Den Nachrodt-Wiblingwerdern wird aktuell viel zugemutet. Die Lennehalle, die Grundschule, das Gartenhallenbad, die Lennebrücke – und vieles mehr. Es ist gerade eine Zeit der Veränderung. Das muss nicht schlecht sein. Aber es ist manchmal auch zermürbend. Was, warum und wie entschieden wird, ist nur schwer nachzuvollziehen. Prozesse ziehen sich über Jahre, gar Jahrzehnte, hin. Selbst den Ratsmitgliedern fällt es schwer, da immer den Überblick zu behalten. Und genau jetzt entscheidet ein Gremium, nicht mehr öffentlich zu tagen. Die Straßenbereisung und die Besichtigung der Sportstätten fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Warum? Der fraktionslose Ratsherr Matthias Lohmann sagt, „um fachlich und sachlich zu arbeiten“. Da hat er Recht, keine Frage. Manche Diskussion in den vergangenen Wochen entstand aus reiner Profilierung und war unnötig. Aber für dieses Verhalten der Ratsherren und -frauen dürfen nicht die Bürger gestraft werden. Sie auszuschließen ist gerade in diesen Zeiten ein fataler Fehler. Genau das Gegenteil sollte der Fall sein: Es müssen dringend Wege gefunden werden, die Interessen der Bürger noch mehr abzufragen und einzubringen. Informierte Bürger lassen sich nicht von Fake-News mitreißen, verbreiten keine falsche Polemik in sozialen Netzwerken, sondern denken mit, fühlen sich Ernst genommen. Politik im stillen Kämmerlein ist keine Lösung.
LokalDirekt hat nachgehört und plötzlich sind alle – CDU, SPD und UWG – für Öffentlichkeit. Warum? Weil es besser aussieht? Laut Bürgermeisterin Birgit Tupat gab es keinen einzigen Einwand gegen den Vorschlag. Alle haben den bequemen Weg gewählt. Raus aus der Öffentlichkeit. Es ist richtig, Fehler einzugestehen. Alle sind sich einig, dass demnächst wieder öffentlich getagt wird. Aber wäre diese Entscheidung ohne kritische Nachfragen aus der Öffentlichkeit gefallen? Wohl nicht. Verkriechen in der politischen Komfortzone ist ein Unding. Um es mit den Worten von Wolfgang Schäuble zu sagen: „Demokratie braucht Bürgerbeteiligung, Meinungsaustausch und transparente Entscheidungen. Sie sind das beste Mittel gegen Politikmüdigkeit und Demokratieverdrossenheit.“
Aber, und da hat Matthias Lohmann recht, Termine und Sitzungen sollten in diesen Zeiten sachlich und fachlich sein. Die Themen sind zu groß für persönliche Profilierungen und die Zeit für fundierte Entscheidungen ist jetzt.
Dieser Kommentar bezieht sich auf den Text: Politische Bereisungen sind nicht mehr öffentlich