Informieren, vernetzen, unterstützen: Das möchten die Selbsthilfe-Kontaktstelle Märkischer Kreis und der Fachbereich Bildung, Kultur, und Sport der Gemeinde Schalksmühle mit ihrer Kooperation erreichen. 26 Selbsthilfegruppen aus Lüdenscheid, Halver, Plettenberg, Balve und Co. präsentierten sich am Donnerstagabend, 2. März, im Schalksmühler Rathaus.
Rund 150 eingetragene Selbsthilfegruppen gebe es bereits im Märkischen Kreis. Die Themen reichen von Depressionen und Suchterkrankungen über Krebs bis hin zu Adipositas und chronischen Darmerkrankungen. „Für Bürger ist das eine gute Möglichkeit, mit den Selbsthilfegruppen in Kontakt zu kommen und Menschen zu treffen, denen es ähnlich geht“, erklärt Silvia Gonzalez, Leiterin des Fachbereichs Bürgerdienste und Soziales.
„Wir haben eine herausragende medizinische Versorgung in Deutschland. Aber manchmal fühlt man sich doch allein gelassen“, sagte Bürgermeister Jörg Schönenberg im Rahmen der Ausstellungseröffnung. Selbsthilfegruppen sollen der Einsamkeit entgegenwirken und stattdessen Menschen Halt und Unterstützung geben.
„Mein Wunsch ist es, mit dieser Ausstellung Menschen zu motivieren, weitere Selbsthilfegruppen in Schalksmühle ins Leben zu rufen. Wir stehen bei so einer Gründung mit Rat und Tat zur Seite“, appellierte Organisatorin Ina Rath von der Selbsthilfe-Kontaktstelle. Zehn Stationen im Märkischen Kreis besucht die Wanderausstellung in diesem Jahr.
Musikalisch begleitet wurde die Eröffnung von Magnus Tempelmann von der Musikschule Volmetal mit der Gitarre.

Hautkrebserkrankte: „Ich wurde im Stich gelassen“
Ein großes Anliegen der Mitglieder in Selbsthilfegruppen sind die Unterstützung und der Austausch innerhalb einer Gemeinschaft. So auch für Christine Stuhldreier-Hochstein und Nicole Schwerin von der Selbsthilfegruppe „YOKO“ aus Balve, die Hautkrebserkrankte „dort abholen möchten, wo sie allein gelassen werden“.
Die Gründerinnen – beide von „Malignes Melanom“ („Schwarzer Hautkrebs“) betroffen – mussten feststellen, dass es an Hilfsangeboten vor Ort mangelte. Daher solle „YOKO“ Betroffene und Angehörige rund um das Thema Hautkrebs mit eigenen Erfahrungsberichten und professionellen Informationen beraten und unterstützen.

Oft würden Hautkrebs-Patienten nicht ernst genommen. Das beginne bereits vor der Diagnose, da die Hautkrebs-Vorsorge laut Stuhldreier-Hochstein viel zu kurz kommt: „Die Brustkrebs-Vorsorge kennt jeder. Die Aufklärung mit Blick auf Hautkrebs, der jede Altersgruppe betreffen kann, geht jedoch unter.“ Die Gruppe trifft sich jeden letzten Mittwoch eines Monats.
Von der Adipositas Selbsthilfegruppe hin zur „MännerRunde“
„Hätte ich mir keine Hilfe geholt, säße ich jetzt im Rollstuhl“, sagte Josiane De Schmedt von der Adipositas Selbsthilfegruppe „SHG Christian“.
Sie gründete die Hilfsorganisation im Jahr 2017, um Menschen beim Kampf gegen die Fettleibigkeit zu helfen: „Ich war von der Krankheit selbst betroffen und konnte 60 Kilogramm abnehmen. Deswegen möchte ich Menschen in Sachen Sport, Ernährung und Adipositas-Chirurgie unterstützen“, betonte De Schmedt im Gespräch mit LokalDirekt. Die Gruppe trifft sich jeden dritten Donnerstag um 19 Uhr im Bürgerzentrum Halver.

Spirituell ging es bei der „MännerRunde Lüdenscheid“ zu. Seit 2004 treffen sich Männer mittleren bis höheren Alters einmal im Monat, um die verschiedensten Aspekte des Mannseins zu erforschen und zu entwickeln.
Obwohl die Runde bereits seit fast 20 Jahren existiert, wurde sie erst vor wenigen Jahren als Selbsthilfegruppe anerkannt. „Wir haben uns gar nicht als Selbsthilfegruppe verstanden, bis wir auf die Selbsthilfe-Kontaktstelle gestoßen sind und uns dann informiert haben“, erklärt Mitglied Rolf Becker. Getreu dem Motto „Werde, der du bist“ erkunden die Männer ihre Stärken als auch Schwächen und tauschen sich über Themen wie etwa den Beruf, die Familie oder ihre Leidenschaft aus.

Selbsthilfegruppen auch für Pflegende
Nicht nur Betroffene sollen von dem Angebot der Selbsthilfegruppen profitieren, sondern auch pflegende Angehörige, deren Alltag besonders herausfordernd sein kann.
Tina Stahlschmidt vom Kontaktbüro „Pflegeselbsthilfe MK“ ist bewusst, dass Pflegende bisweilen körperlich sowie psychisch an ihre Grenzen geraten können: „Pflegende Angehörige haben keine Lobby. Mit der Selbsthilfegruppe möchten wir sie auffangen. Sie sind ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft, ohne sie würde das System zusammenbrechen“, betont Stahlschmidt. Das Angebot richte sich auch insbesondere an eine junge Zielgruppe unter 30 Jahren sowie Kinder.

Die Ausstellung „Selbsthilfe bewegt“ ist bis zum 31. März während der regulären Öffnungszeiten des Rathauses Schalksmühle zu besichtigen.
Öffnungszeiten des Rathauses:
Montag bis Mittwoch: 8 bis 16 Uhr
Donnerstag: 8 bis 17.30 Uhr
Freitag: 8 bis 12 Uhr