Vor 50 Jahren, am 13. Mai, schlug das Team Meinerzhagen die Mannschaft aus Goch klar mit 18:4 und zog damit in die nächste Runde ein. Die fand mit internationalen Konkurrenten in Arnheim (Niederlande) statt.
Das Stadion an der Oststraße verwandelte sich am 13. Mai vor 50 Jahren in ein „Land der Pharaonen“. Die Symbolik des alten Ägypten diente als Kulisse für die Spiele, die die Menschen vor die Bildschirme und ins Stadion lockten. Am Abend zuvor war Klaus Guthof in der Team-Sitzung als der Spieler bestimmt worden, der den Joker spielen sollte.
Joker „Scarabäus“ brachte den Sieg
„Ich habe die Nacht von Freitag auf Samstag kaum geschlafen“, erinnert er sich. Als „Scarabäus“, in Ägypten ein als heilig verehrter Käfer, musste er eine Kugel ins Ziel rollen. Guthof holte die möglichen vier Punkte. Damit war dem Team der Sieg nicht mehr zu nehmen.

Wochenlang hatten nach einem strengen Auswahlverfahren Angelika Hegemann, Harald Kessler, Eva Hake, Wolfgang Wilhelm, Martina Bockholt, Rolf Kintea, Gundel Fastenrath, Volker Noetzelmann, Christa Hohage, Hans-Dieter Hoffmann, Karin Erbe, Helmut Rüßmann, Helga Braun, Joachim Gabriel, Klaus Guthof, Peter Bundle, Rüdiger Kolb, Herbert Wolff, Ingo Knothe und Reinhard Busch ihr Ziel erreicht.

„Wir waren die erste Heimmannschaft, die gewonnen hat“, blickt Kaus Guthof stolz zurück. Während sich laut „meinardus“ 70 Interessenten für die Spiele beworben hatten, hatte Teamleiter und Trainer Walter Haverkamp seinem Co-Trainer Klaus Guthof gleich signalisiert: „Du bist gesetzt!“. Fünf junge Frauen und zehn junge Männer bildeten letztlich das Team.
Athletik und Kraft der Gocher konterten die Meinerzhagener mit Cleverness und Geschicklichkeit, so Guthof. „Das hat sich ausgezahlt.“ Dazu hatten sie „die verrücktesten Parcours im Stadion aufgebaut“. Bis einen Tag vor der Live-Übertragung waren nur die Titel der Spiele bekannt, die Aufgaben nicht. Vielseitigkeit war daher ein Vorteil.
Zudem hatten die Jungs und Mädels, allesamt sportlich fit, die Zuschauer auf ihrer Seite. Im Stadion waren zusätzliche Tribünen errichtet worden. 8000 Fans „standen wie eine Wand hinter uns“, erinnert sich Guthof noch lebhaft. Wochen vorher habe es „kein anderes Thema mehr gegeben“ als das „Spiel ohne Grenzen“. Geschäfte hatten ihre Deko darauf abgestellt. Pyramiden und Kamele zierten die Schaufenster. Selbst am Arbeitsplatz sei das „Land der Pharaonen Top-Thema gewesen“.
Mit dem überzeugenden Sieg war dem Team die Teilnahme an der internationalen Entscheidung in auf dem Markt in Arnheim sicher. Hier mussten sie am 18. Juli 1973 nochmal ran. Thema diesmal: Urlaub.
Sonderzug nach Arnheim
Die Stadt war immer noch im Spiel-Rausch. Dazu hatte das Reisebüro Wernscheid einen Sonderzug organisiert. Mit mehreren Hundert Schlachtenbummlern ging es zur 4. Runde nach Arnheim. „Das war eine coole Sache und bombige Stimmung“, erinnert sich Reiner Schikowski, der als Teenager dabei war. Gegner waren Mannschaften aus Belgien, England, Frankreich, Italien, den Niederlanden und der Schweiz. Hier erreichten die Meinerzhagener immerhin noch Platz zwei hinter dem Sieger Ely aus England.



Die Freude über die gemeinsamen Erfolg und der Teamgeist wirken nach. Alle zehn Jahre treffen sich die Akteure, um Erinnerungen auszutauschen. Die nächste Mannschaftstreffen steht am Samstag, 13. Mai, im Gasthaus Zur Rose an. Rüdiger Kolb, der inzwischen in den USA lebt, gab den Anstoß zur 50-Jahr-Feier. „Es hat nicht eine Absage gegeben, alles sind dabei“, freut sich Klaus Guthof auf das Wiedersehen. Dafür, dass die Erinnerungen lebendig bleiben – oder wieder werden – hat Guthof zwei VHS-Kassetten aus dem Stadtarchiv digitalisieren lassen. Die Filme des spiele sollen am Abend über die Leinwand flimmern.
Zum Hintergrund
- „Spiel ohne Grenzen“ war in den 1960- und 1970-er Jahren neben dem Kuhlenkampff-Quiz „Einer wird gewinnen“, eine der größten Interhaltungssendungen im Fernsehen.
- Moderiert wurden die Spiele über mehrere Jahre von Camillo Felgen, der vielen als Stimme von „Radio Luxemburg“ bekannt war.
- Bei der in Deutschland vom WDR live ausgestrahlten Sendung traten Städte mit ihren Mannschaften im nationalen Vergleich und danach im internationalen Vergleich bei verschiedenen, meist sportlich herausfordernden Geschicklichkeitsspielen gegeneinander an.