Die nächste Hiobsbotschaft für den Schul- und Vereinssport binnen weniger Tage: Nach der Sporthalle des Zeppelin-Gymnasiums muss nun auch die Turnhalle am Tinsberg wegen gravierender Schäden im Dachtragewerk mit sofortiger Wirkung gesperrt werden.
Materialversagen an Dachkonstruktion der Halle Tinsberg
Wie die Stadtverwaltung mitteilt, müssen Dachtragwerke von Hallen mit Spannweiten über zwölf Metern alle fünf Jahre überprüft werden. Diese Pflicht ergebe sich aus den Vorgaben der sogenannten Argebau der Länder. Die regelmäßigen Prüfungen betreffen auch die Sporthallen der Stadt Lüdenscheid. Während bei der letzten Überprüfung im Jahr 2020 keine Beanstandungen zu verzeichnen gewesen waren, hat es diesmal gleich zwei Hallen getroffen. Bei der Halle am Tinsberg (Baujahr 1970) ist der Grund für die Sperrung Materialversagen. Eine Prüfung der Halle an der Theodor-Heuss-Realschule steht noch aus.
Klebefuge durchgerissen
In der Halle am Tinsberg wurden die tragenden Elemente des Daches geprüft – sogenannte Brettschichtholzbinder. Insgesamt acht dieser Binder sind im Dach der Halle verbaut. In einem Dachbinder ist die Klebefuge über die komplette Länge gerissen. Bei diesem und einem weiteren Binder wurden außerdem bis zu sieben Zentimeter tiefe Risse in der Breite festgestellt. Bereits ab zwei Zentimetern ist eine Sanierung laut Gutachter notwendig. Im aktuellen Fall sei die Standsicherheit der Dachkonstruktion nicht mehr gewährleistet.
Abstützung und Sanierung geplant
Die Stadtverwaltung hat unmittelbar nach der Feststellung reagiert und die notwendigen Maßnahmen eingeleitet. Geplant sind folgende Schritte, die voraussichtlich zusammen mit den bereits für die Turnhalle des Zeppelin-Gymnasium beauftragten Unternehmen umgesetzt werden können:
- Hallenboden abdecken: So schnell wie möglich soll der Boden mit sogenannten OSB-Platten abgedeckt werden.
- Abstützung der Dachbinder: Als erste Sicherungsmaßnahme werden die betroffenen Dachbinder vom Boden aus abgestützt, um die Belastung zu reduzieren.
- Rückbau der abgehängten Zwischendecke: Diese wird entfernt, um eine bessere Sicht und Zugänglichkeit zur Dachkonstruktion zu gewährleisten.
- Erstellung eines Sanierungskonzepts: Parallel werden schon jetzt die Sanierungsmaßnahmen festgelegt. Eine möglichst effiziente und langfristige Lösung scheint in diesem Fall der komplette Neuaufbau der Dachkonstruktion zu sein.
- Erneuerung weiterer Gewerke: Da für die kommenden Jahre bereits Mittel für die energetische Sanierung der Halle, wie zum Beispiel die effiziente Dämmung des Hallendaches und der Einbau neuer Heizungstechnik, vorgesehen waren, können diese nun direkt gebündelt in die Sanierungsmaßnahme mit eingeplant werden.
Nach ersten Schätzungen der Zentralen Gebäudewirtschaft (ZGW) ist der Neuaufbau der Dachkonstruktion und die Umsetzung weiterer Maßnahmen voraussichtlich bis zum Ende der Sommerferien 2026 möglich. „Wir setzen alles daran, damit so bald wie möglich wieder Sport in dieser Halle stattfinden kann“, so Peter Meltzer, stellvertretender Betriebsleiter der ZGW. Die unterhalb der Sporthalle gelegene Mensa der Grundschule Tinsberg kann nach aktueller Einschätzung weiterhin genutzt werden.
Suche nach Alternativen für den Schul- und Vereinssport
Bei der Halle am Tinsberg handelt es sich um eine so genannte Einfach-Sporthalle. Anders als die große Dreifach-Sporthalle am Staberg ist diese nicht so intensiv von Vereinen belegt. Mit den von der neuen Sperrung betroffenen Vereinen ist der Fachdienst Schule und Sport im Austausch und sucht nach Ausweichmöglichkeiten.
Genauso ist man mit der Grundschule Tinsberg im Gespräch und prüft mögliche Alternativräume für Sport und Bewegung der Grundschülerinnen und Grundschüler. Erste Gespräche mit der Schulleitung dazu haben bereits stattgefunden.
Große Herausforderung für Schulen und Vereine
„Wir sind uns bewusst, dass die aktuelle Sperrung von insgesamt drei Turnhallen eine große Herausforderung für die Schulen und Sportvereine in Lüdenscheid bedeutet“, sagt Bürgermeister Sebastian Wagemeyer. „Wir setzen wirklich alles daran, um die Situation so schnell wie möglich zu verbessern. Ich danke den Mitarbeitenden der Zentralen Gebäudewirtschaft und dem Fachdienst Schule und Sport, die mit großem Engagement daran sind, bauliche und organisatorische Lösungen abzustimmen und umzusetzen. Genauso danke ich allen Kindern, Eltern und Vereinssportlern für die Geduld und ihr Verständnis für die anstehenden Baumaßnahmen. Aber diese sind zwingend notwendig, um für die Zukunft sicheren und planbaren Unterricht und Vereinssport in Lüdenscheid zu ermöglichen.“










