Meinerzhagen/Hunswinkel. „Glas? Kennst du den?“, fragt eine Besucherin den Begleiter. Ein silbergraues Coupe ist der erste Wagen unter den mehr als 80 Oldtimern, die in Reihen ausgerichtet vor der Listerhalle in Hunswinkel parken. „Glas“, kannte der Begleiter aus seiner Jugendzeit vor mehr als 50 Jahren. Danach verschwand die Marke, wie viele andere auch, aus dem Straßenbild und vom Markt.
Das 3. Oldtimer-Treffen, das der Verein „Gemeinsam für Valbert“ am Sonntag (8. Mai) ausgerichtet hat, bot viele Erinnerungen. Der wohl älteste Wagen, ein schwarzer Ford, Model A2, hatte 91 Jahre auf dem Buckel. Ölwechsel: alle 500 Kilometer. Aber: Ersatzteile sind immer noch zu bekommen „und gar nicht so teuer“, versichert der Fahrer. Ein Rekord 1700 mit behäkelter Toilettenpapier-Rolle parkte in der Nähe eines blauen Morgan Plus 8, mit Acht-Zylinder-Motor – Ein stylischer Hingucker, Retro der 1930er Jahre. Erstbesitzer Filmproduzent Roman Teufel. Für den neuen Besitzer offenbar ein wichtiges Kriterium.
Dann waren da noch alte Trecker, ein Lanz Bulldog von 1940, die deutsche Oberklasse von BMW bis Porsche, Ford Capri natürlich, und Uralt-Käfer mit Brezelscheiben oder ein Ami-Schlitten mit Tablett, das auf der runtergekurbelten Scheibe eingehakt werden kann, um die Portion Pommes oder den Burger von McSowieso einhängen zu können.
DRK-Leiter pflegt alten Rettungwagen
Zwischen den aufgemotzten und polierten Wagen auch ein echtes Gebrauchsstück: Ein VW-Transporter als Rettungswagen. „Funktioniert das Blaulicht noch?“, fragt eine Besucherin. Natürlich nicht! – . „Aber ich weiß, wo der Schalter ist“, schmunzelt Udo Maahs, Einsatzführer des DRK Meinerzhagen-Valbert. 1985 hatte er als neuer Bereitschaftsführer den Wagen in Dienst gestellt. Als der 22 Jahre später ausrangiert wurde, „tat mir das leid“, sagt er. Er kaufte den Rettungswagen und ließ sich neben dem Ehrenamt auf ein neues Hobby ein. Die Puppe auf der Trage im Rettungswagen, quasi die Patientin, hat er aus Dortmund besorgt.
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Das Beatmungsgerät fand Maahs in Plettenberg, die Materialkoffer kommen aus Arztpraxen in Leipzig und Berlin. Ersatzteile musste er schon mal aus den USA beschaffen. Dem DRK-Leiter macht es „Spaß, die Originalteile zusammenzukriegen.“ In der Form hatte VW den Wagen seit den 1950-er Jahren gebaut. Für Udo Maahs ist es Aha-Erlebnis, wenn er zu den jährlichen Treffen des DRK-Oldtimer-Clubs fährt. Dann stehen sie alle da aufgereiht die T1 oder T2 unterschiedlicher Baujahre. Manche, wie auch sein Oldie, hatten einen Katalysator als Zusatzausrüstung. „Zum Tanken musste ich damit nach Kierspe fahren“, erinnert sich Maahs.
Hunswinkler werden eingebunden
Gegen Mittag rollen immer noch Fahrzeuge auf den Platz vor der Halle, füllen die Reihen auf. „Hier ist mehr Platz“, begründet Jörg Simon, Sprecher des Vereins „Gemeinsam für Valbert“ den Wechsel aus dem Dorf nach Hunswinkel. „Unser Name ist Programm“, fügt er gleich hinzu. Es gehe darum, auch gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Und da sollen die Hunswinkler eingebunden werden. Die Kooperation entlaste zudem bei Organisation. „Das wird gut angenommen“, bilanziert Simon zur Halbzeit. Die zwei Euro Standgeld für die Fahrzeuge zahlen alle gerne. Und die Lister sei ja ein attraktives Ziel. Der Erlös fließt ins nächste Projekt: den Wiederaufbau der Zigarrenkiste als neuem Dorfgemeinschaftshaus.