Am Freitag, 7. November, um 20 Uhr gastiert die Band Kranich Kollektiv im Ratssaal. Der aus Plettenberg stammende Gitarrist Alexander Kranich setzt mit seinem Projekt der Jazzlegende Coco Schumann ein Denkmal.
Coco Schumann ist eine Legende der Jazzmusik. Er gilt als erster deutscher E-Gitarrist. Seine Musik, vor allem aber seine bewegende Lebensgeschichte trieben den Gitarristen und Jazzenthusiasten Alexander Kranich an, Coco Schumanns Vermächtnis lebendig zu halten – mit dem Album „Tribute To Coco Schumann“ und live mit seiner Band Kranich Kollektiv.
Georg Alexander Kranich, geboren 1993 in Plettenberg, studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Kaiserslautern. Heute lebt und arbeitet er in Hamburg. Seit vielen Jahren ist als Musiker sowie Fotograf und Autor in Sachen Jazz neben seinem Hauptberuf unterwegs. Seit 2009 hauptsächlich im Bereich des Big-Band-Jazz aktiv, ist Alexander Kranich heute ein viel beschäftigter Musiker in der Jazzszene Hamburgs. Er wirkte bereits an vier Albumproduktionen mit. Konzertreisen führten ihn u. a. nach Südkorea, England, Schottland, Spanien und in die Niederlande. Er spielte u. a. mit Wynton Marsalis, Pat Martino, Jens Lindemann, Ben Waters, Top Topham und Rolf Kühn. 2018 veröffentlichte er sein erstes Buch, 2024 mit dem Tribut an Coco Schumann sein erstes Album. Kranich ist Jazzfans in der heimischen Region als Gitarrist der Jazzband Lovely Dirt bekannt, die zuletzt im Oktober 2024 in Schalksmühle und Lüdenscheid auftrat.
Der erste deutsche E-Gitarrist
Heinz Jacob Schumann war Jazzmusiker und Gitarrist. 1924 in Berlin geboren, kommt er in den 1930er Jahren in Kontakt mit den neuen Musikrichtungen Swing und Jazz. Er lernt Gitarre und Schlagzeug und spielt in Swingbands. Aus Jacob wurde der Künstlername Coco. Mit Einführung der Rassengesetze wird Schumann 1935 als „Geltungsjude“ eingestuft, im März 1943 verhaftet und nach Theresienstadt deportiert. Dort muss er in der Jazzband Ghetto Swingers spielen, die auch im Propagandafilm „Theresienstadt – Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet“ einen Auftritt hat. Als Belohnung wird allen, die an dem Film beteiligt waren, versprochen, freizukommen. Allerdings überlebten nur er und zwei weitere Mitglieder der 16-köpfigen Band tatsächlich, denn „nach den Dreharbeiten wurden wir gleich nach Auschwitz, die meisten ins Gas, geschickt“, berichtete er. Später gründet er das Coco-Schumann-Quartett und wird der erste deutsche Elektrogitarrist. Als gefragter Musiker spielt er auch auf dem evangelischen Kirchentag in Hamburg 2013.
Begegnung beim evangelischen Kirchentag in Hamburg
Dort begegnet Alexander Kranich ihm zum ersten Mal. „Im Hamburger CCH traf ich Coco zum ersten Mal. Cocos Geschichte, seine Musik und seine warmherzige Persönlichkeit begeisterten mich nachhaltig“, erzählt Kranich. „Wir blieben bis zu Cocos Tod 2018 in Kontakt.“ Besonders stolz und dankbar ist Kranich, dass er Coco Schumanns original E-Gitarre aus den 1940er Jahren besitzt. „Bei meinem letzten Besuch in Berlin 2017 durfte ich Cocos Gibson L-7 aus den 40er Jahren spielen. Es ist eine große Ehre, diese Gitarre heute mein Eigen nennen zu dürfen.“

Während des ersten Corona-Lockdowns hat Kranich einige von Schumanns Kompositionen, für die es kaum Notenmaterial gab, aus erhaltenen Tonaufnahmen rekonstruiert und mit seiner Band in Düsseldorf anlässlich des 100. Geburtstags von Schumann auf Cocos Gitarre eingespielt. Auf dem Album befinden sich neun Kompositionen aus Coco Schumanns Feder. Die beiden Fremdkompositionen sind „Helmy's Bebop Nr. 1“ von Helmut Zacharias, eine Neuinterpretation der ersten deutschen Bebop-Aufnahme aus 1947 mit Schumann an der Gitarre sowie das Stück „Das ist die Musik von heute“ aus dem Heinz-Erhardt-Film „Witwer mit fünf Töchtern“.
40 Konzerte von München bis Flensburg
Mit „Tribute To Coco Schumann“ hat sich Kranich einen langgehegten Traum erfüllt – die Musik seines Favoriten dem Vergessen zu entreißen. Möglichst authentisch sollten diese Aufnahmen klingen und so ist es nicht nur der Gitarrensound, der an längst vergangene Zeiten erinnert. Bei den Konzerten präsentiert die Band nicht nur die Musik Coco Schumanns, sondern erzählt auch seine Lebensgeschichte. "Ich bin ein Musiker, der im KZ war. Kein KZ-Insasse, der Musik macht", betonte er stets.
Das Album und das Bandprojekt finden große Resonanz. Allein in diesem Jahr standen 40 Konzerte von München bis Flensburg auf dem Programm von Alexander Kranich, der dafür seinen kompletten Jahresurlaub und viele Wochenenden opfert.
Zum Kranich Kollektiv gehören neben Alexander Kranich (Gitarre) Max Jalaly aus Lüdenscheid (Kontrabass), Florian Boos (Saxofon), Axel Reichard (Klavier) und Andy Smyrek (Schlagzeug).
Das Konzert am 7. November um 20 Uhr im Ratssaal ist ein Gemeinschaftsprojekt von Heimatkreis und KulTour. Eintrittskarten (15 Euro) sind im Vorverkauf erhältlich bei Lotto Fischer -Herscheider Straße, Lottoannahmestelle Christiane Schütz - Reichsstraße, Langhoff Schreibwaren, Schulbedarf, Geschenke - Grünestraße sowie im Ticket-Onlineshop der KulTour (hier plus 3 Euro Vorverkaufsgebühren).