„Es ist vielleicht nicht so präsent, aber es gibt neben der Ukraine immer noch viele weitere Krisengebiete. Und von dort nehmen die Flüchtlingszahlen gerade auch wieder deutlich zu“, sagt Bürgermeisterin Birgit Tupat. Nach der Abschaffung der Sammelunterkünfte an der Hagener Straße vor einigen Jahren werden die Flüchtlinge in Nachrodt-Wiblingwerde dezentral untergebracht. „Derzeit stehen dafür 39 Wohnungen zur Verfügung“, berichtet Ordnungsamtsleiter Sebastian Putz. Und die sind schon ziemlich voll. Laut Bezirksregierung Arnsberg soll die Gemeinde noch 72 weitere aufnehmen. „Wir sind derzeit schon dabei, die normalen Betten teilweise gegen Etagenbetten zu tauschen. Ob die 72 auch wirklich kommen, ist auch fraglich. Derzeit ist es etwa ein neuer Flüchtling pro Woche“, berichtet die Bürgermeisterin. Überwiegend handelt es sich um Einzelpersonen, die meisten stammen derzeit aus Syrien.
Das Zuweisungsprinzip ist kompliziert. Es wird unter anderem unterschieden zwischen denen, die bereits anerkannt sind, und denen die noch im Verfahren stecken. „Wir als Gemeinde sind für die zuständig, die noch nicht anerkannt sind, die also noch mitten im Verfahren stecken“, erklärte Sebastian Putz. Alle anderen – und dazu zählen auch die Ukrainer – werden vom Jobcenter betreut, das dann auch für die Mieten der Wohnungen aufkommt. „Eines ist aber auch klar. Ohne die ganzen ehrenamtlichen Helfer liefe hier einiges deutlich schlechter“, betonte Bürgermeisterin Birgit Tupat. Insbesondere die Nachbarschaftshilfe leiste tolle Unterstützung, die die Gemeinde alleine gar nicht stemmen könnte. „Hinzu kommt, dass durch die dezentrale Unterbringung viel Kontakt zur Bevölkerung und den Nachbarn besteht. Teilweise sind Freundschaften entstanden und man hilft sich gegenseitig“, berichtet Sebastian Putz.
Für den Ordnungsamtsleiter macht es auch keinen Unterschied, ob er mit syrischen oder ukrainischen Flüchtlingen zu tun hat: „Klar sind uns die Ukrainer als Europäer auf den ersten Blick vielleicht näher. Ich kann aus der Erfahrung aber sagen, dass die Arbeit die gleiche ist.“ Sowohl die Ukrainer als auch die Flüchtlinge aus anderen Ländern seien nahezu alle nett und dankbar. „Klar gibt es immer Einzelfälle, mit denen es Probleme gibt. Aber das sind wirklich Einzelpersonen und die gibt es hier unter den Nachrodt-Wiblingwerdern ja auch“, sagt Sebastian Putz. Die Probleme seien auch übersichtlich. „Mülltrennung ist beispielsweise immer mal ein Thema. Das System ist halt typisch deutsch und zunächst schwer verständlich“, erklärt die Bürgermeisterin.