Hagen. „Es ist uns im Jahr 2023 gelungen, die negative Entwicklung der Kriminalität in Hagen aufzuhalten. Zudem haben wir einen deutlichen Anstieg der Aufklärungsquote zu verzeichnen. Diese Tatsachen stimmen mich positiv und zeigen, dass wir uns in Hagen dem Anstieg der Straftaten entschieden entgegengestellt haben“, leitete Polizeipräsidentin Ursula Tomahogh am Mittwoch, 3. April, die Vorstellung der Hagener Kriminalstatistik ein. „Es freut mich, dass die ausgesprochen gute Arbeit einiger Ermittlungskommissionen der Kriminalpolizei Früchte trägt.“
Sämtliche Tötungsdelikte aufgeklärt
Sieben Tötungsdelikte wurden 2023 für Hagen erfasst. In sechs Fällen blieb es bei dem Versuch. Alle Fälle konnten aufgeklärt werden.
Die Gewaltkriminalität insgesamt zeigt sich mit 765 Fällen im Jahr 2023 unverändert im Vergleich zum Vorjahr, jedoch mit einer stark verbesserten Aufklärungsquote von 79,48 Prozent (+7,45 Prozent). Die diesen Wert dominierenden Deliktsbereiche entwickelten sich dabei uneinheitlich.
Die Zahl der Raubtaten sank von 242 im Jahr 2022 auf 174. An dieser Stelle werde nachhaltig von der „guten und erfolgreichen Arbeit diverser Ermittlungskommissionen aus den Vorjahren profitiert“, so die Polizeipräsidentin. So sei es Ermittlern des Kriminalkommissariats für Jugendkriminalität (KK14) Anfang des Jahres 2023 gelungen, mehrere jugendliche Täter festzunehmen, die bereits im gesamten Bundesgebiet wegen verschiedenster Delikte der Gewalt- und Eigentumskriminalität in Erscheinung getreten waren. Allein in Hagen begingen die alleinreisenden (marokkanischen) Geflüchteten in unterschiedlichen Täterzusammensetzungen 28 Straftaten.
Hemmschwelle sinkt
Die Fallzahlen bei gefährlicher beziehungsweise schwerer Körperverletzung stiegen im vergangenen Jahr dagegen von 479 auf 530 an, in 119 Fällen kam dabei das Tatmittel „Messer“ zum Einsatz. Die einfache Körperverletzung, die in der Kriminalstatistik allerdings nicht in die Summe der Gewaltkriminalität einfließt, ging im Gegenzug von 1569 auf 1395 Fälle zurück. „Im Ergebnis verfestigt sich daher das Bild einer stetig sinkenden Hemmschwelle zur Gewaltbereitschaft, die letztlich auch den Einsatz gefährlicher Werkzeuge zur Folge hat“, heißt es in der Pressemitteilung zur Kriminalstatistik.
Zahl der Vergewaltigungen deutlich gestiegen
Mit 52 angezeigten Vergewaltigungen lag die Zahl deutlich höher als im Vorjahr (38). In den meisten Fällen hätten sich Täter und Opfer gekannt: „Nur bei drei Übergriffe hatten die Frauen keinerlei Vorbeziehung zu den Tätern. Das zeigt uns deutlich, dass es sich bei dem Großteil der Fälle nicht, wie man vielleicht meinen könnte, um die zufällige Tat handelt, bei der eine Frau nachts auf dem Heimweg im dunklen Park zum Opfer wird. Vergewaltigungen finden meist im sozialen Nahbereich statt. Täter und Opfer kennen sich in der Regel“, stellte der Leiter der Direktion Kriminalität des Polizeipräsidiums Hagen, Kriminaldirektor Robert Gereci fest. Auch wenn es einen deutlichen Rückgang um 38 Fälle im Deliktsbereich der „sexuellen Belästigung“ gegeben habe, sei in Hagen jedoch auch im Bereich der Sexualdelikte „eine deutlich höhere Bereitschaft zur Gewaltanwendung festzustellen“.
