Was sich zunächst nach einer trockenen Veranstaltung anhörte, entpuppte sich als hochinteressante und spannende Zukunftsvision und einer Bestandsaufnahme jener Herausforderungen, mit dem sich vor allem die Automobilbranche dieser Tage stark konfrontiert sieht. Denn der Summit beschäftigte sich mit wichtigen Zukunftsfragen und Transformationsherausforderungen der Automobilbranche und stellte gleichzeitig das Projekt ATLAS vor.
ATLAS als ideengebendes Konsortium
ATLAS – das Wort steht für „Automotive Tranformationsplattform Südwestfalen“ – entwickelte sich aus dem „tiefgreifenden Strukturwandel, den die Automobilbranche durchläuft“, erklärte Projektleiter Dr. Muhamed Kudic. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen ständen vor der Herausforderung, strukturelle Veränderungen wie Energieengpässe, Klimawandel, Digitalisierung und Fachkräftemangel zu bewältigen.
„ATLAS will die südwestfälischen Zulieferer der Automobilindustrie bei der digitalen Transformation, den anstehenden Umbruch- und Veränderungsprozessen unterstützen. Wir wollen informieren, konzipieren, qualifizieren, vernetzen und übernehmen sozusagen ein technologisches Scouting mit entsprechender Infrastruktur“, so Kudic weiter.
ATLAS ist ein Konsortium von sieben Unternehmen, Gesellschaften und Bildungsinstituten. Mitglieder sind: DNZ (gemeinnützige Gesellschaft für digitalisierte und nachhaltige Zusammenarbeit), die Universität Siegen, die IG Metall Bezirk NRW, die Fachhochschule Südwestfalen, die Gesellschaft zur Wirtschafts- und Strukturförderung im Märkischen Kreis, die agentur mark und Digital Hub Management.
Es gelte, „zukunftsweisende Ansätze für die individuellen Problemstellungen zu entwickeln“, erklärte Kudic weiter. „Dazu würden wir auch gerne ein großes Forschungszentrum betreiben oder mit einbeziehen. Denn bei Transformation geht es auch um Angst und Gefahren, sowie Möglichkeiten und Chancen. Wobei die Chancen in den Vordergrund rücken sollten.“ Gerade der Wandel zum Elektro-Auto bringe viele Probleme, aber auch neue Chancen mit sich, die „beteiligungsorientiert und sozialpartnerschaftlich“ gelöst oder angegangen werden sollten.
Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Vom Förderprogramm partizipieren 27 Netzwerke, 11 Hubs und drei Cluster. Allein für die Netzwerke wurden 136 Millionen Euro bereitgestellt. Davon entfielen 7,1 Millionen Euro Förderhöhe für den Projektzeitraum vom 1. Juli 2022 bis zum 30. Juni 2025 auf ATLAS.
Ab 16 Uhr gab es in der Stadthalle Olpe Fachvorträge und Diskussionen. Dazu wurden Gäste aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft geladen. Michael Kellner, Parlamentarischer Sekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, sendete via Stream eine Videobotschaft. Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW, und Arndt G. Kirchhoff, Präsident des Verbandes METALL NRW, waren ebenso vor Ort wie Landrat Marco Voge und NRWs stellvertretende Ministerpräsidentin und Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie Mona Neubaur (Die Grünen).
Neubaur erwies sich mit ihrem freien Vortrag über die „Zukunft der Automobilindustrie in Deutschland“ als kompetente, eloquente und rhetorisch versierte Rednerin, die auch in der anschließenden, relativ knapp gehaltenen Podiumsdiskussion die stärkste Kraft darstellte. „Nicht ich bin der Höhepunkt an diesem Abend, sondern die Veranstaltung selbst“, stellte sie zunächst fest und forderte, dass es auch von der Politik kreative Lösungen brauche.
Man dürfe auch nicht den Lärm-, Umwelt und Naturschutz ignorieren, sondern solle damit arbeiten. „Mit dem Konjunktiv kommen wir nicht weiter, deshalb müssen wir nach den Wünschen der Menschen handeln und gute Ideen umsetzen“, stellte Neubaur weiter fest.
Robotik, Digitalisierung und Klimaschutz seien Teile einer Lösung. So solle man auch über das ATLAS-Projekt hinaus konstruktiv miteinander umgehen. Dabei seien die Ministeriumsmitarbeiter nur Scherpas, die von Station zu Station begleitend tätig seien. „Teilen ist das neue Besitzen“ lautete ihr Motto.
Weitere Gäste auf dem Podium neben Neubaur, Giesler und Krichhoff: Volker Wulf, Prorektor für Digitales und Regionales an der Universität Siegen, Martin Hill, Mit-Gesellschafter der Hill GmbH und Frank Hoffmeister, Geschäftsführer des Lüdenscheider Unternehmens „Schrauben Betzer“.
„Mit etwas über 300 Teilnehmern haben wir die gewünschte Kapazität der Stadthalle voll ausgeschöpft. Mehr wäre zu eng gewesen“, sagte Simon Dietewich, bei ATLAS für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Und abschließend: „Wir wollen den Unternehmen Raum bieten und sie bei der Transformation in Richtung Klimaneutralität unterstützen.“ Ein „Mitnahmeeffekt“ sei erwünscht.
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