Altersvorsitzender des Rates ja, stellvertretender Bürgermeister nein: Wenigstens eine Personalie, die besondere Aufmerksamkeit verdient, hatte die konstituierende Sitzung des Herscheider Gemeinderates am 10. November zu bieten. Neue zweite stellvertretende Bürgermeisterin in Repräsentationsfragen ist die FDP-Frau Angelika Hahn. Sie löst auf diesem Posten das SPD-Urgestein Wolfgang Vöpel ab, der seit 1999 das Amt innehatte.

Überregionale Nachrichten

Wolfgang Vöpel ist eine der (inzwischen) grauen Eminenzen der SPD Herscheid. Der Verwaltungsfachmann, früher Leiter des Hauptamtes der Stadt Plettenberg und heute Pensionär, hat für seine Partei eines der beiden von der SPD gewonnenen Direktmandate gewonnen. Und: Er war sogar einmal Bürgermeister der Gemeinde Herscheid – das war zu der Zeit, als es noch einen hauptamtlichen Gemeindedirektor und einen Ehrenamtler als Bürgermeister gab. Er amtierte als Bürgermeister von 1994 bis 1999, was damals Ausfluss eines Betriebsunfalls im Maschinenraum der Politik der Gemeinde Herscheid war.

Herscheider Bürgermeister war damals bereits 15 Jahre Wolfgang Weyland (CDU), der stets mit Unterstützung der UWG gewählt worden war. Nun aber, 1994, beanspruchte die UWG mit Edmund Köster das Bürgermeisteramt ehrgeizig für sich – die gegenseitige Blockade wurde bis zur Wahl nicht beseitigt, was damals dazu führte dass sowohl Köster als auch Weyland das Nachsehen hatten und Wolfgang Vöpel an beiden vorbeizog, fortan das Amt des Ersten Bürgermeisters bekleidete. – Nach 1999 war er stets stellvertretender Bürgermeister.

Interessierte Bürger verfolgten die konstituierende Ratssitzung im Bürgersaal.
Foto: Aschauer-Hundt

Das alles ist deshalb bemerkenswert, weil es jetzt in Herscheid in der konstituierenden Ratssitzung für sämtliche Personalien eine abgestimmte Besetzungsliste gab, die von allen im Rat vertretenen Parteien und Gruppierungen getragen wurde – nur für die Wahl der Bürgermeister-Stellvertreter gab es keine Gemeinsamkeit. Der zu diesem Sitzungs-Zeitpunkt bereits von Altersvorsitzendem Vöpel (!) ins Amt eingeführte Bürgermeister Uwe Schmalenbach gab bekannt, dass es für die Wahl der Stellvertreter zwei Listen gebe: CDU, UWG und FDP hätten eine gemeinsame Liste eingereicht, die Wolfgang Bröker (CDU) und Angelika Hahn (FDP) nenne. Die zweite Liste habe die SPD eingereicht; hier kandidiere Wolfgang Vöpel. Gewählt werde nach den Grundsätzen der Verhältniswahl; es gelte das d’Hondtsche Höchstzahlverfahren. Die Wahl habe geheim zu erfolgen.

Die Ratsmitglieder wurden danach vom Bürgermeister einzeln aufgerufen, mit dem Stimmzettel versorgt und zur Wahl in die Stimmkabine geschickt. Eine fünfköpfige Kommission (je ein Mitglied je Fraktion) zählte dann die 22 allesamt gültigen Stimmen aus. Auf die erste Liste (Bröker / Hahn)  entfielen 15, auf die zweite (Vöpel) sieben Stimmen. Rein rechnerisch haben damit alle CDU-, UWG- und FDP-Ratsleute für die erste, SPD- und Grünen-Ratsleute für die zweite Liste gestimmt.

Links die neue Bürgermeister-Riege, rechts die Fachgebiets-Leiterinnen der Herscheider Verwaltung.
Foto: Aschauer-Hundt

Nach dem Verfahren d’Hondt entfielen damit 15 Stimmen auf die Liste 1, d.h. 15 auf Wolfgang Bröker und 7,5 Stimmen auf Angelika Hahn; auf Wolfgang Vöpel bzw. Liste 2 entfielen 7,0 Stimmen. Damit sind Wolfgang Bröker der erste Stellvertreter und Angelika Hahn die zweite Stellvertreterin des Bürgermeisters. Sie kommen bei Verhinderung des Bürgermeisters in repräsentativen Fragen und bei der Leitung der Ratssitzung vertretungsweise zum Einsatz. – In Verwaltungsfragen ist Kämmerin Sabine Plate-Ernst die allgemeinde Vertreterin des Bürgermeisters.

Das Wahlergebnis bei der Stellvertreterwahl ist letztendlich auch ein Abbild des Ergebnisses der Kommunalwahl vom 14. September: Damals errangen CDU und UWG jeweils ein weiteres Ratsmandat. Das grüne Lager verlor zwei Sitze, was in der Konsequenz zu einer deutlichen Stärkung des "bürgerlichen" Lagers führte.