Geschäftsführer Stefan Janning berichtete, dass sich 26,7 Millionen Fahrgäste im öffentlichen Linienverkehr im Berichtsjahre 2021 für das ÖPNV-Angebot der MVG entschieden haben (Vorjahr: 27,0 Millionen). Die Fahrgastzahlen im Pandemiezeitraum 2021 lägen somit nahezu auf dem Niveau des Vorjahres. Das sei eine gute Nachricht, denn im Jahr 2020 sind die pandemiefreien Monate Januar bis März enthalten.
“Die Nachfragekurve zeigt nach oben, aber bei den Fahrgastzahlen vor Corona sind wir noch lange nicht“, so Janning. Im Jahr 2019 hatten 34,4 Millionen Fahrgäste das Angebot der MVG in Anspruch genommen.
„Die Fahrleistung der MVG-Linienbusse hat allerdings das Vor-Corona Niveau überschritten, da die MVG zusätzliche Linienbusse eingesetzt hat, um Fahrgästen mehr Platz und Abstand in den Fahrzeugen anbieten zu können“, betonte Geschäftsführer Janning.
Corona bleibt ein Thema
„Auch im Geschäftsjahr 2021 hat sich die MVG aufgrund der Entwicklung der Inzidenzwerte und neuer Corona-Virus-Mutationen intensiv um den Schutz ihrer Beschäftigten und ihrer Kundinnen und Kunden gekümmert“, berichtete Geschäftsführerin Frauke Effert.
Als Beispiele nennt sie: „Maskenpflicht im ÖPNV, reduzierte Höchstbesetzung in den Bussen, Impfappelle an alle Beschäftigten, 3G-Regel am Arbeitsplatz und im ÖPNV, Einsatz von Sicherheitspersonal sowie der regelmäßige und gut besuchte Einsatz des Impfbusses in den Städten und Gemeinden des Märkischen Kreises.“
Für das Geschäftsjahr 2021 waren keine schweren finanziellen Verluste zu erwarten, da der Einnahmeverlust rückgängiger Ticketverkäufe über den Corona-Rettungsschirm aufgefangen wurde. Für die Einnahmen gilt das auch für das laufende Jahr 2022.
„Sorgen bereiten der MVG allerdings schon jetzt die steigenden Energie- und Treibstoffkosten“, betonte Effert und ergänzt: „Ab dem Jahr 2023 werden voraussichtlich zusätzlich höhere Personalkosten voll durchschlagen.“
A45 – Sperrung der Rahmedetal-Brücke
Eine für den Märkischen Kreis und seine dort lebenden und arbeitenden Menschen einschneidende Nachricht war die Sperrung der Rahmedetal-Brücke am 2. Dezember 2021. Verspätungen und verpasste Anschlüsse im Busverkehr der MVG waren die Folge der extrem hohen Verkehrsbelastungen auf den innerstädtischen Umleitungsstrecken. Die MVG habe von Beginn an mit dynamischen Anpassungen darauf reagiert und letztlich am 10. August dieses Jahres umfassende Fahrplanänderungen umgesetzt, heißt es. Voraussichtlich im Dezember 2022 wird die Rahmedetal-Brücke gesprengt. Hierzu prüft die MVG bereits mögliche Ausweichrouten.
