In der kommenden Woche soll die erste Familie aus der Ukraine in die frisch renovierten Appartements in der ehemaligen Awo-Kita an der Weststraße ziehen. „Das Gebäude war in der derzeitigen Situation ein Glücksgriff“, sagt Klaus-Dieter Lau vom städtischen Ordnungsamt. Acht Appartements sind in den vergangenen Monaten entstanden. Bis zu zehn Personen sollen pro Einheit darin wohnen können, sagt Lau im Rahmen eines Vor-Ort-Termins mit LokalDirekt in dieser Woche.
Damit aus den ehemaligen Betreuungsräumen der Kita Wohnraum entstehen konnte, musste viel Hand angelegt werden. In einigen Bereichen wurden Fenster und Böden ausgetauscht und Wände durchbrochen. „Das flexiblere Holzständerwerk aus den 70er Jahren hat uns die Durchbrüche deutlich erleichtert“, sagt Timm Rietschel, zuständiger Architekt beim städtischen Bauamt.
Noch sind die Wohneinheiten „nackt“. Einrichtungsgegenstände sollen „nach und nach, je nach Bedarf“ rangeschafft werden. Zum nahezu größten Teil greift das Team des Bauamts dabei auf Möbel aus dem Werkhof zurück. So erhält jedes Appartement neben Betten, Schränken und weiteren Möbeln eine kleine Küchenzeile. Teilweise können auch Restbestände aus Kita-Zeiten genutzt und angepasst werden. „Vieles war noch vorhanden, musste nur einmal saubergemacht oder repariert werden und kommt jetzt wieder zum Einsatz; so wie die Deckenleuchten“, erklärt Rietschel.
Besonders für Familien beziehungsweise Mütter mit Kindern dürfte die Unterbringungsmöglichkeit an der Weststraße passend sein. Denn sowohl das großzügige Außengelände als auch die Turnhalle können genutzt und bespielt werden. Die meisten Wohnungen sind weiterhin über den Haupteingang zu erreichen. Einige aber sind zudem von außen separat zu erschließen.
Virtueller Rundgang durch die neu entstandenen Appartements
Abweichungen von politischem Entschluss
Neben einem Büro für zuständige Mitarbeiter der Stadt sowie einer Gemeinschaftsküche, bietet der großzügige Eingangsbereich der ehemaligen Kita Platz zum Spielen oder für die Ausrichtung von Kursen.
Die tatsächliche Anzahl von nunmehr acht Appartements für bis zu zehn Personen an der Weststraße weicht von einem politischen Beschluss im März dieses Jahres ab, wonach ursprünglich bis zu fünf Einheiten für maximal jeweils vier bis sechs Personen entstehen sollten.
Beseitigung von Vandalismus-Schäden im Haus Frommann
Auch im Haus Frommann wird noch fleißig gewerkelt. Wenn das Unternehmen HF Konzept aus Halver mit den Estrich- und Malerarbeiten fertig ist, werden in dem ehemaligen Hotel in Carthausen 43 Zimmer zuzüglich Gemeinschaftsbereiche bezugsfertig und nutzbar sein. Derzeit können schon acht ukrainische Flüchtlinge in bereits fertiggestellten Räumen unterkommen. Das große Hotel wirkt dabei wie ein „Lost Place“ – und ein Rundgang wie eine Zeitreise. Viele Halveraner werden sich noch an die Zeiten erinnern, in denen im Haus Frommann Essen serviert wurde. Heute können die Flüchtlinge in der ehemaligen Großküche ihre eignen Mahlzeiten zubereiten und an den Holztischen im Speisesaal essen.
„Hier war richtig viel zu tun“, sagt Timm Rietschel. Vandalen, Diebe und Zerstörer hatten dem Haus extrem zugesetzt, nachdem es bereits 2015 schon einmal für die Unterbringung von Flüchtlingen hergerichtet worden war. „Wir mussten die Heizungsstränge an vielen Stellen erneuern und Trinkwasserleitungen neu verlegen. „Die haben wirklich alles mitgenommen, was sie finden konnten“, beschreibt Lau die Situation, als er das Haus Frommann zum ersten Mal nach jahrelangem Leerstand betrat. „Die haben die Armaturen aus den Bädern gerissen, Leitungen geklaut und teilweise ausgegraben – einfach das ganze Haus verwüstet und zum Teil mutwillig zerstört“, weiß auch Bauamtsmitarbeiterin Katrin Siegmund. Nun habe man alles wieder so herrichten können, dass Menschen hier unterkommen können.
Umbaukosten in Höhe von rund 300.000 Euro
Auf die Stadt kamen im Laufe der Umbauarbeiten Kosten in Höhe von rund 300.000 Euro zu, beziffert Kämmerer Simon Thienel auf Anfrage und betont, die Summe gebe den Stand vom 30. September wieder. Zuletzt hatte Bürgermeister Michael Brosch im Zuge des Migrationsgipfels Bund und Land aufgefordert, die Kommunen für die entstandenen Kosten im Rahmen der Flüchtlingshilfen finanziell zu entlasten.