Wer Geld in den Sand oder in die Binsen setzt, ärgert sich. Nicht so in Kierspe. Hier sollen bald eine Million Euro in eine Anlage fließen, die im Wesentlichen aus Sand und Schilf besteht – der so genannte Retentionsbodenfilter (RBF). Wie alte Lateiner wissen, heißt „retention“ Rückbehalt oder Anhalten. Und genau das soll ein RBF im Hägener Kamp: Wasser speichern, Zufluss-Spitzen abpuffern und Überstauungen ermöglichen.
Der Umbau des Regenrückhaltebeckens (RRB) Hägener Kamp ist eine Maßnahme im Abwasserbeseitigungskonzept der Stadt Kierspe. Dessen turnusmäßiger Fortschreibung für die kommenden sechs Jahre hat der Ausschuss für Umwelt und Bauen am Dienstagabend, 6. Mai, mehrheitlich zugestimmt.
Eyleen Jung vom Tiefbauamt stellte das Konzept mit den Bauwerkslisten und Übersichtsplänen vor. Jung ließ Fragen zu und ging mit Antworten in die Tiefe. So erläuterte sie, dass ein RBF ein größeres Becken mit einer guten Drainage und einem Kiesfiltrat sei, auf dem eine dicke Sandschicht mit Schilfbepflanzung große Wassermengen aufnehmen und filtern könne. Eine Million wird der Bau kosten. Ein Förderantrag kann 60 Prozent Zuschuss vom Land erbringen.
Marius Schriever, als sachkundiger Bürger für die CDU im Ausschuss, erkundigte sich nach der Haltbarkeit dieser Filterart und fragte nach den zu erwartenden Kosten für die Unterhaltung der Anlage. Eyleen Jung erklärte, je besser die Bauweise, desto geringer der Pflegeaufwand: “ Wenn wir dem RBF Ölabscheider, Laubfang und Absetzbecken vorschalten und auch das Ablaufwerk gut gestalten, reicht regelmäßiges Mähen.“ Die Haltbarkeit des RBF schätze sie mit 15 bis 25 Jahre ein. „Wenn wir die Sandpackung austauschen, auch länger.“
Der Bericht der Stadt verdeutlichte, dass die Kiersper Kanäle maximal ausgelastet sind. Für Neubaugebiete, Regen- und Hochwasserspitzen müssen sie neu dimensioniert werden. „Das Sanierungskonzept sieht dies teilweise in geschlossener Bauweise, teilweise offen vor“, teilte Eyleen Jung mit. Sie betonte, es müsse künftig vermieden werden, dass unbelastetes Wasser in die Kanalisation gelange. „Deswegen wird die Entwässerung bei neuen Baumaßnahmen immer mit geplant.“
Nach und nach müssten die Kanäle überprüft und Sanierungen geplant werden. Thomas Nies von Bündnis 90/Die Grünen fragte in dem Zusammenhang nach privaten Erschließungen. Der Ausschuss-Vorsitzende Christian Reppel (SPD) erklärte, alle Zuständigkeiten würden geklärt, um Bereicherungen auf Kosten der Stadt auszuschließen. Zu den insgesamt 16 Maßnahmen im Konzept gehört die Erweiterung der Kanalisation im Baugebiet Asternweg/Bordinghausen. Die Gesamtkosten werden bis zum Jahr 2029 mit 760 000 Euro kalkuliert. Die Sanierungen an den Kanälen am Kiersper Bahnhof und in Dorf schlagen mit je 975 000 zu Buche. Kanäle, Pumpen, Schächte müssen saniert werden. Insgesamt kalkuliert die Stadt mit mehr als 4,6 Millionen Euro.
Daher erkundigte sich Peter Christian Schröder (FWG), ob der Ausschuss über einzelne Maßnahmen gesondert abstimmen könne. Die Anfrage wurde verneint. Die Mitglieder stimmten mit zehn zu sechs Stimmen der fünften Fortschreibung des Abwasserbeseitigungskonzepts mehrheitlich zu. Am Montag, 7. Juli, trifft der Rat die abschließende Entscheidung darüber.
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