seiner Wanderung mitten auf einer Straßenkreuzung wegen eines Wadenkrampfes zusammenbricht und fälschlicherweise für einen Klimakleber gehalten wird, verordnet ihm die Polizei Hausarrest mit einer elektronischen Fußfessel. Fortan kann er die Wohnung nicht mehr verlassen. Michaels Pech erreicht seinen Höhepunkt, als er feststellt, dass ausgerechnet sein Chef die Wohnung von Juli gemietet hat.
Um den Schein zu wahren, schlüpft er in die Rolle einer Haushälterin, unterstützt von seinem Bruder Johannes, der die Stelle des Chauffeurs einnimmt. Damit nicht genug. Aufgrund eines Unfalls auf den Gleisen wurden alle Zugverbindungen gestrichen und somit kehrt Ehefrau Erika unverrichteter Dinge wieder nach Hause zurück, wo sie Tochter Juli kurzerhand in die Verkleidung eines Butlers steckt.
Dieses Verkleidungsdurcheinander führt unweigerlich zu einer aktionsreichen Verwechslungskomödie, die durch die tolle schauspielerische Leistung der Akteure, das Bühnenbild und durchdachte Kostümierungen gewinnt. Durchsetzt mit etwas Lokalkolorit, wie die Einbindung des Hotels Weidenhof in die Handlung, dem Aufgreifen aktueller Themen, wie Klimawandel und Klimaklebern und dem Tierschutzprogramm „Rettet die Wale“, durchleben die Darsteller beim Versuch, ihre unterschiedlichen Lügengeschichten nicht auffliegen zu lassen, ein Wechselbad der Gefühle. Tochter Juli (Yasmin Baroth) ist dabei Stein des Anstoßes, indem sie mit der Untervermietung der elterlichen Wohnung für den Beginn des vergnüglichen Chaos sorgt.

Mit viel Spielwitz, absoluter Textsicherheit und körperlichem Einsatz agierten die Plettenberger Heike Meiritz, Wolfram Krautheim, Christiane Schelper, Stefan und Elke Koschate, Frank Schmidt und Yasmin Baroth in einem Theaterstück, in dem es um mehr ging als den misslungenen Aufbruch zum Jakobsweg. Durch die vertauschten Rollen, Michael alias Haushälterin Mechthild (Wolfram Krautheim) und Erika alias der Butler Erico (Heike Meiritz) entstand ein Theaterstück im Theaterstück. Sehr zum Vergnügen der Zuschauer entwickelte sich bei diesem in die Jahre gekommenen Ehepaar in ihren vertauschten Geschlechterrollen eine neue Romanze, die dadurch viel Verständnis für gleichgeschlechtliche Liebe hervorbrachte, aber auch im „gestandenen Mann“ Michael sein Frauenbild zurechtrückte.
Sehr überzeugend als vermögendes und verwöhntes Fabrikantenpaar von Knörke strapazierten Stefan Koschate und Christiane Schelper die Lachmuskeln. Die Stromschläge der elektronischen Fußfessel an Michaels/Mechthilds Fußgelenk, angelegt von Polizistin Elke Koschate aufgrund des Verdachts ein Klimakleber zu sein, gerieten nahezu zu einem slapstickartigen Running-Gag. Die Beschuldigung durch die Polizei wiederum ist die Ursache, warum Hausherrin Erika unverhofft wieder nach Hause zurückkehrt und als Butler dem Arbeitgeber ihres Mannes ihre Anwesenheit erklärt. „Es gab wohl einen Stau, dann musste der LKW auf den Schienen anhalten und durch die Warterei hat der Motor überhitzt und kommt jetzt nicht weiter! Stell dir vor, da hat sich wohl ein Mensch auf der Straße festgeklebt. Ja, genau, ein Klimakleber! Der hat den Stau verursacht!“
Als Verlierer der Geschichte am Ende der Auflösung kristallisiert sich Herr von Knörke heraus, der seine Ehefrau Roswitha nach Strich und Faden betrügt. Dies kann durch Michaels Bruder alias Chauffeur Johannes (Frank Schmidt) bezeugt werden, wodurch dieser als neuer Mann an die Seite von Firmenbesitzerin Roswitha gerufen wird, die natürlich ihren untreuen Gatten fristlos entlässt.
Gewinner dieses Stückes: alle Darsteller und Zuschauer, die einen amüsanten Abend erleben konnten.
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