Das Werk sollte gelingen. Gleich sechs Männer griffen am Mittwochnachmittag auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Aluminiumgießerei Alcoa an der Wiesenstraße zum Spaten. Neben Kämmerer Sven Haarhaus vollzogen Jens Holzrichter (Vorsitzender des Arbeitskreises neue Feuer- und Rettungswache), Feuerwehrchef Christopher Rehnert, Bürgermeister Sebastian Wagemeyer, 2. Beigeordneter Fabian Kessler und Frank Stenger als Vertreter des Kölner Architektenbüros BMF den symbolischen Akt.
Das Neubauprojekt ist aus der Not geboren. Die Feuer- und Rettungswache am Standort Dukatenweg ist zu eng geworden. Zudem weist sie trotz einer Teilsanierung nach wie vor erhebliche Mängel auf. Vom Neubaubeschluss durch den Rat im Jahr 2016 bis zum ersten Spatenstich war es ein langer Weg. Bei der Suche nach einem neuen Standort erwies sich das Gelände an der Wiesenstraße als die beste Fläche. 2018 machte die Stadt Lüdenscheid von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch und durchkreuzte damit die Pläne des damaligen Autohauses Piepenstock, das sich hier ansiedeln wollte. Nach der europaweiten Ausschreibung des Projekts erhielt das Büro BMF Architekten den Zuschlag.
Für den geplanten Neubau wurden sowohl die aktuellen Anforderungen an den Brandschutz, an den Arbeitsschutz, an die Räumlichkeiten, an Nachhaltigkeit und Energieeffizienz umgesetzt.
Erster Schritt ist die Modellierung des 22.500 Quadratmeter großen Grundstücks mit seinen erheblichen Höhenunterschieden. Dafür müssen etwa 40.000 Kubikmeter Fels und Erde abgetragen werden. Damit diese massive Umschichtung gelingt, werden an den Grundstücksgrenzen im Nordwesten und Nordosten Stützwände errichtet.
Auch die Gründungsmaßnahmen werden wegen der schwierigen Baugrundverhältnisse sehr aufwendig sein. Deshalb ist mit dem Beginn der Hochbauarbeiten erst Mitte 2025 zu rechnen. Der Bezug ist für das Jahr 2027 geplant.
Nach Angaben der Stadt Lüdenscheid ist das Gebäude energetisch so ausgelegt, dass es 45 Prozent weniger Energie benötigt als in den aktuellen baurechtlichen Anforderungen festgelegt ist. Um das zu erreichen, sind unter anderem ein unterirdischer Eisspeicher in Kombination mit Wärmepumpen sowie Photovoltaik-Flächen auf dem Dach geplant. Neben einer durchgängigen Begrünung der Dachflächen sollen auch Teile der Fassaden begrünt werden.
Feuerwehr-Chef Christopher Rehnert wies in seiner Ansprache auf die „komplexen Anforderungen“ hin, die bei diesem Großprojekt umgesetzt werden müssen. Die neue Feuer- und Rettungswache werde moderne Arbeitsplätze für die Berufsfeuerwehr bieten, ein Aus- und Fortbildungszentrum für die gesamte Feuerwehr sein, die Kinder- und Jugendfeuerwehr sowie die Rettungshundestaffel beherbergen. Außerdem werde sie Standort für die Verpflegungseinheit mit einer Großküche. Hinzu komme eine Mehrzweckhalle für sportliche Aktivitäten und zur Gemeinschaftspflege. Für Christopher Rehnert bedeutet der erste Spatenstich für den neuen Feuerwehrkomplex aber noch mehr. „Er ist auch der Startschuss für den Neubau von vier weiteren Gerätehäusern, auf die die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr sehnlichst warten“, sagte er am Mittwoch.