„Die wirtschaftliche Erholung kommt nicht wirklich in Gang. Trotz einer hohen Auslastung in vielen Gewerken trübt sich die Stimmung weiter ein“, stellt Hendrik Schmitt, Hauptgeschäftsführer der HwK Südwestfalen, fest. „Die Unsicherheit in der Politik, die auch nach der Bundestagswahl weiter besteht, der Investitionsstau in vielen Betrieben und die weiterhin hohen Kosten belasten das Handwerk erheblich.“
Gesamtwirtschaftliche Lage wirkt sich auf die Handwerksbetriebe aus
Mit einem erwarteten Wachstum von nur 0,3 Prozent bleibt die gesamtwirtschaftliche Entwicklung deutlich hinter den Erwartungen zurück – eine Entwicklung, die sich unmittelbar auf die Handwerksbetriebe in der Region auswirkt. Besonders das Bau- und Ausbaugewerbe spürt die Zurückhaltung der Kundinnen und Kunden deutlich. „Es fehlt an Planungssicherheit. Viele Betriebe verschieben Investitionen – nicht, weil sie nicht wollen, sondern weil sie einfach nicht können“, erklärt Schmitt. Als Gründe nennen die befragten Unternehmer hohe Energiepreise, steigende Lohnnebenkosten,
unübersichtliche Förderlandschaften sowie eine ausufernde Bürokratie.
Rückhalt im Gesundheitsweisen – Druck im Lebensmittelhandwerk
Insgesamt bewerten 41 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als gut (Herbst 2024: 44 Prozent), 39,7 Prozent als befriedigend (Herbst 2024: 40 Prozent) und 19,4 Prozent als schlecht (Herbst 2024: 16 Prozent). Damit wird die Geschäftslage der vergangenen sechs Monate sogar noch etwas schlechter eingeschätzt als bei der Umfrage im Herbst.
Stabil zeigt sich das Gesundheitsgewerbe, das von einer konjunkturunabhängigen Nachfrage profitiert. Ganz anders die Lage im Lebensmittelhandwerk: Hier melden 40 Prozent der Betrieb eine schlechte Geschäftslage – ein Tiefstwert der letzten 15 Jahre. Grund sind vor allem Konsumzurückhaltung, gestiegene Energiekosten und Rohstoffpreise sowie hohe Personalkosten.
Besonders deutlich zeigt sich die angespannte Lage im Geschäftsklimaindex, der zwar leicht auf 107 Punkte steigt (Herbst 2024: 100 Punkte), damit aber weiterhin deutlich unter den Werten von vor einigen Jahre liegt. „Ein unmissverständliches Zeichen für die gedämpfte Stimmung in der Gesamtwirtschaft und im Handwerk. Die Verunsicherung bleibt nach wie vor hoch“, sagt Schmitt.
Bürokratie, Energiekosten, Fachkräftemangel: Altbekannte Hemmnisse
Die Liste der Herausforderungen ist lang – und sie ist nicht neu: Fachkräftemangel, steigende Betriebskosten und wachsende bürokratische Hürden begleiten das Handwerk schon lange. Neu ist jedoch die Dimension, in der diese Faktoren zusammenspielen und Investitionen zunehmend ausbremsen. „Was unsere Betriebe brauchen sind verlässliche politische Rahmenbedingungen. Dann kann auch wieder investiert werden. Statt immer neuer Vorschriften braucht es, wie vom Wahlsieger CDU/CSU im Wahlkampf versprochen, gezielte Entlastungen – und zudem ein klares Bekenntnis zum Mittelstand“, fordert Schmitt.
Im Rahmen der Konjunkturumfrage hatten die Unternehmen die Möglichkeit, konkrete Fragen zu formulieren. Die HwK Südwestfalen hat diese Rückmeldungen aufgegriffen und zu sieben zentralen Themenbereichen gebündelt. Das daraus entstandene Positionspapier wurde dem Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion mit der Bitte übergeben, die für das Handwerk besonders wichtigen Anliegen in die weiteren politischen Gespräche und Verhandlungen einzubringen. In einer ersten Analyse des Koalitionsvertrags „Verantwortung für Deutschland“ zwischen CDU, CSU und SPD stellte Schmitt fest, dass zahlreiche Anregungen aus dem Handwerk und des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) berücksichtigt wurden.
Handwerkskammer fordert gezielte wirtschaftspolitische Maßnahmen
Um die wirtschaftliche Entwicklung des Handwerks wieder zu stärken, fordert die HwK Südwestfalen ein entschlossenes Handeln der Politik. „Wir brauchen bezahlbare Energiepreise, weniger Bürokratie und eine Begrenzung der Lohnnebenkosten. Ebenso wichtig sind verlässliche steuerliche Rahmenbedingungen und planbare Förderprogramme“, so Hauptgeschäftsführer Schmitt.
Trotz der schwierigen Lage betont Schmitt aber auch die Widerstandskraft des Handwerks: „Unsere Betriebe sind nach wie vor hoch motiviert und zeigen jeden Tag, wie wichtig das Handwerk für die Menschen in der Region ist – als Arbeitgeber, Ausbilder und als wirtschaftlicher Motor. Diese Stärke muss möglichst rasch durch passende politische Rahmenbedingungen gestützt werden.“