Im Zusammenhang mit der Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande an Anneliese Müller besuchte LokalDirekt die Firma Steinhauer und Lück. In filigraner Handarbeit werden hier zahlreiche Orden gefertigt – neben einigen wenigen Katalogwaren vor allem individuelle Kleinserien wie die Bundesverdienstorden. Von der ersten Stunde an war das traditionsreiche Lüdenscheider Unternehmen mit an Bord, Steinhauer und Lück hat den Orden gemeinsam mit dem Bundespräsidialamt gestaltet.
Gegründet wurde das Unternehmen bereits 1889, seit 1894 hat Steinhauer und Lück seinen Sitz an der Hochstraße. Während in der Zeit der zwei Weltkriege außerhalb des militärischen kaum Orden benötigt werden, beginnt mit dem Ende der 1940er Jahre der Aufschwung des Unternehmens. Erste Verbände wie der Deutsche Sportbund oder der Deutsche Feuerwehrverband gründen sich erneut und fangen an, Orden zu verleihen. Heutzutage zählen deutschlandweit Verbände, Behörden und Ministerien ebenfalls zu den Kunden von Steinhauer und Lück. Den größten Anteil an der Produktion machen Orden für das deutsche Schützenwesen sowie für jagdliche Zwecke und für Karnevalsvereine aus.
Deutlich aufwändiger sind die Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland herzustellen. Dieser Orden existiert in acht Ausführungen. Als Erstauszeichnung werden üblicherweise die ersten beiden Stufen, die Verdienstmedaille oder das Verdienstkreuz am Bande, verliehen. Höhere Stufen können nur verliehen werden, wenn entweder „eine selbständige, auszeichnungswürdige Leistung für das allgemeine Wohl“ erneut erbracht wurde oder ausnahmsweise „wenn der Auszuzeichnende aus von ihm nicht zu vertretenden Gründen seine berufliche, ehrenamtliche, politische oder künstlerische Tätigkeit beenden muss und weitere auszeichnungswürdige Leistungen nicht zu erwarten sind“, wie es in den Ausführungsbestimmungen zum Statut des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland heißt.
Generell setzt jede Auszeichnung „eine selbständige, auszeichnungswürdige Leistung für das allgemeine Wohl voraus.“ Dabei genügt es nicht, Pflichten aus Beruf oder Ehrenamt tadellos auszuführen. Für die höheren Stufen, wie das Verdienstkreuz erster Klasse, das große Verdienstkreuz, das große Verdienstkreuz mit Stern oder das große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband, sinken die Verleihungszahlen im Vergleich zu den Erstverleihungen rapide. Die vorletzte Stufe, das Großkreuz, wird überwiegend an ehrungswürdige Personen aus Politik und Forschung vergeben. Die höchste Stufe, die Sonderstufe des Großkreuzes, ist für Staatsoberhäupter vorbehalten. Im Jahr 2024 wurde diese Auszeichung lediglich an Joe Biden vergeben. Mit der Annahme seines Amtes wird ebenfalls der Bundespräsident Träger dieser höchsten Stufe des Verdienstordens.
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Neben dem Orden selbst erhält der Träger im Rahmen der Verleihungszeremonie eine vom Bundespräsidenten unterschriebene Urkunde und bei den meisten Ausführungen auch ein Pin und eine Ordensschnalle, die üblicherweise bei offiziellen Anlässen getragen werden. Der Verdienstorden selbst wird nach der Verleihung nur in Ausnahmefällen getragen.
LokalDirekt hat die Firma Steinhauer und Lück in Lüdenscheid besucht und einen Einblick in die Produktion gewonnen. Mit 32 Mitarbeitenden fertigt das Traditionsunternehmen die zahlreichen Auszeichnungen. Geschäftsführerin Bettina Pregitzer betont im Gespräch: „Für uns ist es eine Ehre, dass wir das machen dürfen.“ Auch bei den anderen Mitarbeitern des Unternehmens wird bei dem Rundgang durch die Produktionshallen schnell klar, dass es mehr als ein üblicher Beruf ist. In akribischer Handarbeit werden die Orden einzeln ausgestanzt, geformt, bemalt und verpackt. Etwa fünf bis sechs Stunden, so schätzen die Mitarbeiter, wenden sie für einen einzelnen Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland auf, bei höheren Stufen kann es aufgrund des Aufwandes auch schon einmal mehr werden.
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Anneliese Müller reiht sich mit dieser Verleihung in die Reihe von Harald Falk, Dr. Gerhard Bergmann, Josef Neunzig, Klaus Balkenhol und Werner Turck ein. Sie ist damit die erste Halveraner Frau, die den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland erhält – eine Hommage an ihr Wirken für Frauenrechte.