„Schön ist anders“, antwortet Landwirtin Kirsten Piepenstock auf die Frage, wie es ihr geht. Vor rund einem Jahr – in der Nacht auf Samstag, 20. Januar 2024 – zerstörte ein Feuer die Scheune des Hofs Huxhardt. Verursacht wurde der Brand durch einen defekten Melkroboter. Die Scheune wurde mittlerweile – ausschließlich in Eigenleistung der Familie – beinahe vollständig wieder aufgebaut, die Fertigstellung soll in den nächsten Wochen erfolgen. Dennoch stehen die Landwirte auch jetzt, ein Jahr nach dem letzten Besuch von LokalDirekt, vor großen Problemen.
Die Herausforderungen, so Piepenstock weiter, sind nach dem Brand nicht kleiner geworden: „Wir suchen aktuell dringend nach einer Molkerei. Wir können unsere Milch hier nur pasteurisieren, also eine Haltbarkeit von maximal sieben Tagen erzielen.“ In einer Molkerei könnte die Milch ultrahocherhitzt, haltbarer und damit für die Kunden attraktiver gemacht werden. Aber nicht nur an einer Molkerei als Kooperationspartner fehlt es der Betreiberfamilie, sondern auch an Großkunden: „Dadurch, dass wir kaum Abnehmer haben, landet ein großer Teil unserer Milch in der Tonne.“
Die Suche nach einer Molkerei gestaltet sich laut Kirsten Piepenstock aus verschiedenen Gründen schwierig: „Für die großen Betriebe können wir zu wenig Milch liefern, mittlere oder kleine Verarbeitungsbetriebe gibt es aber kaum noch.“ Erschwerend hinzu kommt laut der Landwirtin die Tatsache, dass pflanzliche Ersatzprodukte wie Hafer- und Sojamilch immer beliebter werden.
Aktuell probiere sie sich an Buttermilch aus, außerdem laufe das hausgemachte Eis – auch jetzt im Winter – nach wie vor gut. Die Einnahmen sind dennoch zu knapp: „Wir bräuchten Großkunden“, erklärt Piepenstock. Daher sucht die Familie aktuell nach Möglichkeiten, noch weitere Einnahmen zu generieren.
Bauernhofpädagogik und Marktgarten als mögliche Zukunftsperspektiven
Im vergangenen Jahr wünschte sich Maike Piepenstock, die gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer Schwester den Hof betreibt, Mini-Schafe zum Geburtstag – und schon bald entwickelte sich aus der Anschaffung ein ganz neuer Ansatz. „Wir haben mit den Schafen einen Kindergarten besucht. Die Kinder bauen im Umgang mit den Tieren mögliche Berührungsängste ab, außerdem haben sie eine beruhigende Wirkung“, erklärt Maike Piepenstock. Und auch eine Gruppe der Evangelischen Stiftung Loher Nocken, ergänzt Kirsten Piepenstock, sei bereits zu Besuch auf dem Hof gewesen. Nun denkt die Familie darüber nach, regelmäßig pädagogische Angebote anzubieten, die ältere Tochter Fanny, die Agrarwirtschaft studiert, möchte einen entsprechenden Kurs zum Thema „Bauernhofpädagogik“ an der Uni belegen.
Und auch Obst und Gemüse soll es bald wieder auf Hof Huxhardt geben: „Ich möchte den Marktgarten gerne wieder in Betrieb nehmen“, wie Kirsten Piepenstock erklärt. Dann, so erklärt sie weiter, möchte sie die Bio-Ware den Kunden entweder in Kisten anbieten oder Verkaufstage veranstalten.
Veranstaltungen und Feste: Helfer gesucht
Außerdem will die Familie weiterhin Veranstaltungen und Feste anbieten: So soll neben dem Hoffest im Herbst auch in diesem Jahr wieder Dario Wehberg vom Hagener „Theater an der Volme“ für einen Auftritt vorbeischauen. „Wir haben viele Ideen, aber zu wenig freiwillige Helfer“, bedauert Kirsten Piepenstock. „Wer Lust hat, uns bei einer Veranstaltung auf dem Hof zu helfen, kann sich jederzeit gerne melden“, betont sie.
Abschließend präsentieren Maike und Kirsten Piepenstock dann noch, nicht ohne Stolz, ihre wieder aufgebaute Scheune. Es fehlen nur noch wenige Arbeitsschritte bis zur Fertigstellung. Ein Jahr lang haben sie hierfür „von morgens bis abends auf der Baustelle gearbeitet, lediglich Weihnachten haben wir pausiert.“
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Derzeit leben neben der vierköpfigen Familie rund 45 Milchkühe, Hühner, Esel, Mini-Schafe und drei Pferde, die Einstellern gehören, auf dem Hof. Aufgeben, so betont Kirsten Piepenstock, sei nach wie vor nicht nur deswegen keine Option: „Es ist schon frustrierend, wenn man ein Jahr lang einen Schuss nach dem anderen vor den Bug kriegt. Aber die Kinder wollen den Hof gerne übernehmen, und ich denke, dass das möglich sein sollte – wenn wir erst einmal wieder Fuß gefasst haben.“