Aufgewachsen ist Michael Brosch in Halver, er ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Töchtern. Bodenständig, nahbar und fest verwurzelt in seiner Heimat – das ist sein Fundament. Und vielleicht ist es genau diese tiefe Verbundenheit, die ihn zu einem besonderen Bürgermeister macht.
Ein unerwarteter Weg in die Politik
Politisch aktiv war Brosch lange Zeit nicht. Erst 2009 trat er überraschend in den Vordergrund – als Kandidat im Bürgermeisterwahlkampf gegen den damaligen Amtsinhaber Dr. Bernd Eicker (CDU). Brosch, der für die SPD antrat und zu diesem Zeitpunkt Gebäudemanager des Märkischen Kreises war, galt in der politischen Landschaft damals als Neuling.
Auch wenn er die Wahl damals noch verlor, war der kommunalpolitische Weg damit eingeschlagen. Nach der Wahl übernahm Brosch den Vorsitz der SPD-Ratsfraktion – wurde „Oppositionsführer“, wie viele ihn damals nannten. Als Fraktionsvorsitzender war er kritisch, angriffslustig, teils polemisch. Er sprach sich im Prozess der Regionale 2013 gegen „Prestigeobjekte“ aus. Je näher die Wahl rückte, desto staatsmännischer wurde er: sachlich, aber bestimmt, setzte er sich für mehr Transparenz, Bürgernähe und Pragmatismus in der Kommunalpolitik ein.
Dann die Überraschung: Michael Brosch gewann die Bürgermeisterwahl – diesmal gegen seinen früheren Kontrahenten Dr. Bernd Eicker. Eine zentrale Rolle spielte dabei eine hitzig diskutierte Frage rund um ein Turnhallengutachten. Die UWG unterstützte in der Folge den Eicker-Herausforderer Brosch und galt zusammen mit den Grünen, die sich kurz vor der Wahl mit der SPD auf ein Konzept für erneuerbare Energien verständigten, in politischen Kreisen als „Bürgermeistermacher“.
Seit dem 21. Oktober 2015 ist Michael Brosch Bürgermeister der Stadt Halver. In dieser Funktion repräsentiert er die Stadt, leitet die Verwaltung und ist Vorsitzender des Rates. 2020 wurde er eindrucksvoll im Amt bestätigt – mit 68,92 Prozent der Stimmen setzte er sich gegen den damaligen Kämmerer und Beigeordneten Markus Tempelmann durch, den viele als „Zahlmenschen“ beschrieben. Brosch punktete vor allem als Ur-Halveraner (der Herausforderer wohnte in Breckerfeld) und durch seine Nähe zu den Menschen. Die Beliebtheit in der Bevölkerung sorgte für einen „Brosch-Effekt“ und machte die SPD bei der Kommunalwahl zur stärksten Fraktion im Rat.
Stadt als Lebensaufgabe
Für Brosch ist Halver mehr als Arbeit. Es ist sein Zuhause. Und als Bürgermeister sieht er sich nicht als Chef, sondern als Kümmerer. Als jemand, der zuhört, vermittelt, Entscheidungen trifft – weil sie notwendig sind, nicht weil sie populär sind. Ob es um den Baubetriebshof geht, um die freiwillige Feuerwehr oder das Haushaltsloch.
Was Brosch ebenfalls auszeichnet: Seine Nahbarkeit ist kein Konzept, sondern Haltung. Er ist da, ansprechbar, offen. Er ist mittendrin: Bei der Kirmes steht er am Bierwagen, lacht mit jungen Menschen, bei den Geflügelzüchtern spielt er bei der Tombola mit und mit den Landsknechten besucht er Rom. Brosch beweist, dass „Bürgermeistersein“ nicht immer nur Anzug und Sitzung bedeutet. Bürgermeister ist auch Kapuzenpullover. Beim Beerpong.
Was vielen Konservativen ein Dorn im Auge ist, kam bei der überwiegenden Mehrheit der Wählerinnen und Wähler 2020 gut an. Solche Momente bleiben hängen. Nicht, weil sie spektakulär sind, sondern weil sie zeigen: Da ist jemand, der keine künstliche Distanz braucht.
So populär er in der Bevölkerung ist, so unbeliebt war er zwischenzeitlich innerhalb der Lokalpolitik. Er galt als nicht verlässlich, als jemand, der sich über sein Amt erhebt und manchmal die gleichen Muster der Intransparenz aufwies wie sein Vorgänger. Was für Eicker der Hallenboden war, war für Brosch der Bauschutt.
So tief die politischen Gräben zur Wahlzeit 2020 auch waren, so sehr gelang es Michael Brosch danach, Brücken zu bauen. Für – im besten Sinne – Ruhe zu sorgen. Vielleicht, weil er spürt, dass jede Amtszeit ein persönlicher Kraftakt ist. Vielleicht aber auch, weil er weiß, dass gute Politik Zeit und Vertrauen braucht – beides hat er sich in den vergangenen Jahren hart zurück erarbeitet.
Michael Brosch ist ein Bürgermeister, der seine Stadt nicht nur verwaltet, sondern lebt. Er ist kein großer Visionär – er ist der Mann, der die großen Visionen für Halver fertigstellte: das Bahngelände, die Villa Wippermann, die Häuser der Kultur. Der Halver kennt – nicht nur auf dem Papier, sondern in den Geschichten der Menschen. Und der – egal, wie es weitergeht – Spuren hinterlässt: menschlich, wirkungsvoll, beständig.
Michael Brosch ist mehr als ein Bürgermeister. Er ist ein Gesicht des Vertrauens. Ein Anker für eine Stadt im Krisenmodus, für eine Stadt im Wandel. Und für viele: der Beweis, dass echte Nähe in der Politik noch möglich ist.