Rönsahl. Auch wenn es das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Rönsahl „außerordentlich bedauert“, die Nachricht über die Schließung der Kindertagesstätte in Rönsahl wird für viele Familien aus dem Grenzdorf zunächst ein Schreck sein. Am Donnerstagmittag, 13. Januar, informierte der Evangelische Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg, dass die Trägerschaft für die Einrichtung in Rönsahl zum 31. Juli 2022 abgegeben werde.
Als Hauptgrund führt der Kirchenkreis in seiner Mitteilung wirtschaftliche Rahmenbedingungen auf, die in der Zusammenarbeit mit der Stadt Kierspe, dem Jugendamt des Märkischen Kreises und dem evangelischen Trägerverbund für Kindertageseinrichtungen im Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg erläutert und diskutiert wurden, eine andere Entscheidung aber nicht zuließen.
„Der Hauptgrund für diese Entscheidung liegt vor allem in den immer größer werdenden Herausforderungen der Finanzierung des Betriebs der Kindertagesstätte“, erläutert Pressesprecher Matthias Willnat im Gespräch mit LokalDirekt.
Die Kirchengemeinde Rönsahl trage im Jahr rund zehn Prozent der Gesamtkosten, was allerdings ein Drittel ihrer jährlichen Kirchensteuerzuweisungen ausmache. Vor allem aufgrund des kontinuierlichen Rückgangs von Gemeindegliedern über die letzten Jahre, habe die Kirchengemeinde immer weniger Geld zur Verfügung, mit der sie aber noch viele weitere Kosten decken müsse. Die anteiligen Kosten für die Pfarrstelle, das Gemeindehaus und natürlich die Servatiuskirche seien hierfür nur einige Beispiele.
„Dennoch wurden jedes Jahr rund 40 000 Euro in den Betrieb der Kindertagesstätte investiert. Um die Kosten decken zu können, nahm die Kirchengemeinde in den letzten Jahren sogar Geld aus eigenen Rücklagen. Diese Möglichkeiten sind nun aber auch ausgeschöpft“, so Willnat weiter.
Nicht weniger ausschlaggebend für die Entscheidung des Presbyteriums sei aber auch der marode und sanierungsbedürftige Zustand des Gebäudes am Stade gewesen.
„Neben dem konstruktionsbedingt undichten Dach und den in den letzten Jahren verschärften Vorgaben für das Raumkonzept von Kindertagesstätten, ist die Nutzung des bestehenden Gebäudes sehr schwierig. Die Verantwortlichen waren somit gezwungen, jetzt zu entscheiden, wie es langfristig mit der Kindertagesstätte weitergehen kann. Die hohen Kosten für die Trägerschaft, mögliche Ausgaben für eine notwendige Gebäudesanierung, bei immer geringeren Eigenmitteln, ist in Summe als finanzielle Belastung für die Kirchengemeinde nun zu groß geworden“, führt die Kirchengemeinde in der Pressemitteilung aus.
Weiter heißt es: „Wir bedauern diesen Schritt außerordentlich. Doch auch wir als Evangelische Kirchengemeinde unterliegen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, auf die wir nur sehr bedingt Einfluss nehmen können. Wir haben alles mehrfach überlegt und viele Gespräche geführt. Wenn aus unserer Sicht hierbei eine zielführende Lösung für das Problem herausgekommen wäre, hätten wir sicher nicht so entschieden.“
Die Kirchengemeinde hatte Anfang der 60er-Jahre das Gebäude gebaut und seitdem die Kindertagesstätte betrieben. „Uns war es immer wichtig, für die Kinder da zu sein und sie auf ihrem Lebensweg ein Stück zu begleiten. Es tut sehr weh, dass wir diese Arbeit ab Sommer nicht mehr fortführen können“, bedauert Brigitte Denda, Vorsitzende des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde Rönsahl, die Entscheidung.
Was die Schließung für die Rönsahler Familien bedeutet, deren Kinder die Einrichtung derzeit besuchen, konnte Matthias Willnat auf Nachfrage von LokalDirekt indes noch nicht beantworten. In diesem Moment sei zunächst die Entscheidung über die Aufgabe der Trägerschaft gefallen. Was mit Mitarbeitern und Einrichtungskindern ab Sommer 2022 geschehe, darüber müsse nun beraten werden und sei Inhalt eines weiteren Entscheidungsprozesses, so Willnat. Neuanmeldung für das Kindergartenjahr 2022/23 seien demnach schon nicht mehr angenommen worden.
Lesen Sie hier die Reaktion von Bürgermeister Olaf Stelse.