Ein bisschen ist es, wie bei der Badewanne. Stöpsel ziehen und das Wasser fließt ab. Allerdings ist das im Hallenbad natürlich alles viel größer, wie Sabine Karisch, Vorsitzende des Trägervereins berichtet: „Der Stöpsel ist ein riesiges Rohr mit einem sogenannten Schieber. Den muss man umlegen und dann kann das Wasser abfließen.“ Der große Abfluss befinde sich unten an den Startblöcken. „Dann müssen wir noch das Schwallwasserbecken ablassen, da gibt es noch einmal einen Schieber“, erklärt Sabine Karisch. Insgesamt werden etwa 360 Kubikmeter Wasser aus dem Gartenhallenbad fließen. Derweil wird das Bad ausgeräumt.
„Eine Woche ist dafür eingeplant“, erklärt Bauingenieurin Simone Groß von der Verwaltung. Das übernehme der Trägerverein. Geräumt werden muss vor allem der Bereich der Schwimmhalle. Die Sachen werden alle erst einmal in den Sammelumkleiden gelagert. Das sind zwei der wenigen Räume, in denen in den kommenden Wochen und Monaten nicht gewerkelt wird. Wie bereits deutlich sichtbar, haben die Sanierungsarbeiten bereits begonnen. Und zwar außen. „Die Fassade wurde schon abgenommen“, erklärt Simone Groß. Sie sei stellenweise stark beschädigt gewesen. „Sie bröckelte an einigen Stellen richtig ab und es gab etliche Risse“, berichtet die Leiterin des Bauamts.

Im Vorfeld sei bereits der Keller frei gelegt worden und habe eine neue Dämmung erhalten. „Man muss sich vorstellen, dass das Bad wie eine römische Therme geheizt wird. Also die Heizung befindet sich im Keller und ähnlich wie mit einer Fußbodenheizung wird das gesamte Bad oben geheizt. Und natürlich soll damit nur das Bad heizt werden und nicht der Boden drumherum“, erklärt Simone Groß. Daher sei der Keller neu abgedichtet worden.
„Diese Arbeiten mussten so früh im Jahr stattfinden, da sich sonst die Folgearbeiten verzögert hätten, denn dort, wo die Löcher waren, stehen ja nun die Gerüste, um die neue Fassade anzubringen“, erklärt die Bauingenieurin. Zudem habe diese Maßnahme auch zur umfangreichen Bestandaufnahme gehört. Vieles werde erst beim Umbau selbst entdeckt. Eine solch umfassende Sanierungsarbeit sei immer eine Art Wundertüte, oder wie ihr Vorgänger, Dirk Röding, zu sagen pflegte: „Vor er Schüppe is‘ dunkel.“

Neben der Fassade sei eine weitere Großbaustelle das Dach des Gartenhallenbades. Das müsse ebenfalls komplett erneuert werden. Bei Untersuchungen seien massive Schäden aufgefallen. Das Holz sei deutlich angegriffen. Es bestehe Pilz- und Schädlingsbefall. „Feuchtigkeit ist durch die Dämmung nach außen gekommen“, erklärt Simone Groß. Die Dämmung sei nach damaligen Standards erstellt worden. Das System habe sich langfristig jedoch nicht bewährt, wie sich nun zeige. „Das kann so auf keinen Fall bleiben, denn so wäre die Statik nicht mehr gewährleistet“, betont Simone Groß.
Im Inneren sei der erste Schritt das Abklopfen der Fließen an den Wänden. Groß: „Die sollen eigentlich erhalten bleiben. Das wäre zumindest unser Wunsch. Mit dem Klopfen ist nicht das Abnehmen der Fließen gemeint, sondern das Suchen nach Fehlern, wie beispielsweise Hohlräume.“ Neu gemacht wird auf jeden Fall der Umlauf um das Becken herum und das Becken selbst. Es wird ein komplett neues Edelstahlbecken eingesetzt. Hierfür liefen gerade die Gespräche mit verschiedenen Unternehmen. Der Auftrag sei noch nicht final vergeben. „Wir sind noch länger mit den Vorarbeiten beschäftigt und müssen zudem noch auf die Freigabe des Haushalts warten“, erklärt die Bauamtsleiterin. Unter anderem müssen die Fliesen am Ende des Beckens abgemacht werden, denn wenn das Edelstahlbecken eingelassen wird, braucht es mehr Platz, sodass weiter die 25 Meter Beckenlänge gewährleistet seien. Denn das sei wichtig, damit auch zukünftig unter anderem Schwimmabzeichen stattfinden können.

Ein Sprungbrett wird es auch mit neuen Becken nicht mehr geben. „Das Problem ist die Tiefe. Früher waren 3 Meter erforderlich. Da fehlten uns aktuell zwei bis drei Zentimeter für. Inzwischen sind es allerdings 3,40 Meter. Das ist leider unrealistisch“, erklärt Groß. Es werde aber auf jeden Fall wieder 3 Blöcke und eine Rutsche geben. Und auch die Treppe bleibt erhalten, damit es keine Probleme für ältere Besucher oder Behinderte gibt. „Vor allem für die Rehakurse ist das wichtig“, sagt die Ingenieurin.
Des Weiteren wird eine behindertengerechter Umkleideraum mit Toilette errichtet. Dafür wird die bisherige Behindertentoilette genutzt und um den benachbarten Abstellraum erweitert. Fest steht: Die Sanierung des Hallenbads wird ein Millionenprojekt. 2,4 Millionen Euro gibt es dafür aus Fördermitteln. „Das wird auch nicht mehr. Denn das Förderprojekt ist inzwischen abgeschlossen. Ob die Summe am Ende reicht, können wir derzeit noch nicht sagen“, erklärt Natascha Handschak von der Gemeindeverwaltung.
Mitarbeiter möchten Träger die Treue halten
Ein Jahr ist für die Maßnahme eingeplant. Das trifft neben den Gästen vor allem die 20 Mitarbeiter hart. „Davon sind sechs festangestellt und zwei haben einen Minijob“, erklärt Sabine Karisch. Für die Festangestellten wurde für das Jahr Kurzarbeit beantragt. „Sämtliche Mitarbeiter haben signalisiert, dass sie gerne für uns weiterarbeiten, weil sie einfach gerne bei uns sind“, freute sich Sabine Karisch.
Gute Mitarbeiter für ein Hallenbad zu finden, sei schwer und habe auch in Nachrodt lange gedauert. Doch inzwischen gebe es ein harmonisches Team, dass der Trägerverein nicht missen möchte. „Die Leute sind inzwischen teilweise privat befreundet und wir unternehmen auch in unserer Freizeit etwas gemeinsam. Zudem hängen die Mitarbeiter natürlich auch an ihren Kunden“, betont die Vorsitzende. Vor allem der Kontakt zu den Teilnehmern aus den Rehakursen sei eng. „Da kennt jeder jedes Zipperlein. Rehasport bedeutet ja auch immer Zuhören und Dasein“, sagt Karisch.
Große Party zum Abschluss
Am Samstag, 1. April, gibt es zum Abschluss von 10 bis 18 Uhr freien Eintritt ins Gartenhallenbad. Es wird Waffeln, Getränke und Bratwurst geben. „Alles gegen eine Spende“, sagt Karisch. Wer möchte, kann einfach kommen und ein letztes Mal ein Bad im alten Becken genießen.