Zwei Jahre hatten die Künstler und der Verein Stadtmuseum mit viel ‚Herzblut‘ an der Realisierung des Kultur- und Skulpturenparks am „Alten Friedhof“ gearbeitet. In der Nacht zum Tag der offiziellen Eröffnung am Pfingstsonntag ereignete sich dann das, was viele Kritiker im Vorfeld befürchtet hatten: Eine der für jedermann öffentlich in der Parkanlage zugänglichen Skulpturen wurde von unbekannten Randalierern aus dem Fundament gerissen, umgestürzt und dabei erheblich beschädigt.

„Wo bleibt da die Vernunft?“
„Viele von Ihnen werden es vielleicht schon heute am Morgen über die Sozialen Medien mitbekommen haben, dass in der Nacht zu heute eine Skulptur mutwillig beschädigt wurde“, sagte Bürgermeister André Dahlhaus in seiner Eröffnungsrede zu den zahlreichen kunstinteressierten Besuchern im Park. „Ich frage mich wirklich: Wo bleibt die Vernunft bei denen, die so etwas machen?“
Problematik in Breckerfeld: Wochenend-Vandalismus
Im Gespräch mit LokalDirekt sagte Dahlhaus anschließend, es sei ihm bekannt und bewusst „dass wir hier in Breckerfeld, vor allem abends an den Wochenenden, Probleme mit Vandalismus“ hätten. So würde der Bauzaun um den Neubau der städtischen Kita am Schulzentrum „regelmäßig kaputt gemacht“, andernorts wie beispielsweise im Adam-Schraub-Wäldchen am Heider Kopf fänden sich nach Wochenenden unzählige zerschmetterte Glasflaschen. Seit gut zwei Jahren nehme die Stadtverwaltung in regelmäßigen Abständen einen Security-Dienst in Anspruch, der „an ausgewählten Wochenenden“ zusätzlich zur normalen Polizeistreife „gewisse Orte“ kontrolliere.
Dahlhaus ist sich sicher, dass überwiegend Jugendliche für die „Wochenend-Randale“ in der Stadt verantwortlich sind: „Auch die Polizei bestätigt dies.“ Und dabei handle es sich nicht nur um in Breckerfeld wohnhafte, sondern auch um Jugendliche und junge Erwachsene etwa aus Ennepetal.
Platz für Jugendliche schaffen
„Wir als Stadtverwaltung überlegen, für diese Altersgruppe einen öffentlichen Platz zu finden, wo sie sich, anders als zum Beispiel auf Spielplätzen oder am Schulzentrum auch noch nach 20 oder 22 Uhr aufhalten dürfen, ohne dass Anwohner gestört werden.“ Er befürchtet allerdings „dass es sich bei den bisher auffällig gewordenen Personen um Jugendliche handelt, für die auch wir als Stadt – selbst bei aller Bemühung – gar kein passendes ‚Freizeit-Angebot‘ oder ‚annehmbaren Ort‘ schaffen können.“

„Schlimmer als in Köln-Kalk“
Auch Johannes Dennda, der als Vorstandsmitglied des Stadtmuseum-Vereins maßgeblich für die Umsetzung der Skulpturenausstellung verantwortlich zeichnet, zeigte sich entsetzt: „Seit zehn Jahren begleite ich ein ähnliches, ebenfalls öffentlich zugängliches Kunstprojekt in Köln-Kalk – und selbst in diesem ’sozialen Brennpunkt‘ ist derartiges noch nicht vorgekommen!“

Beschädigte Skulptur bleibt als ‚Mahnmal‘ stehen
Er glaube nicht, dass sein Werk bewusst von den Randalierern ausgewählt wurde, so der Halveraner Uwe Lassen, dessen Kunstwerk zerstört wurde: „Dass es passiert ist, ist zwar unfassbar, war aber zu erwarten.“ Auch aus diesem Grund gehe er konform mit Johannes Dennda: „Die Schäden an der Skulptur sind zwar reparabel, ich bin aber ebenfalls der Meinung, dass sie auch in kaputtem Zustand eine entsprechende Aussage zu meiner Thematik hat.“ Sie soll deshalb als ‚Mahnmal gegen Vandalismus‘ so wie sie ist auf das Fundament verdübelt werden.
Die beschädigte Skulptur trägt den Titel „Anbetung des Göttlichen“, auf einem Informationsschild erläutert der Künstler: „Friede mit der Welt und mit ihren Individuen, gedanklich, in Wort und Schrift, maskulin als auch feminin (…): Möglichkeit oder Wunschgedanke? Die Entscheidung trifft jeder Einzelne.“

Frieden und Vernunft
Das Thema „Frieden“ zieht sich überdies durch die gesamte Ausstellung. So hat der Breckerfelder Bernhard Führt eine Stahlskulptur für den Park zur Verfügung gestellt, die aus vier Panzersperren gefertigt ist: „Sie stellen die vier Himmelsrichtungen dar, denn überall auf der Welt ist Krieg.“
Erst wenn die Panzersperren ineinander gestellt würden, erfolge die Transformation zum Zeichen des Friedens. Die Spitze der Führt-Skulptur mit dem Titel „Friede durch Vernunft“ ziert eine Friedenstaube, und diese hat der Künstler so ausgerichtet, dass ihr Schnabel gen Osten zeigt.

Kunst im Baum
Die Stahl-Skulptur des Hagener Künstlers Günter Blanck ist für die Parkbesucher nicht direkt zu finden: Diese schwebt sozusagen als „Schutzengel“ hoch in einem der Bäume des Parks am alten Friedhof. Als Hommage an Marc Chagall und beflügelt von dessen Kunst habe er aus einer Alteisenplatte diesen vierflügeligen Engel als Symbol der Hoffnung geschaffen, ein darauf appliziertes regenbogenfarbiges Lebensrad soll alle Farben der Natur und Menschheit symbolisieren: „Die Form der Spirale in der Mitte steht für das ewige Kommen und Gehen, Leben und Sterben.“

Neue Impulse für den Park
Trotz oder gerade wegen der mutwilligen Beschädigung einer der Skulpturen hoffen die Künstler um Johannes Dennda, dass die Parkanlage „Alter Friedhof“ viele Kunstinteressierte anzieht und auch künftig für Kulturprojekte genutzt werde. „Hier im Park sollten öfter Veranstaltungen stattfinden“, ergänzte eine Ausstellungsbesucherin. Denn mit seiner großen Grünfläche böte er sich regelrecht an für Live-Konzerte, Märkte, Wein- oder Foodfeste.