Halver/NRW. Mit minus sechs Grad schlug der Frost Anfang Mai an der Heesfelder Mühle zu. „Die Ernte ist geprägt von einem sehr harten Frost“, bestätigt Klaus Brunsmeier vom Verein Heesfelder Mühle, der für rund 175 Obstwiesen in der Region verantwortlich ist. Vor allem die frühen Apfelsorten leiden unter Spätfrost, erklärt er, dass an den späteren Sorten dafür vergleichsweise gute Behänge vorhanden seien. Infolge könne die Mühle in diesem Jahr nur ein Drittel ernten – und somit zwei Drittel weniger Apfelsaft produzieren.
„Das gibt es seit Menschengedenken“
„Dieses Jahr war es sehr früh sehr warm und die Bäume haben früh ihre Blüten gemacht“, erklärt Brunsmeier. Er berichtet von Jahren, in denen die Obstbäume rappelvoll waren und von Zeiten, in denen kein einziger Apfel am Baum hing. „Das ist die Natur; das gibt es seit Menschengedenken.“ Und doch schreibt er die derzeitige Entwicklung dem Klimawandel zu.
Die Land- und Forstwirtschaft sei in vielen Bereichen als erstes davon betroffen. Schon jetzt stellt auch sein Verein daher die Weichen und passt sich an. Der Experte berichtet, dass Bäume so gezüchtet werden, dass sie später blühen. Bis diese dann gepflanzt werden können, dauere es mehrere Jahrzehnte; müssen die Baumschulen sie schließlich erst noch produzieren. „Wir werden wohl künftig vermehrt auf Sorten setzen, die später blühen“, beschreibt er, wie sein Verein kurzfristig auf den Klimawandel reagieren wird. Doch, das fügt er hinzu, könne und solle nach wie vor jeder Einzelne Klimaschutz betreiben.
Erntemenge nahezu halbiert
Die nordrhein-westfälischen Obstbaubetriebe erwarten in diesem Jahr eine Apfelernte von rund 36.500 Tonnen. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt nach ersten vorläufigen Schätzungen mitteilt, wird sich die Erntemenge damit gegenüber dem Vorjahr nahezu halbieren (2023: 71.600 Tonnen).
Der Ertrag von 18 Tonnen Äpfeln pro Hektar ist der geringste seit dem Jahr 2017, als Blütenfröste im April große Teile der Ernte zerstörten. Auch im April 2024 kam es in NRW zu Blütenfrösten. Zudem hat beständig hoher Niederschlag in diesem Jahr Pilzbefall und weitere Krankheiten begünstigt.
Niedrige Erträge ebenfalls bei Kirschen und anderen Baumobstarten
Klaus Brunsmeier erklärt im Gespräch mit LokalDirekt, dass von den Spätfrösten in diesem Jahr ebenso einige Pflaumen und Kirschen betroffen sind – auch das ist laut IT.NRW landesweit zu beobachten. Bei Süß- und Sauerkirschen werden in diesem Jahr mit 780 Tonnen bzw. 140 Tonnen geringere Erntemengen gegenüber dem Vorjahr erwartet (2023: 1 040 Tonnen bzw. 180 Tonnen).
Die Erntemenge von Pflaumen und Zwetschgen reduziert sich auf 3400 Tonnen (2023: 4300 Tonnen) und von Mirabellen und Renekloden auf 65 Tonnen (2023: 110 Tonnen). Wie das Statistische Landesamt weiter mitteilt, basieren die Flächenangaben bei der Berechnung der Hektarerträge auf der Baumobstanbauerhebung, die zuletzt 2022 durchgeführt wurde.
Saftmobil macht im Oktober Station in Halver
Trotz der geringen Ernte wird das Saftmobil traditionell im Herbst an der Heesfelder Mühle Station machen. Am 19. Oktober können dann eigene Äpfel vor Ort direkt zu Saft verarbeitet werden.