Rönsahl. Das ungewöhnliche Duo war auf Einladung des KUK-Vereins mit „Unterricht für Psychos“ zu Gast. In ihrer Team-Poetry-Revue verknüpfen sie „ernste Lyrik“ der Lehrerin mit „reiner Comedy“ des Psychologen. Sprache, Körper, Bildung, das Miteinander und eine „Best-of-Auswahl“ sind ihre Themenschwerpunkte. Mal im Duett vorgetragen, mal solo. Furios schon der Auftakt mit der „Holy Fucking Stage“-Nummer, ein Stakkato von Reimen, alternierend auf Deutsch oder Englisch. Wie sieht es aus mit einem Deutsch-Leistungskurs? – Können sie sich sparen, rät die Lehrerin. In fünf Minuten bieten sie einen Abriss der deutschen Literaturgeschichte und finden es gut, dass die Besucher heftig applaudieren. Das sei ihr einziger Lohn, neben dem Geld.
Nordische Selbstironie
Beide kommen aus dem Norden. Sie aus Nordhorn, er aus Oldenburg. Entsprechend werden regionale Besonderheiten persifliert. Augenzwinkernde Selbstironie inklusive. Sebastians Großeltern waren 56 Jahre verheiratet. Klar, sie haben kaum gesprochen. Während der Duden „165.000 Wörter auflistet“, brauchen die Ostfriesen gerade mal fünf, um zu kommunizieren. Die wohl wichtigsten: Moin, und Hmmh. Mit entsprechender Gestik und Mimik lässt sich alles sagen. Und Luftzug, der im Süden als Jahrhundertsturm hochgejazzt wird, „ist bei uns nur ein bisschen Wind“, meint Sebastian.

Ein Abend voller Witz, mit viel Selbstironie, mit Lebensfreude und Tragik, die manchmal dicht beieinander liegen wie bei Louis, einem Kind, das nicht sprechen kann, seinen Freund in einem Kumpel findet, der nicht hören kann. Da muss man schon mal schlucken mit welcher Leichtigkeit, aber auch Intensität Theresa Springer das Schicksal in Versform fasst und zu dem Schluss kommt: „Egal, wer du bist, du bist ein voller Erfolg.“
Vorurteile beim Essen – besser Chips-Esser als jemand, der getrocknete Bananenscheiben kaut – und Absurditäten des Bildungssystem, bei dem „man merkt geschwind, das Problem sind nicht die Kinder, wenn das System vom Kopf her stinkt“. Manches geht so schnell, dass man kaum mit dem Hören nachkommt.
Viel Botschaft in kurzer Zeit
Theresa Sperling ist übers Theater und als Lehrerin für darstellendes Spiel vor zehn Jahren zum Slammen gekommen. Hier könne sie „viel Botschaft in kurzer Zeit vermitteln“. Sebastian ist seit acht Jahren dabei. Er sah Poetry Slam im Internet „und dachte: das kann ich auch: ohne Probleme ganz nach oben.“ Da sind beide inzwischen angekommen. Bei diversen Wettbewerben standen sie erst solo, dann als Duo im Finale und ganz oben auf dem Treppchen.
Sie habend das Zeug, auch Skeptiker für diese neue Kunstform zu begeistern. Für KUK war es der zweite Poetry-Abend. Es soll nicht der letzte gewesen sein. „Wir wollen das etablieren“, sagt KUK-Vorsitzender Rolf Muck. Mit solchen Akteuren wie am Samstagabend gerne wieder. Intelligente Unterhaltung ohne billige Schenkelklopfer.