Landrat Marco Voge lobt daher zurecht: „Nicht nur die Problematik aufgrund der Sperrung der Rahmedetal-Brücke, sondern zum Beispiel auch die Bewältigung der Folgen des Hochwassers im Juli 2021 und die inzwischen fehlende SPNV-Regionalbahn-Anbindung in Lüdenscheid zeigen, unter welchen Mehrbelastungen die MVG arbeiten muss.“ Mit Blick auf die Zeit der Corona-Pandemie, ergänzt Voge: „An dieser Stelle richte ich meinen ausdrücklichen Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MVG, sie ist unverzichtbares Rückgrat für die Mobilität in unserem Märkischen Kreis.“
a-Bus Iserlohn New Mobility Lab
Am 15. Oktober 2021 haben NRW-Minister Pinkwart und Ministerialdirigent Günnewig vom Verkehrsministerium NRW zusammen mit Landrat Voge und Iserlohns Bürgermeister Joithe den a-Bus in Iserlohn offiziell eröffnet. Beide Ministerien seien erfreut über die gute Zusammenarbeit der MVG mit den Projektpartnern (Stadt Iserlohn, Stadtwerke Iserlohn und FH Südwestfalen). Geschäftsführer Janning: „Die Ministerien schätzen die ehrliche Darstellung der momentanen Projekterfahrungen. Das Erkennen von betrieblichen Problembereichen und die Abschätzung von Grenzen der Einsatzfähigkeit sind wertvolle Informationen für die Ministerien bei der Bewertung derart innovativer ÖPNV-Projekte.“
Dazu zählt auch die transparente Beurteilung der Wirtschaftlichkeit im Vergleich mit klassischen ÖPNV-Angeboten. Karsten Meininghaus, Vorsitzender des Aufsichtsrates der MVG: „Die MVG als Projektpartner des a-Bus Iserlohn ist sehr gut aufgestellt und begleitet das erste Pilotprojekt dieser Art im Märkischen Kreis sehr engagiert. Ich bin gespannt, ob die Projektergebnisse dazu führen, den klassischen ÖPNV auch mit technisch so herausfordernden Angeboten ergänzen zu können.“
Zukünftige Antriebstechnologie für Linienbusse
Was ist die richtige Antriebstechnologie für die Linienbusse der MVG unter Berücksichtigung der heimischen Topografie – Batterie, Wasserstoff oder E-Fuel? Welche technische Infrastruktur muss die MVG in ihren Betriebshöfen installieren? Welche Finanzierungsmöglichkeiten für die zukünftige Antriebstechnologie gibt es?
Diese Fragen lässt der Märkische Kreis als Aufgabenträger des ÖPNV momentan untersuchen. Geschäftsführerin Frauke Effert hierzu: „Im Herbst dieses Jahres wird das Ergebnis der Studie vorliegen, die von der MVG intensiv begleitet wird. Es werden auch Aussagen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen erwartet sowie bauliche und technische Gegebenheiten der vorhandenen Betriebsinfrastruktur geprüft.“ Der Märkische Kreis wird die Ergebnisse der Studie im Herbst dieses Jahres den politischen Gremien vorstellen.
Neuausrichtung der Tariflandschaft
Die von der Westfalentarif GmbH und ihren Verkehrsunternehmen in 2021 vorgesehenen Tarifinnovationen wurden durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie deutlich verzögert. Ein Beispiel ist das von der MVG forcierte neue Preismodell beim Job-Ticket (günstiger Preis und erweiterter Geltungsbereich). Hierzu laufen inzwischen die Vorbereitungen zur Einführung bei der MVG. Auf die Neuausrichtung der Tariflandschaft hat auch das aktuell dominierende Thema „9-Euro-Ticket“ erheblichen Einfluss. Die von unterschiedlichsten Branchen- und Interessenvertretern angestoßene Diskussion einer Nachfolgeregelung führt auch bei der Westfalentarif GmbH und ihren Verkehrsunternehmen zu einer gänzlich neuen Definition einer oberen Preisgrenze.
Gespannt warte die MVG auf die im Herbst zu erwartenden Ergebnisse einer vom VDV in Auftrag gegebenen Studie zur Bewertung des 9-Euro-Tickets. Möglicherweise werde vom Bund und von den Ländern für den Herbst 2022 eine Übergangslösung erarbeitet, die dann zu Beginn des Jahres 2023 in eine Nachfolgeregelung zum momentan gültigen 9-Euro-Ticket münden wird. Eine schon ab dem Herbst 2022 dauerhaft gültige Nachfolgeregelung erwarte die MVG jedoch nicht, da die zur Bewertung notwendigen Studien noch nicht abgeschlossen sind.