Die Debatten um den Radweg laufen bereits seit Jahren. Es begann damit, dass vor Jahren der Radwegebau und die Brücke als getrennte Verfahren gesehen werden sollten. „Die Intention war, dass wir dann zwar noch keine neue Brücke, aber zumindest schon einen Radweg haben. Da war aber das ganze Chaos hier noch nicht.“ Nun sollte mit dem Radwegebau begonnen werden, solange in Altena die Bahnhofsbrücke noch abgelastet ist. Da nun deutlich weniger Schwerlastverkehr durch die Gemeinde fährt.
Die Gemeinde ließ sich auf den Vorschlag ein, unter der Prämisse, dass die 500 Meter in Etappen gebaut werden und die Ampeln mit der der Brücke geschaltet werden. So habe man eine „grüne Welle“ und die Mehrbelastung sei gering. Doch nun ist plötzlich alles anders. Ein Bau in Etappen sei laut Straßen.NRW nicht möglich. Da ein Höhenversatz überwunden werden müsse und dafür müssten schließlich Rampen gebaut werden müssten. Für die Zeit des Baus, die insgesamt zwei Jahre betragen soll, soll es eine Einbahnstraßenregelung geben. Richtung Altena soll diese über die Ehrenmalstraße führen – inklusive Schwerlastverkehr. „Das geht gar nicht. Zum einen geht es da an der Grundschule vorbei und zum anderen sind die Straßen so eng, dass Feuerwehr und Schwerlastverkehr nicht aneinander vorbei kämen“, erklärte Tupat. Auch seien die Ampeln dann nicht mehr miteinander schaltbar.
Die Gemeinde schrieb daraufhin Straßen.NRW, dass diese Lösung nicht in Frage kommt. Vor allem dürfe die derzeitige Situation der Einzelhändler und der Industrie nicht noch einmal verschärft werden. Die Grenze der Belastbarkeit sei bereits überschritten. Als Antwort kam am Freitag daraufhin die Nachricht, dass durch die Planungen bereits Ressourcen gebunden wurden und wenn sich die Gemeinde dagegen stelle, es keinen Radweg geben werden. „Das kommt gar nicht in die Tüte, dann brauche ich keinen Radweg, das Stückchen ist mir sowieso völlig egal“, sagte Bürgermeisterin Birgit Tupat in der Ratssitzung. Sie sei nicht bereit, ein weiteres Verkehrschaos in Kauf zu nehmen, „nur damit ein Verkehrsminister am Ende seiner Amtszeit sagen kann, dass er 700 Kilometer Radweg irgendwo gebaut hat und davon 500 Meter in Nachrodt-Wiblingwerde“. Nur wenn Straßen.NRW garantieren könne, dass ein Bau in Etappen mit gleichgeschalteter Ampel möglich sei, stimme sie dem Bau zu. „Alles andere ist bei den Haaren herbei gezogen“, betonte die Bürgermeisterin. Die Ratsmitglieder stimmten ihr zu.
„Das ursprünglich vorgeschlagene Vorgehen ist unter Schmerzen noch erträglich. Aber das aus der jetzigen Vorlage ist eine Katastrophe“, sagte Philipp Olschewski, Fraktionsvorsitzender der CDU. Sebastian Brinker (CDU) fragte derweil: „Wie kann sowas zwei Jahre dauern? Ich kann das alles nicht mehr nachvollziehen. Das ist absolut inakzeptabel. Zwei Jahre für 500 Meter Radweg, das ist einfach unfassbar. Wie kennen unseren Karnevalsverein, da weiß keiner, was tatsächlich kommt.“ Auch Sonja Hammerschmidt (UWG) ist der Meinung, dass es unter den Umständen besser gar keinen Radweg gibt. „Wir brauchen keine 500 Meter Radweg. Wir kennen den Verein doch. Dann fangen sie jetzt unter den akzeptierten Gegebenheiten an und dann kommt freitags um 12.45 Uhr die Mail und alles ist zwei Jahre lang doch eine Katastrophe.“ André Gütting (SPD) bezeichnet das Vorhaben als den „hellen Wahnsinn“. Er könne sich nur noch aufregen, wenn er alleine sehe, wie der Bereich aktuell aussehe. Gerd Schröder (SPD), ist selbst leidenschaftlicher Radfahrer und auch er sagt: „500 Meter brauchen wir nicht“. Der fraktionslose Ratsherr Matthias Lohmann glaubt derweil, dass der Radweg 200 Jahre stehen müsse, um sich überhaupt positiv auf die CO2-Bilanz auszuwirken. Birgit Tupat schlug vor, als Alternative lieber die Ehrenmalstraße für Radfahrer zu öffnen.
Lediglich Tanja Edelhoff äußerte Bedenken und enthielt sich später auch in der Abstimmung: „Ich habe die Befürchtung, dass durch die Rodung die ganze Bundesstraße abrutschen wird, wenn dort nicht gebaut wird.“
Die Verwaltung wird nun ein Schreiben aufsetzen, in dem sie sich klar gegen den Bau positioniert. Allerdings liegt es letztlich nur an Straßen.NRW selbst, ob sie diesem Wunsch nachkommen oder nicht.