Nach zehn Jahren endete am Montagabend, 6. Oktober, die Ära Michael Brosch. Zumindest in Funktion als Vorsitzender des Stadtrates. Der Bürgermeister der Stadt Halver leitete das Gremium zum letzten Mal durch die diesmal abschließende Sitzung der nunmehr vergangenen Legislaturperiode.
Im Anschluss an den offiziellen Teil dankte Brosch daher den Mitgliedern des scheidenden Rates für die gemeinsamen Jahre. "Wir sind gut durch Krisen gekommen, und davon gab es einige", sprach Brosch die Corona-Pandemie, die Hochwasserkatastrophe oder die Herausforderungen der Flüchtlingswelle an. "Das ist uns gemeinsam gut gelungen."

Weiter sagte Brosch: "Ich blicke zurück auf Entwicklungen, auf die ich stolz bin in diesem Ort." Er schaue "im Guten" auf die vergangenen zehn Jahre seiner Amtszeit zurück. Sein Dank gelte aber nicht nur seinen politischen Wegbegleitern. Vor allem die Kollegen aus der Stadtverwaltung hätten ihn immer unterstützt. "Wir waren ein sehr gutes Team."
Er richtete seine Bitte an Verwaltung und Politik: "Arbeitet mit aller Kraft für diese Stadt weiter." Brosch wünsche sich "eine Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und Politik auf Augenhöhe und Respekt."
Dass die Politik "ihren Bürgermeister" der vergangenen zehn Jahre auch nicht wortlos aus dem Amt ausscheiden ließ, war an diesem Montagabend selbstverständlich. Eine Rede auf den 57-Jährigen hielt aber niemand aus den eigenen Reihen. Der Christdemokrat Kurt-Dietrich Neuhaus, der als langjähriges Ratsmitglied viele Entscheidungen der vergangenen Jahre in und für Halver mitgetragen und entschieden hatte, fasste die Amtszeit Broschs amüsant und kurzweilig aber auch kritisch zusammen.
Auszüge der Rede
"Sie, Herr Brosch, haben nicht freiwillig auf eine weitere Kandidatur verzichtet. Der ärztliche Rat hat Sie zu dieser Entscheidung veranlasst. Vielleicht war die Entscheidung beeinflusst von der Erkenntnis, dass man auf seinen Körper hören muss und nicht mehr, dass der Körper auf einen hört. Wir zollen Ihnen großen Respekt, dass Sie dieses fordernde Amt so engagiert und aufopferungsvoll ausgeübt haben. Sie haben trotz Ihrer Behinderung vollen Einsatz gezeigt und sind immer präsent gewesen.
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Als ich 2009 nach 30-jähriger Unterbrechung wieder Ratsmitglied wurde, kreuzten sich unsere Wege. Nach erfolgsloser Bürgermeisterwahl 2010 waren Sie Fraktionsvorsitzender der SPD-Fraktion im Rat. 2015 dann gewann Sie die Bürgermeisterwahl und konnte den Erfolg 2020 wiederholen.
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Sie als Bürgermeister, die Stadtverwaltung und die Mitglieder des Rates haben sich vor große Aufgaben gestellt gesehen: Die Coronakrise, die Flüchtlingskrise, die Rahmedetalbrücke waren einige große Herausforderungen.
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Die Gesprächspartner, die ich in Vorbereitung auf diese Rede befragt habe, haben übereinstimmend bekundet, dass Sie die Verwaltung mit hoher Fachkenntnis und Kompetenz geführt haben. Für die Mitarbeiter der Verwaltung hatten Sie immer ein offenes Ohr. [...] Sie kannten jeden und jede Person in der Verwaltung mit Namen. Sie sind bürgernah und haben sich bemüht, in vielen Gesprächen mit den Bürgern zu erfahren, wo jeweils der Schuh drückt.
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In unserer Stadt sind in Ihrer Amtszeit viele große und kleine Projekte verwirklicht worden. Teilweise vollendet, teilweise auf den Weg gebracht.
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Die Zusammenarbeit des Bürgermeisters mit dem Stadtrat war überwiegend gut. Ihre Sitzungsleitung war stets korrekt und souverän. Allerdings hat es auch Streit und Auseinandersetzung gegeben. Beispielhaft nenne ich den Streit anlässlich des Bauschuttes am Herpiner Weg. Zu der Sondersitzung kam der Bürgermeister mit zwei Rechtsanwälten. Es wurde kontrovers diskutiert, einiges an Vertrauen zwischen Kommunalpolitik und Bürgermeister stand auf dem Spiel. Wurden vor diesem Ereignis sehr viele Dringlichkeitsentscheidungen gefasst, so war danach nichts mehr so eilig, dass es erforderlich gewesen wäre, Dringlichkeitsbeschlüsse zu erlassen. Wir als Kommunalpolitiker, die Verwaltung und Sie als Bürgermeister haben die Aufgabe, der Stadt Bestes zu suchen. Die Ansichten der einzelnen Beteiligten, wie dieses zu erreichen ist, ist häufig sehr verschieden.
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Bei aller Verschiedenheit der Meinungen und Ansichten sind wir uns immer mit Respekt und Anstand begegnet. Wir alle wünschen Ihnen für die Zeit nach dem Bürgermeisteramt viel Gesundheit und Wohlergehen. Dem neuen Bürgermeister und dem neuen Rat wünschen wir viel Erfolg bei der Arbeit für unsere Stadt. Wenn wir auf die Probleme um uns herum und in dieser Welt schauen, dann hoffen wir, dass wir in Frieden und Freiheit diese gewaltigen Aufgaben gelöst bekommen. Sagen wir auf kommunaler Ebene allen Kritikern: Macht mit, bringt Euch ein, anstatt zu meckern. Wenn sich bei Wahlen 50 Prozent und mehr nicht mehr beteiligen, dann haben wir ein Problem. Möge es dem neuen Rat gelingen, mit der künstlichen Intelligenz und auch mit der AfD umzugehen und dabei aber die natürliche Intelligenz nicht zu vernachlässigen."

Kurt-Dietrich Neuhaus trat bei der vergangenen Kommunalwahl ebenfalls nicht mehr an. Er scheide, so sagte er am Ende seiner Rede, mit einem lachenden und einem weinenden Auge aus der Politik aus. "Besser so, als wenn man mich irgendwann hier heraustragen müsste."
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