Die Begrüßungsfolie – mittels künstlicher Intelligenz (KI) erzeugt. Okay. Eine Frau mit Regenschirm: KI-generiert. Und daneben. Der Schirmgriff scheint gerade durch den Kopf zu laufen. Die Beispiele, die IG Metall Bevollmächtigter Fabian Ferber anführte, zeigen: Ki macht vieles möglich, aber Menschen nicht überflüssig.

„KI in der Arbeitswelt – droht uns der Personalabbau 4.0?“, war am Mittwochabend, 22. Oktober, Thema des IG Metall-Forums im Roten Saal des Kulturhauses Lüdenscheid. Eingeladen hatten der Angestellten-Ausschuss der IG Metall im Märkischen Kreis sowie Dr. Gerd Zika vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Er gab einen Überblick, wie sich, nach derzeitiger Datenlage, die Zahl der Erwerbstätigen und der Stellen mittel- und langfristig entwickeln werde.

Mittelfristig, bis 2029, rechnen die Experten mit einem Bevölkerungsrückgang von 1,4 Millionen Menschen. Damit sinkt auch die Zahl der Erwerbstätigen um 200.000 Personen pro Jahr. In einer Reihe von wichtigen Berufen (Fokusberufen) kommt es zu personellen Engpässen. Durch KI entfallen etliche Arbeitsplätze, der Strukturwandel macht sich deutlich bemerkbar. Dabei gehen auch hochqualifizierte Jobs verloren.

Die Entwicklung des Arbeitsmarktes bis 2040 skizzierte Dr. Gerd Zika beim IG Metall-Forum zu KI in der Arbeitswelt.
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KI gehört zum betrieblichen Alltag

Besonders betroffen ist der Märkische Kreis, wo es, anders als in Metropol-Regionen, keine Kompensation durch Neuansiedlungen gebe. Die Folge, so der Experte: hohe Arbeitslosigkeit bei gleichzeitigem Fachkräftemangel. Dem müsse durch konsequente Aus- und Weiterbildung begegnet werden – möglichst schon im Beruf, nicht erst nach Wegfall der Stelle oder bei Arbeitslosigkeit.

Jacob Riemekasten, Sprecher des Angestellten-Ausschusses, machte mit aktuellen Umfragewerten deutlich, dass KI in den Betrieben bereits Alltag ist. Metaller aus 29 Betrieben hatten sich an der Umfrage beteiligt. In 73 Prozent der Unternehmen wird KI bereits eingesetzt, in weiteren elf Prozent ist die KI-Unterstützung geplant. Einsatzfelder sind hauptsächlich Recherchetätigkeiten, die Übersetzung einfacher Texte und Assistenzaufgaben.

Jacob Riemekasten, Sprecher des Angestellten-Ausschusses, stellte Umfrage-Ergebnisse zur KI-Nutzung in den Betrieben vor.
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Metaller wollen Leitplanken einziehen

In der anschließenden Diskussion zeigte sich: Die Metaller sind keine Maschinenstürmer. Der Einsatz von KI wird als gegeben und notwendig angesehen. Allerdings bedürfe es einiger Leitplanken. Fabian Ferber sieht neue Aufgaben auf Betriebsräte zukommen, was die Kontrolle und Verwendung der Daten für KI angeht. Es gelte, den Austausch untereinander zu verstärken und auf Erfahrungen aus anderen Betrieben aufzubauen. Angeregt wurde in der Diskussion, „Steckbriefe“ zu bestimmten Problemen zu erstellen, die betrieblich angepasst werden könnten. „Wir müssen das Netzwerk in der IG Metall nutzen“, hieß es. Ferber forderte auch, dass Kündigungen und Sozialpläne für die Unternehmen teurer werden müssten, um zu zeigen, dass Qualifizierung notwendig und lohnender ist.

Bei mancher Skepsis zeigten sich Betriebsräte auch zuversichtlich. Die Situation jetzt sei bei sinkendem Angebot an Arbeitskräften komfortabler als vor etlichen Jahren bei Einführung der Automatisierung mit Lochstreifen und CNC-Steuerungen. Menschen, die freigesetzt würden, würden woanders gebraucht. Steigenden Bedarf machte Arbeitsmarktforscher Zika in den Bereichen Heime und Sozialwesen, IT- und Informationsdienstleister, Gesundheitswesen, Architektur- und Ingenieurbüros (technische Unterstützung) sowie im Sektor Erziehung und Unterricht aus.

Auf die Schlussfrage „Müssen wir uns alle Sorgen machen?“ gab es eine allgemeine Antwort. „Es wird Gewinner und Verlierer geben“, so Dr. Gerd Zika. Aber: Ohne KI werde der Lebensstandard nicht zu halten sein. Der Forscher glaubt auch nicht, „dass Arbeitsplätze in großem Stil wegfallen.“ – So die Prognose. Die individuelle oder regionale Realität kann ganz anders aussehen.