Der Bürgermeister der Stadt Halver, Michael Brosch, stand am Dienstagmorgen, 11. Oktober, vor der Fernsehkamera. Im Rahmen des ARD-Morgenmagazins kam er zum Thema „Flüchtlinge und Kommunen“ zu Wort. Hintergrund ist der heutige Migrationsgipfel, zu dem Bundesinnenministerin Nancy Faeser Kommunen und Landkreise eingeladen hatte. Zuvor hatte Faeser den Kommunen zur Bewältigung der Flüchtlingslage mehr Geld und Immobilien in Aussicht gestellt. Sie wisse, so Faeser in der ARD, dass die Städte und Gemeinden die Hauptlast trügen und wolle diese deshalb vermehrt unterstützen.
Im Gespräch mit der ARD konnte Michael Brosch als Bürgermeister einer ebensolchen Kommune „von der Basis“ berichten. Derzeit sind in Halver 260 geflüchtete Personen untergebracht, 200 davon kommen aus der Ukraine. Brosch betonte, dass die Unterbringung der Menschen derzeit „sehr gut“ klappe, nahezu zwei Drittel seien privat untergebracht. Brosch lobte die „große Solidarität“ der Halveraner.
Das Vorhaben Faesers, die Kommunen weiterhin zu unterstützen, halte er für einen „Schritt in die richtige Richtung“. Es sei aber nicht damit getan, „dass die Menschen, die zu uns kommen, ein Dach über dem Kopf haben, sondern es gibt viele weitere Aufgaben zu erledigen.“ Brosch weiter: „Das fängt bei der Betreuung an, bei den Schulklassen, die in einer Kleinstadt dann auch schnell an ihre Grenzen kommen.“
Unumgänglich sei daher „eine deutlich bessere Finanzierung der Kosten, die der Stadt derzeit entstehen.“ Rund 40 Prozent konnten mithilfe der Bundeszuschüsse für die Herrichtung von Immobilien gedeckt werden, so Brosch, die anderen Kosten aber würden im städtischen Haushalt landen. Sollte es nicht gelingen, diese Kosten von Bund und Land erstattet zu bekommen, berge dies Streitpotenzial. Man wolle das Geld nicht über die Grund- und Gewerbesteuer bei den Halveranern abholen. „Man darf die Solidarität nicht überstrapazieren“.
Auch wenn Halver mit derzeit 260 aufgenommenen Menschen nahezu 100 Prozent der Zuwendungen erfüllt: Es ist noch Platz. Im hergerichteten Haus Frommann in Carthausen können circa 48 Personen unterkommen, wie Thomas Gehring, Fachbereichsleiter Bürgerdienste, auf LokalDirekt-Anfrage erklärt. Bislang lebten dort acht Menschen. Im umgebauten ehemaligen Awo-Kindergarten an der Weststraße sind hingegen bislang noch keine Flüchtlinge untergebracht. Fünf separate Wohneinheiten wurden dort geschaffen. Gehring gehe aber davon aus, dass die Zahlen in Anbetracht der Lage in der Ukraine steigen. Nicht zuletzt habe auch die Fluchtbewegung über die Balkanroute wieder zugenommen, so Gehring.
Insgesamt habe Halver bislang rund 500.000 Euro investiert. Dazu zähle aber nicht nur die Herrichtung der Unterbringungen, sondern auch die Kosten für zusätzliches Personal, schulische Ausstattungen et cetera. Timm Rietschel, Mitarbeiter des städtischen Bauamtes, gibt an, der Umbau des Hauses Frommann habe rund 150.000 Euro gekostet, der Kita-Umbau rund 75.000 Euro.