„Die Entscheidung, ob wir 2028 oder sogar früher über die neue Brücke fahren, fällt in den nächsten sechs bis zwölf Monaten“, sagt Uwe Hell. Der Unternehmer mit Firmensitz in Nachrodt wird nicht müde, um die Lennebrücke zu kämpfen. Und er hat auch schon etwas erreicht: Es wird wieder mehr über das desolate Bauwerk, das aber zugleich Lebensader für das gesamte Lennetal bis Finnentrop ist, gesprochen. Mit seinem Brandbrief hat er etwas bewirkt. Es gab einen runden Tisch mit allen Beteiligten und es gibt Neuigkeiten. Was genau, erklärte er im Rahmen einer Informationsveranstaltung in seiner Firma Praedata.
Mehr denn je wird klar, dass vor allem der Grundstückserwerb das Problem ist. Alles andere sei inzwischen auf einem guten Weg. „Wir sind natürlich irgendwann an einem Punkt, wo man überlegen muss, ob das Grundrecht auf Eigentum mehr wiegt als das Wohl der Allgemeinheit“, sagte Hell. Fakt ist, die neue Brücke kann frühestens 2028 fertig sein. „Sechs Jahre wird es mindestens dauern. Und das bei dem aktuellen Zustand der Brücke“, gab Hell zu bedenken.
Die Brücke hat eine Zustandsnote von 3,7. Das ist der Rahmedetalbrücke ähnlich. „Wir haben nur das Glück, dass die Lennebrücke durch ihre Bauweise etwas stabiler ist, aber die Frage ist, wie lange noch“, sagte Bürgermeisterin Birgit Tupat. Hinzu komme, dass die Brücke den Abfluss der Lenne störe. Bei Hochwasser komme es zu großen Problemen. „Wenn ich sehe, dass zwei große Lkw gleichzeitig über die Brücke fahren und dann 80 Tonnen und mehr darauf sind, wird mir Angst und Bange“, erklärt Tupat.
Hell appellierte an die Fraktionsmitglieder, sich unabhängig voneinander um Gespräche mit den Grundstückseigentümern zu bemühen: „Sie sind dazu legitimiert. Ich kann das nicht. Suchen Sie das Gespräch und versuchen Sie zu moderieren. Sie alle haben einstimmig für die neue Brücke gestimmt.“ Grundsätzlich habe die Gemeinde keinen Einfluss auf die Prozesse. „Auch wir bekommen keine genauen Antworten und können nur immer wieder nachfragen und am Ball bleiben. Wir wissen aber, das Angebote gemacht wurden, die weit über dem Bodenrichtwert liegen.“
Der Grundstückserwerb sei vor allem deswegen so wichtig, weil alle Beteiligten befürchten, dass es sonst zu Klagen kommen kann. „Wird man sich nicht einig, wird die ganze Sache irgendwann vor Gericht landen und dann wird es noch sehr viel länger dauern“, sagte Tupat. Das Planfeststellungsverfahren laufe gut und so wie es derzeit aussehe, werde die baurechtliche Seite bald gegeben sein. Sodass dann mit Ausschreibungen begonnen werden könne. „Die Ausschreibungen sind schon weitestgehend vorbereitet. Eben damit es möglichst schnell gehen kann. Allen Beteiligten ist klar, wie sehr die Zeit drängt“, sagte Tupat. Denn wenn die Brücke abgelastet, sprich für Lkw gesperrt, oder gar ganz gesperrt würde, wäre das eine Katastrophe. Die Sperrung der A45 führe zu deutlich mehr Verkehr im Lennetal und somit auch auf der Brücke. Die Mehrbelastung werde sich früher oder später zwangsläufig bemerkbar machen.
Vieles für den Neubau, der laut der derzeitigen Pläne hinter dem Rastatt-Gelände in Richtung Spielplatz geht, ist bereits vorbereitet. Häuser wurden abgerissen und das Baufeld geräumt.
Tupat erklärte auch noch einmal, warum ein Neubau an gleicher Stelle nicht in Frage komme: „Die Brücke müsste aufgrund der Hochwassergefahr und dem damit verbundenen Baurecht zwei Meter höher werden. Das heißt die Fahrbahn müsste schon früh angehoben werden, damit dieser Höhenunterschied ausgeglichen werden kann. Und was noch Schlimmer wäre: die gesamte Bebauung müsste weg.“ Moschee, Sparkasse und Baugenossenschaftshäuser müssten abgerissen werden. „Ein Bau an dieser Stelle ist einfach nicht realistisch“, betonte Tupat.
Hell nahm nicht nur die Ratsherren in die Pflicht. Er appellierte auch an alle Anwesenden, weiterhin im Kontakt zu bleiben. Er schlug vor, vierteljährlich ein Informationstreffen zu veranstalten, damit immer alle auf dem neuesten Stand seien. Denn nur so könne man den Prozess richtig begleiten.