Am Sonntag wurde sie wieder durch Herscheid getragen: Die Fahne des Schützenvereins Herscheid von 1950 wurde beim großen Festzug am 13. Juli präsentiert. „Einigkeit und Recht und Freiheit“ sind eingestickt, entliehen der Nationalhymne und in der Kombination mit der Traditionsfahne das Versprechen der Wiederaufbaujahre. Dieser Geist wurde beschworen, als am Wochenende das Schützenfest im Zeichen des 75jährigen Bestehens gefeiert wurde.

In den letzten Tagen des 2. Weltkriegs – Herscheid lag mitten im großen Ruhrkessel – wurde die Wehrhalle durch Artilleriebeschuss zerstört. Herscheid wurde am 13. April 1945 von den Amerikanern besetzt. Die Wehrhalle kriegszerstört, der Wehrverein verboten, Herscheid unter Militärverwaltung – das Gemeinschaftsleben war zum Erliegen gekommen. Erst die allmähliche Normalisierung der Zustände, unbelastete Bürgermeister und eine deutsche Gemeindeverwaltung, die Währungsreform und die Gründung der Bundesrepublik Deutschland mit einer neuen Staatlichkeit bereiteten den Weg zu einer neuen Zivilgesellschaft.

Einigkeit und Recht und Freiheit - Bestickung der Vereinsfahne
Foto: Aschauer-Hundt

n seiner Ansprache an die Schützen vor der vollbesetzten Gemeinschaftshalle erinnerte am Samstag der Vorsitzende des Schützenvereins, Volker Halbhuber, an den Neubeginn: „Es war der 13. Juli 1950, also genau vor 75 Jahren, als der damalige Gemeindedirektor Gustav Potthoff beim Fabrikanten Gustav Uerpmann anfragte, ob er nicht den Wunsch anderer Vereine aufgreifen könne, einen Schützenverein zu gründen, um auf diesem Verein basierend eine Veranstaltungshalle zu bauen. Was heute undenkbar ist – nur vier Monate später gründete sich der Schützenverein Herscheid.“

1957 wurde die Gemeinschaftshalle eingeweiht; Herscheid bekam eine Veranstaltungshalle, eine Turn- und Sporthalle, die Schützen Räume für ihren Sport und ihre Traditionspflege. Halbhuber erinnerte daran, dass die Halle stets im Zentrum der Vereinsbemühungen gestanden habe. Heute sei die Halle nach der gelungenen Renovierung und Neugestaltung eine moderne Sportstätte und eine attraktive Veranstaltungshalle gleichermaßen, finde nicht nur in der Ebbegemeinde Beachtung.

Halbhuber bedankte sich bei der Aufbaugeneration und bei allen seinen Vorgängern. „Jeder von euch hat mit all seinen Kräften und seinem Engagement dafür gesorgt, dass es vor allem auch in schlechten Zeiten weiterlief. Ihr habt die Fahne des Schützenvereins Herscheid mit den Vorstandsmitgliedern hochgehalten und somit alle dazu beigetragen, dass wir hier und heute unser 75jähriges Bestehen feiern dürfen.“ Ihm selbst sei es – auch wenn das Amt bisweilen anstrengend sei - Freude und Ehre, gemeinsam mit den Vorstandskollegen die Geschichte des Vereins weiterzuschreiben.

Bürgermeister Uwe Schmalenbach überbrachte Gruß und Dank der Gemeinde.
Foto: Aschauer-Hundt

Bürgermeister Uwe Schmalenbach überbrachte die Glückwünsche von Rat und Verwaltung. Das Dreivierteljahrhundert des Vereinsbestehend sei ein stolzer Anlass zu feiern. Der Bürgermeister blickte dann zurück auf die Gemeindegeschichte und das Schützenwesen -  das deutlich älter sei als jene 75 Jahre. Über Jahrhunderte habe bei den Schützen der Gedanke des Heimatschutzes im Vordergrund gestanden.

Heute sei der Schützenverein ein Ort der Begegnung, der Tradition und der Zukunft. Auch Schmalenbach erinnerte an die Aufbauleistung in den 50er Jahren und dankte Gründungsmitgliedern, ehrenamtlichen Helfern, Vorständen und Majestäten über alle Jahrzehnte. Dazu zeichnete er den Schützenverein als solchen mit der Ehrenurkunde der Gemeinde Herscheid aus und überreichte den scheidenden Königspaaren Ralf und Sylvia Baumert sowie Ann-Christin Sicken und Lennard Berbecker einen Blumengruß.

Im weiteren Verlauf des Abends wurde der Bürgermeister mit dem Verdienstkreuz des Schützenvereins ausgezeichnet, denn Schmalenbach ist auf eigene Weise auch Teilnehmer der Aufbauleistung - in seiner Amtszeit gelang es, die Schützenhalle durch eine namhafte Landesförderung durchgreifend zu sanieren.