Weniger Straßenkriminalität
Bei der Straßenkriminalität verzeichnete Hagen im Jahr 2023 einen Rückgang von 208 Taten auf 3370 Delikte (-5,81 Prozent). Herausragend waren dabei Taschendiebstahl (243 Fälle), Fahrraddiebstahl (143 Fälle), Diebstahl aus Kraftfahrzeugen (759 Fälle), Sachbeschädigung an Kraftfahrzeugen (828 Fälle) und der sonstigen Sachbeschädigung im öffentlichen Raum (582 Fälle).
Blicke man bei den Zahlen für die Straßenkriminalität speziell auf die sogenannten „Konzeptbereiche“ der Polizei Hagen, so sei für den Bereich um den Hauptbahnhof ein Rückgang um 47 auf 251 Taten im Vergleich zum Vorjahr (2022: 289) zu verzeichnen. Für Altenhagen und Wehringhausen könne ein noch stärkerer Rückgang von 621 Delikten im Jahr 2022 auf 479 Delikte in 2023 erkannt werden. „Diese positive Entwicklung der Zahlen steht eindeutig im Zusammenhang mit der Intensivierung der polizeilichen Präsenz in diesen Stadtteilen. Wir wollen das Sicherheitsgefühl der Hagener Bürger verbessern und halten deshalb auch im Jahr 2024 an unserem Vorgehen fest“, so Polizeipräsidentin Tomahogh.
Betrugsfälle finden häufig übers Internet statt
Auch Vermögensdelikte (wie beispielsweise Betrug) waren im Jahr 2023 rückläufig. 3656 Taten wurden für Hagen erfasst (-4,49 Prozent). Die Gefahr, Opfer eines Betruges zu werden, bleibe dennoch hoch: „Viele dieser Delikte, die über das Internet begangen wurden und in Hagen lediglich ihre Wirkung entfaltet haben, sind in diesen Zahlen nicht erfasst, da der eigentliche Tatort unbekannt geblieben ist oder im Ausland liegt“, heißt es in der Kriminalstatistik. Die Zahl dieser Delikte sei von 682 im Jahr 2022 auf 1011 angestiegen. Es müsse daher angenommen werden, dass dieser Trend wegen der voranschreitenden Digitalisierung in allen Lebensbereichen auch in den kommenden Jahren zu beobachten sein wird.
Gleichzeitig gebe es in diesem Zusammenhang aber auch positive Signale: „Die Straftaten zum Nachteil älterer Menschen, auch bekannt als ‚Enkeltrick‘, sind in Hagen stark rückläufig.“ Wurden hier 2022 noch 76 Taten gezählt, waren es im Jahr 2023 insgesamt 37. Hier zeige sich, dass intensive Präventionsbemühungen ihre Wirkung entfaltet hätten.
Jugendkriminalität leicht gestiegen
Die Quote der Jugendkriminalität ist im Jahr 2023 auf 25,43 Prozent angestiegen (2022: 23,44 Prozent). Den größten Anteil der Tatverdächtigen stellten Jugendliche bei Raubdelikten (60 Prozent) und Ladendiebstählen (45 Prozent). Vergleichsweise niedrig ist die Quote der Jugendkriminalität bei der Rauschgiftkriminalität (18 Prozent) sowie bei Vermögens- und Fälschungsdelikten (18 Prozent).
44 Prozent der Täter ohne deutsche Staatsangehörigkeit
Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen an der Gesamtzahl der Straftaten betrug im vergangenen Jahr 44 Prozent. Besondere Schwerpunkte sind in den Deliktsbereichen Diebstahl (54 Prozent), Gewaltkriminalität (47 Prozent) sowie Straßenkriminalität (45 Prozent) festzustellen. „An dieser Stelle ist ein Blick auf die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur der Stadt Hagen unverzichtbar“, heißt es aus der Pressestelle der Polizei Hagen. „Im Jahr 2023 lebten insgesamt 47.172 (2022: 45.214) Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit in Hagen. Das entspricht einem Anteil von 23,9 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Es ist zu vermuten, dass die Zunahme der Zuwanderung mit dem Anstieg der Fallzahlen in den Phänomenbereichen der Eigentums- und Gewaltkriminalität im Zusammenhang steht.“