Industrie 4.0 – das ist in vielen Mitgliedsunternehmen des Arbeitgeberverband (AGV) Lüdenscheid kein fernes Ziel, sondern Realität in Planung und Produktion. Wie Digitalisierung in der Praxis aussieht, vermittelte der AGV Vertreterinnen und Vertretern aus Mitgliedsunternehmen bei einer Digitalen Bustour. Angesteuert wurden die Gris Umformtechnik GmbH und Gustav Albert GmbH. Beide sind Herscheider Unternehmen und Mitglied im AGV Lüdenscheid. Mit von der Partie waren Kirsten Kling, Geschäftsführerin der Agentur Mark und Johanna Muhl von der Agentur Mark. Sie fungierte an diesem Tag als Reiseleiterin. Außerdem dabei: Marco Fries, der an der FernUniversität Hagen mit dem Schwerpunkt Maschinendaten-/ Betriebsdatenerfassung, Retrofit und Anomalieerkennung tätig ist.
Marco Fries machte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon im Bus mit den Grundsätzen und Chancen Betrieblicher Datenerfassung (BDE), Künstlicher Intelligenz (KI) oder Retrofit (nachträgliche Digitalisierung älterer Maschinen) vertraut.

Gerade mit Retrofit habe die Gris Umformtechnik gute Erfahrungen gemacht, erläutert Claus Weber, Mitglied der Geschäftsführung. Die Umrüstung von drei älteren Maschinen habe im Vergleich zur Neuanschaffung viel Geld gespart und dennoch eine spürbare Effizienzsteigerung gebracht. Schritt für Schritt taste sich das Unternehmen in die digitale Welt vor. Erst vor kurzer Zeit sei ein Energiemonitoring installiert worden. Es soll sicherstellen, dass teure Energieträger sparsam und effektiv eingesetzt werden. Auf die Frage, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Thema Digitalisierung bewerten, erklärte Claus Weber: „Unsere Beschäftigten erkennen den Nutzen, weil die neuen Prozesse auch zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen führen.“
Die Gustav Alberts GmbH sei bereits 2010 in die Digitalisierung eingestiegen, berichtete Betriebsleiter Christian Anheier. Begonnen habe das Unternehmen mit den Stanzautomaten. Inzwischen arbeite das Unternehmen mit einem digitalen Leitstand, über den hochkomplexe Fertigungsprozesse gesteuert würden.

Die Umsetzung der Maschinendatenerfassung (MDE) sowie der Betrieblichen Datenerfassung (BDE) habe lange gedauert. Zudem sei sie mit viel Überzeugungsarbeit verbunden gewesen. Aber: „Jetzt haben wir eine komplett planbare Fertigung“, so Christian Anheier. Auch bei Alberts konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Betriebsrundgang ein Bild vom praktischen Einsatz digital gesteuerter Prozesse verschaffen.
Dass der Einsatz von MDE und BDE noch lange nicht das Ende der Entwicklung sei, verdeutlichte Marco Fries bei der Rückfahrt. Der nächste Schritt sei der Einsatz von KI. Allerdings warnte er: „Achten Sie auf die Qualität der Daten, die Sie sammeln. Nur dann werden Sie Erfolg haben.“

Marco Friese arbeitet auch für das Zukunftszentrums KI NRW. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, kleine und mittlere Unternehmen und deren Beschäftigte durch praxisnahe Beratung und Qualifizierung zu unterstützen.
Ziel ist es, die Chancen und Potentiale von Digitalisierung im betrieblichen Umfeld zu nutzen und so Unternehmen in ihrer Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.