Die Bürgerinitiative der A45 reagierte nun auf den Besuch von Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing in Form eines offenen Briefes. Ihr Urteil an den Bundespolitiker: vernichtend. „Ihr Besuch in Lüdenscheid hat nichts verändert“, schreiben die Verantwortlichen, verbunden mit einer Kampfansage: „Wir werden für unser Recht kämpfen.“
Der Brief im Wortlaut
Sehr geehrter Herr Dr. Wissing,
Um ehrlich zu sein?
Ihr Besuch in Lüdenscheid hat nichts verändert. Unsere Region hat Ihren Besuch nach fast 9 Monaten Sperrung der Brücke förmlich herbeigesehnt. Jeder Anwohner, jeder Betroffene wollte, dass Sie sich ein Bild der Lage in und um Lüdenscheid machen. Man wollte, dass Sie erleben wie lange man braucht um von A nach B zu kommen. Man wollte, dass Sie sehen, hören und riechen, wie hochgradig belastend die Umleitungsstrecke in Lüdenscheid für alle Anwohner ist. Man hat versucht Ihnen zu erklären, wie belastend die Situation auch für Unternehmer und Gewerbetreibende ist.
Alle Einwohner in und um Lüdenscheid haben gehofft, dass sich durch Ihren Besuch etwas verbessert und unsere Region wieder zur Ruhe kommt. Nichts von alledem wird passieren.
Eine Einsicht Ihrerseits, dass sich in Lüdenscheid und Umgebung dringend etwas ändern muss, war letztendlich nicht zu erkennen. Und die Aussage des Herrn Krenz, die vorübergehende Umleitung sei jetzt dauerhaft, ist ein Schlag ins Gesicht aller Bürger Lüdenscheids.
Wir als Bürgerinitiative können und werden uns mit diesen schon fast verhöhnenden Floskeln nicht abfinden. Hier stirbt eine ganze Stadt. Hier werden Menschen krank, verursacht durch den permanenten Lärm und Abgase.
Es sieht so aus, als würde Lüdenscheid bewusst einem höheren Ziel geopfert, und das werden wir nicht hinnehmen. Wir werden für unser Recht kämpfen und dafür, dass der Durchgangsverkehr über die Autobahnen A1, A3 und A4 umgeleitet wird. Auch die B54 im Volmetal darf nicht zur Umleitungsstrecke werden.
Schaffen wir es, die A45 für 5 Jahre weitestgehend zu sperren, so können alle Brücken auf der Sauerlandlinie in der Zeit saniert werden.
Eine funktionierende Infrastruktur ist überlebenswichtig für Deutschland als Transitland und unseren Wirtschaftsstandort.
Im Zuge der Ukraine-Krise wurde beschlossen, dass die Bundeswehr ein zusätzliches Budget von 100 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt bekommt. Für Kriegsgerät ist Geld genug da, aber für die Menschen vor Ort wird kein Geld bereitgestellt – wir haben eine Infrastrukturkrise.
Wir sagen es hier ganz klar:
Sie tragen die Verantwortung für gesundheitliche Schäden der Menschen an der Umleitungsstrecke in Lüdenscheid. Sie tragen die Verantwortung, wenn Betriebe in der Region keine Fachkräfte mehr bekommen und entweder schließen müssen oder aber aus der Region abwandern. Sie tragen die Verantwortung für die erwerbslosen Menschen in der Region.
Ihr Name wird künftig mit diesen Themen fest verknüpft sein.
Vertreter unserer Bürgerinitiative, die bei allen 3 Veranstaltungen anwesend waren (Spitzengespräch, Pressekonferenz und Bürger-Gespräch) mussten feststellen, dass Ihre Antworten auf dieselben Fragen bei allen Veranstaltungen „der Situation entsprechend“ oft unterschiedlich ausfielen.
Auf die Frage unseres Dr.Wortberg „stellen Sie das Recht auf körperliche Unversehrtheit der Bürger höher als das Recht der Bürger auf die freie Wahl der Straßen? “ antworteten Sie mit „Ja“.
Ganz Lüdenscheid und besonders alle betroffenen Anwohner hoffen nun, dass Sie diese Antwort ehrlich gemeint haben.
Wir möchten Ihnen versichern, dass wir Anwohner und unsere Bürgerinitiative uns nicht mit halbherzigen Entscheidungen abfinden werden. Wir werden uns zu wehren wissen!
Sehr geehrter Herr Dr. Wissing, lassen Sie es nicht so weit kommen. Sorgen Sie dafür, dass der Lkw-Transit-Verkehr durch Lüdenscheid gestoppt wird, damit Lüdenscheid eine Zukunft hat.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Bürgerinitiative A45 Lüdenscheid
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