Im Märkischen Kreis herrscht akuter Wohnungsmangel: Nach einer Analyse des Pestel-Instituts fehlen aktuell rund 7800 Wohnungen. Gleichzeitig stehen im Märkischen Kreis 6010 Wohnungen bereits seit einem Jahr oder länger leer.

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Die Untersuchung, die im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) erstellt wurde, zeigt deutliche Defizite im Wohnungsmarkt der Region. Die Wissenschaftler haben dabei den Wohnungsbestand, die Bevölkerungsentwicklung sowie Prognosen für den Arbeitsmarkt und die Beschäftigung im Märkischen Kreis analysiert. Laut Pestel-Institut müssten demnach im Märkischen Kreis in den kommenden fünf Jahren jährlich rund 1040 neue Wohnungen entstehen, um den Bedarf zu decken. „Das ist im Moment nicht machbar“, sagt Institutsleiter Matthias Günther. Im ersten Halbjahr seien lediglich 194 Baugenehmigungen erteilt worden. „Der Neubau läuft mit angezogener Handbremse“, so Günther weiter.

Forderung nach günstigem Baugeld

Dabei gibt es für den Leiter des Pestel-Instituts vor allem ein effektives Instrument, das den Wohnungsbau auch im Märkischen Kreis flott in Fahrt bringen würde: „Dringend notwendig ist günstiges Baugeld. Der Bund muss ein Zins-Programm auflegen: Maximal 2 Prozent Zinsen – teurer darf die Finanzierung beim Wohnungsbau nicht sein. Dann wären deutlich mehr private Bauherren, aber auch Investoren endlich wieder in der Lage, neue Wohnungen im Märkischen Kreis zu bauen. Ein solches Programm wäre ein „echter Turbo für den Neubau“.

Kritik an der Bundesregierung

Auch der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel übt scharfe Kritik an der Wohnungsbaupolitik der Bundesregierung. BDB-Präsidentin Katharina Metzger erklärt: „Vom angekündigten ‚Wohnungsbau-Turbo‘ kann keine Rede sein. Die Maßnahmen wirken nur mittel- bis langfristig – ein schneller Effekt ist nirgends zu sehen.“

Katharina Metzger, Präsidentin des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB).
Foto: Tobias Seifert

Metzger warnt vor den wirtschaftlichen Folgen der Baukrise: „Läuft der Wohnungsbau, dann läuft auch die Wirtschaft. Passiert nichts, sackt der Neubau weiter ab. Bauunternehmen gehen in die Insolvenz, Bauarbeiter verlieren ihre Jobs.“

Bürokratie und Auflagen als Bremsklötze

Außerdem kritisiert der Baustoff-Fachhandel, das Bauen sei zu kompliziert und zu teuer geworden. „Vor allem völlig überzogene Energiespar-Auflagen beim Neubau haben unterm Strich für die Umwelt wenig gebracht, das Wohnen aber enorm viel teurer gemacht“, sagt BDB-Präsidentin Katharina Metzger.

Ein Punkt, den auch Matthias Günther vom Pestel-Institut unterstreicht: „Deutschland muss dringend wieder einfacher bauen. Wenn der Bund alle Auflagen und Vorschriften der letzten zehn Jahre komplett zurücknehmen würde, dann könnten im Märkischen Kreis ziemlich schnell wieder deutlich mehr und deutlich günstigere Wohnungen gebaut werden. Und zwar Wohnungen mit einem guten Standard. Manchmal ist weniger eben mehr.“