Vor einem halben Jahr startete das Sprach-Café im Jugendtreff "Aquarium". Einmal im Monat sind seitdem Flüchtlinge und Halveraner eingeladen, sich dort bei einem gemütlichen Beisammensein kennenzulernen. Nach den ersten sechs Monaten gibt's nun ein positives Fazit.
Am 12. März öffnete das Sprach-Café im Aquarium, In der Helle 15, zum ersten Mal seine Türen für Neuankömmlinge in Halver.
Vertreter des Jobcenters, der Stadt Halver, der VHS und natürlich einige Deutschlehrer der ehemaligen Flüchtlingshilfe Halver rund um Inge Clever boten zum ersten Mal an, beim Vermitteln von Deutschkursen, dem Ausfüllen von Formularen oder zur Beantwortung der vielen Fragen, die man als Neuankömmling in einer Stadt hat, behilflich zu sein.

Das Angebot richtet sich dabei zwar vorrangig an Zuwanderer, die der deutschen Sprache (noch) nicht mächtig sind, aber alle ehrenamtlichen Helfer hatten schon zur Eröffnung den Wunsch, dass sich auch möglichst viele Halveraner zu den monatlichen Treffen einfinden. Ziel war und ist, Kontakte zu knüpfen, die jeweils anderen Kulturen und Gewohnheiten kennenzulernen und - unterm Strich - einen schönen Nachmittag bei Kaffee und Kuchen miteinander zu verbringen.
Nun konnten die Beteiligten eine kleine Zwischenbilanz nach sechs Monaten Sprach-Café ziehen. In kleinen Gruppen saßen Deutschlehrer der ehemaligen Flüchtlingshilfe, Elvira Wiegand als zuständige Sachbearbeiterin für Flüchtlinge der Stadt Halver und Inga Frank vom JobCenter mit potenziellen Schülern, Fragestellern oder einfach zum Gespräch mit Menschen aus dem Irak, aus Afghanistan oder Syrien zusammen.

Während Virginia-Lynn Pahl, die als Jahrespraktikantin bei der Stadt arbeitet, sich um die Kinder der Flüchtlinge kümmerte, und die Eltern im Gespräch waren, berichtete Inga Frank von den Integrationsbemühungen der Stadt für die Neuankömmlinge. "Sie kommen zuerst zu mir ins Rathaus, um dort die ersten Anträge zu stellen. Ich vermittle dann die Unterkunft, sorge für die Einschulung der Kinder und besuche die Familien später zu Hause. Damit ist der erste Kontakt hergestellt", berichtet sie.
Danach ist das Angebot des Sprach-Cafés für sie eine perfekte Ergänzung. "Ich kann die Leute dahin schicken, wo sie sich mit anderen Flüchtlingen vernetzen können. So können die, die schon länger hier leben, den Neuankömmlingen zum Beispiel erklären, wie der Busfahrplan zu lesen ist, oder bei anderen Alltagsfragen helfen." Sie begrüßt es auch ausdrücklich, dass das JobCenter im Sprach-Café vertreten ist, denn der Weg von Halver nach Lüdenscheid sei gerade für Menschen, die die deutsche Sprache noch nicht beherrschen, eine riesige Herausforderung.
"Daher ist das Sprach-Café eine perfekte Ergänzung zu den Büro-Öffnungszeiten im Rathaus. Außerdem ist das Angebot im Aquarium deutlich niederschwelliger. Die Amtsräume machen so manchem Flüchtling auch Angst. Hier im Café ist die Situation nicht so einschüchternd."
Während sie sich noch mit Aga Quadis unterhält, der vor fünf Jahren aus dem Irak nach Halver kam, bespricht Barbara Stoyke-Bischofs mit Waqas, einem Neuankömmling aus dem Irak, der dort Englische Literatur studiert hatte, die Möglichkeiten, einen Anfänger-Deutschkurs bei ihr zu besuchen und Inga Franke vom JobCenter beantwortet Fragen zu Anträgen zum Bürgergeld, zu Fördermitteln oder sie gibt Hilfestellung bei Themen rund um die Ausländerbehörde.

"Ich hatte sogar schon mal die Möglichkeit, hier im Sprach-Café Jobsuchende und Arbeitgeber gemeinsam an einen Tisch setzen zu können. Als Halveranerin bin ich ja gut vernetzt und kenne den einen oder anderen Arbeitgeber. So lässt sich auf kleinem Weg auch mal ein Praktikum einstielen", freut sie sich. Auch dass kleine Probleme, die innerhalb von wenigen Minuten hier vor Ort geklärt werden können und den Menschen nicht eine einstündige Busfahrt nach Lüdenscheid abverlangen, sei ein großes Plus des Sprach-Cafés. "So habe ich die Möglichkeit, im persönlichen Kontakt, ohne lange Terminvereinbarung schnell kurze Anliegen zu klären. Das spart den Menschen Zeit und Geld."
Positiv empfindet die JobCenter-Mitarbeiterin, dass im Sprach-Café viele Ansprechpartner auf kleiner Fläche versammelt sind und dass das Netzwerk so gut funktioniert. "Es ist ja nach wie vor noch in der Entstehung und wird sich weiterentwickeln, aber ohne das Sprach-Café bekämen weniger Menschen die Hilfe, die sie dringen benötigen", ist sie sich sicher. Sie bedauert gleichzeitig auch, dass viele Halveraner nicht wissen, dass der Treffpunkt auch für Deutsche gedacht ist. "Ich sehe das so, dass hier immer weniger Gemeinschaft gelebt wird, und bin dankbar, dass im Sprach-Café die Möglichkeit besteht, eben diese Gemeinschaft wieder zu fördern."
Zwei weitere Termin für das Sprach-Café gibt es noch in diesem Jahr:Amm Mittwoch, 5. November, und Mittwoch, 3. Dezember, haben alle Interessenten die Möglichkeit, sich an Gespräch, Spiel und Beisammensein zu beteiligen.