Seit September ist der Märkische Kreis offiziell Wolfsgebiet. Das aktuelle Wolfsvorkommen, vor allem aber das befürchtete Anwachsen der Population empfinden Weidetierhalter und Jäger als sehr bedrohlich. Friedrich-Wilhelm Schulz-Wiemann (Pferdehalter und Obmann für Biotop und Naturschutz im Hegering Plettenberg), Lars Eric Broch (Weidezone Deutschland e. V.) und Bernd Eichert (Wolfsbeauftragter des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands) schilderten in ihren Stellungnahmen nicht nur die Gefahr, die Wölfe für Weidetiere darstellten, sondern prangerten auch an, dass ihre Interessen von der Politik und deren Wolfsmanagement missachtet würden.
Friedrich-Wilhelm Schulz-Wiemann, der einen Pferdehof in Bremcke betreibt, erklärte, dass er die Pferdezucht aufgegeben habe. Er könne die Pferde nachts nicht auf den Wiesen lassen. „Fohlen mit nur ganz wenig Auslauf aufzuziehen, ist allein aus Tierschutzgründen nicht möglich.“
„Der Wolf gehört ins Jagdrecht“
Das Wolfs-Monitoring in Deutschland sei mangelhaft, kritisierte Lars Eric Broch. Er fordert, dass der Wolf ins Jagdrecht gehöre, „mit einer ganzjährigen Schonzeit, aber wenn Herden angegriffen werden, müssen Wölfe abgeschossen werden dürfen“.
„Das Ende der Fahnenstange ist erreicht“, erklärte Bernd Eichert. Der Wendener Landwirt und CDU-Kommunalpolitiker führte aus, dass im Kreis Olpe 80 Prozent der Landwirte im Nebenerwerb tätig seien. „Die Leute sind schlicht und einfach überfordert.“ Sie würden seit vielen Jahren am Tierwohl arbeiten und Biodiversität fördern. Das alles würde zunichte gemacht. „Der Wolf darf doch nicht über alles gestellt werden“, rief er aus. Große Teile der Politik sollten ganz generell ihr Verhältnis zum Eigentum überprüfen. „Es ist eine Unart geworden, über das Eigentum anderer zu bestimmen.“
Als Vertreter der CDU-Politik waren Bianca Winkelmann (MdL und stellv. Fraktionsvorsitzende der CDU-Landtagsfraktion Nordrhein-Westfalen), Paul Ziemiak (MdB und Generalsekretär der CDU Nordrhein-Westfalen) und Matthias Eggers (MdL) nach Plettenberg gekommen. Sie wollten sich ein Stimmungsbild machen und die Meinungen der Bürger mit nach Düsseldorf und Berlin nehmen, erklärten Eggers und Ziemiak.
Bianca Winkelmann, selbst aus einem Landwirtschaftsbetrieb in Ostwestfalen kommend, berichtete über viele Gespräche, die sie mit Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) führe. Die CDU sei bestrebt, eine Wolfsverordnung mit klaren Regeln zu erstellen. Dazu gehöre, dass der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen werde. „Wir brauchen einen rechtssicheren Rahmen für die Jägerschaft.“ Dazu gehöre auch, dass sie nicht für Schäden haftbar gemacht würden, die durch den Wolf angerichtet werden.
Bedrückende Erlebnisse schilderten betroffene Landwirte aus dem Publikum. Im Betrieb Horst Klinker aus Meinerzhagen war ein neun Monate altes Rind gerissen worden. „Solche Schreie habe ich noch nie gehört“, sagte er und machte aus seiner Meinung keinen Hehl: „Der beste Herdenschutz ist der mit Kimme und Korn.“
Jäger fühlen sich als Bürger zweiter Klasse
Ein Statement für die Plettenberger Jägerschaft gab Hegeringleiter Philip Plassmann ab. „Wir fühlen uns als Bürger zweiter Klasse. Die Jäger werden gegängelt und müssen ausbaden, was die Politik aus ideologischen Gründen anrichtet“, prangerte er an. Sein Appell an die Politiker lautet: „Geben sie der Landbevölkerung wieder eine Stimme, damit nicht Leute aus der Stadt über uns bestimmen!“
„Wir müssen laut werden“, findet auch Caroline Vedder, Gastwirtin aus Herscheid. Die Verantwortlichen für den Tourismus in der Region würden das Thema Wolf totschweigen.