Wolfgang Weyland hat in der Gemeinde Herscheid sechs Jahrzehnte an den verschiedensten Stellen Verantwortung getragen - und er tut dies bis heute. Der Vorsitzende der Senioren-Union war Ratsmitglied und 15 Jahre ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde, er war CDU-Vorsitzender, Vorsitzender des Schützenvereins und des DRK Herscheid.

Für sein gesellschaftliches Engagement wurde Weyland bereits 1998 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Im 82. Lebensjahr stehend, beurteilt er das Geschehen in der Gemeinde und im Kreis mit der umfassenden Erfahrung des „elder statesman“. Weyland greift das Schützenfest 2025 und die 75-jährige Geschichte des Schützenvereins auf:
"Seit fast vierzehn Tagen ist das Herscheider Schützenfest 2025 Geschichte. LokalDirekt hat umfassend berichtet und den Verlauf positiv bewertet. Dieses erfreuliche Resümee konnte auch der Vorsitzende des Vereins, Volker Halbhuber, bestätigen.
Respekt gegenüber allen Aktiven und Verantwortlichen
Ziel meiner Zeilen ist es, in einer Zeit der Kritikeuphorie und Bedenkenträger einen Beitrag zu leisten, der aus dem großen Ganzen gesellschaftlicher Einrichtungen das Schützenwesen heraushebt, um es einer zielgerichteten Würdigung zu unterziehen.
Als langjähriges Mitglied des Schützenvereins (seit 1968) und Vorsitzender (von 1989-2004) erlaube ich mir, aus meiner Sicht persönliche Eindrücke zusammenzufassen und meinen Respekt gegenüber allen Aktiven und Verantwortlichen des Vereins zum Ausdruck zu bringen. Der Einsatz eines jeden Einzelnen hat dazu beitragen, dass das Jubiläumsfest zu einem Ereignis von hohem Rang wurde, was die Besucherzahlen eindeutig belegen.
Es wäre zu kurz gesprungen, würde man die Existenzberechtigung des Vereins lediglich auf den Zeitraum der dreitägigen Festtage reduzieren. Wenngleich sie der Höhepunkt im Vereinsleben sind, ist die ganzjährige Aufgabenstellung nicht zu unterschätzen. Die vielen Kräfte, die zu bündeln sind, haben dazu geführt, dass sich der Verein auf einer Erfolgsspur befindet, die sich sowohl im Schießsport als auch im gesellschaftlichen Miteinander auswirkt. Die Beteiligung aller Bevölkerungsschichten sowie die Kontaktpflege zu benachbarten Schützenvereinen sind nur zwei Beispiele.

Schützenhalle ist zu einer Wohlfühloase geworden
Als Träger der Gemeinschaftshalle ist in diesem Zusammenhang der ehrenamtliche Einsatz von Schützen zu würdigen, die in unzähligen Stunden den Erhalt des Gebäudes garantieren. So auch die mannigfachen Arbeiten im Vorfeld der Hallensanierung und danach. Mit Abschluss der gewerblichen Leistungen ist ein Gebäude entstanden, das zu einer "Wohlfühloase" geworden und als die "gute Stube Herscheids" an Attraktivität, auch über die Gemeindegrenzen hinaus, gewonnen hat.
In der Urfassung der Satzung von 1950 sind die Ziele des Vereins definiert: "Brauchtums- und Traditionspflege, Liebe zur Nation und Heimat sowie die Förderung des Schießsports." Dieses Fundament findet sichtbaren Ausdruck mit der neuen Fahne, die während des Schützenfestes 1995 in Dienst gestellt wurde. Auf der Rückseite wurden die ersten Worte der Nationalhymne gestickt: "Einigkeit und Recht und Freiheit." Attribute, die auf den Schützenverein voll durchschlagen. (Näheres dazu in der Festschrift zum 50-jährigen Vereinsjubiläum 2000.)

Bei aller Fröhlichkeit und Geselligkeit erinnern sich die Schützen aber auch an die Vergänglichkeit des Lebens. Die Andacht mit Kranzniederlegung unter musikalischer Begleitung am Denkmal ist ein Innehalten, ein Ort der Besinnung und Ehrung von Menschen, die in den Kriegen ums Leben kamen. Aber auch jenen Schützen wird gedacht, die in den letzten zwölf Monaten verstorben sind.
Bei aller Freude den Ernst unserer Zeit nicht vergessen
Oberst Jens Klüppelberg ist es vorbehalten, die Namen zu verlesen. Beeindruckend die Worte von Pfarrer Klaus Majoress, der die Andacht hielt und auf das unsagbare Leid der Menschen verwies, die durch Kriege in der Welt Opfer der Gewaltherrschaft wurden und werden. Als ein mahnendes Symbol bezeichnete er die Skulptur "Mutter mit ihrem toten Sohn" von der Künstlerin Käthe Kollwitz in der "Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft" in Berlin.
Es gehört zur guten Tradition des Vereins, dass neben den Grußworten langjährige und verdienstvolle Mitglieder geehrt und die Leistungen der Sportschützen hervorgehoben werden. Feierlich die Inthronisation des neuen Hofstaates, die seit einigen Jahren auf der Bühne vollzogen wird und somit für alle sichtbar ist. Als störend empfinde ich es, wenn bei diesen Anlässen die Unterhaltung an den Tischen nicht von allen Besuchern eingestellt wird.
Beim "Großen Zapfenstreich" ist dies dankenswerter Weise anders. In den kurzen Pausen zwischen den Musikstücken kann man die berühmte Stecknadel fallen hören. Sauber und klangvoll zelebrierten der Musikzug des Versetaler Schützenvereins und der Spielmannszug Hülscheid das "Hochamt" eines jeden Schützenvereins. Und wenn sich nach dem Kommando "Helm ab zum Gebet" der Choral "Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesu offenbart..." und anschließend die Nationalhymne intoniert wird, dann ist der feierliche Rahmen gesteckt.

Doch diesmal kam ein ergreifender Moment hinzu. Vielen Schützen war aufgefallen, dass die Musiker des Spielmannszuges Hülscheid an ihren Uniformröcken Trauerflor trugen. Als dann der Musikzug des Versetaler Schützenvereins zu Beginn des Zapfenstreiches die Serenade anstimmte, die üblicherweise flotte Töne beinhaltet, erklang das Kirchenlied: "Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag, GOTT ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag." Diese Klänge gingen durchs Mark und beschertem manchen Anwesenden Gänsehaut. Später stellte sich heraus, dass dieser Musikbeitrag ein stilles Gedenken an den Tambourmajor des Spielmannszuges Hülscheid, Frank Schmidt, war, der wenige Tage vor dem Herscheider Schützenfest verstarb.
So schließt sich der Kreis eines erlebnisreichen Festes mit all seinen vielseitigen Facetten. Nochmals herzlichen Dank und Glückauf für eine erfolgreiche Zukunft!"