Gerd Schröder, Vorsitzender des Heimatvereins, öffnete am Montagmittag diesen Schrank und gewährte einen kleinen Einblick. Ganz oben liegt eine Urkunde. Die bekam der Vorstand des Heimatvereins 1985 verliehen, als die Heimatstube und das Archiv eröffnet wurden. Ebenfalls darin verwahrt werden historische Flurkarten der Gemeinde. Aus dem Jahr 1862 stammen diese. Auffällig: Noch heute sind etliche Flurbezeichnungen aktuell und im Sprachgebrauch. Bürgermeisterin Birgit Tupat fand beispielsweise „im Garten“. So nennen die Rennerder noch heute einen Bereich, der ihrer Familie gehört.
Weiter unten gibt es einen Stich aus dem Friedenssaal in Münster. „Die sind natürlich nicht echt. Aber doch dokumentieren sie Geschichte“, erzählte Schröder. Besonders beliebt ist eine Karte der Grafschaft Mark aus dem Jahr 1640. „Die bekommt bei uns jedes Brautpaar, das in der Heimatstube heiratet. Die Karte mit dem Titel „Comitatus Marchia et Ravensberg“, was übersetzt Grafschaft Mark und Ravensberg bedeutet, stammt aus dem Atlas Theatrum Orbis Terrarum von Willem und Joan Blaeu. „Das war der Atlas, den damals jeder hatte“, erklärte Schröder.
Dargestellt werde die Grafschaft Mark zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Die Grafschaft erstreckte sich vom Niederrhein bis Soest und von Haltern am See bis Meinerzhagen. Die Karte hat einen Maßstab von 1:275.000. Die Grafschaft Ravensberg ist einer Nebenkarte eingeblendet. Besonders wird die Karte durch dekorative Elemente, wie einer Vignette mit den Wappen der Grafschaften Mark und Ravensberg sowie einer Darstellung eines Landsknechtes am Kartenrand.
Es gibt aber auch Kunstwerke, die in Wiblingwerde entstanden sind. Beispielsweise Linolschnitte des Lehrers Fritz Korthe, der damals in der Wiblingwerder Grundschule lebte und arbeite. Schröder zeigte unter anderem das Bild eines Landwirts beim sähen.
Für die Kostbarkeiten des Vereins wurde ein Kartenschrank angeschafft. „Bisher war es immer so, dass die großen Karten irgendwo auf einem Stapel lagen und dann einfach von A nach B gelegt wurden. Jetzt haben sie endlich einen geschützten Platz“, freut sich Siegfried Kruse. Die Idee dazu stammt aus der Zeit unter seinem Vorsitz. Im Rahmen der Sanierung des Kornspeichers und der Einrichtung des Archivs wurde ein Platz dafür gesucht und gefunden. Tischler Björn Boshe-Plois kreierte eine Maßanfertigung. Finanziert wurde das Ganze aus Spenden. Die größte kam von der Volksbank Hohenlimburg. 1000 Euro überreichten am Montagnachmittag Markus Plum, Bereichsleiter für Privatkunden, Bernd Kessner, Mitarbeiter in Wiblingwerde, und Marketingchefin Nicole Thelen dem Verein. Das Geld stammt aus dem Gewinnspartopf, den die Bank jährlich ausschüttet. 14.000 Euro waren in diesem Jahr darin und 12 Projekte wurden unterstützt. „Vereine konnte sich mit ihrem Projekt bei uns bewerben“, erklärte Nicole Thelen. Mit der Spende wurde gut die Hälfte des Schranks finanziert. 2500 Euro kostet dieser. „Es gab noch eine Spende von Siegfried Kruse. Außerdem hat uns die Tischlerei Harthe einen Nachlass gewährt und der Rest stammt aus der Vereinskasse“, erklärte Schröder.
Für Schrankbauer Björn Bosh-Plois war der Kartenschrank durchaus eine Herzensangelegenheit. Sein Vater Hermann Boshe-Plois war langezeit im Vorstand des Heimat- und Vekehrsvereins. „Schon als Kind bin ich hier immer überall rumgeflitzt und habe mitgeholfen“, erinnerte er sich. So sei es für ihn selbstverständlich gewesen, dem Verein zu helfen. „Der Schrank sollte sich gut einfügen und den Raum perfekt ausnutzen“, erklärte er.
Übrigens: Vereine, die sich für eine Förderung im kommenden Jahr bei der Volksbank bewerben möchten, können noch bis Weihnachten ihre Projektideen einreichen. Anfang 2025 werde dann über die Vergabe entschieden. Die Bewerbung erfolgt formlos via E-Mail an [email protected].