Ein lachendes Gesicht oder eine Hand mit Daumen hoch: Ein Emoji kann Worte ersetzen.„Man benutzt sie als Abkürzung“, weiß Ida (9). Und Charlotte (9) kennt auch die Gefahren. „Wenn man nicht genau weiß, was das Emoji bedeutet, kann es Streit geben.“ Die beiden Schülerinnen der Bismarckschule sind Teil der Medienscouts. Einem Team, das ihren Mitschülerinnen und Mitschülern die Gefahren des Internets deutlich machen soll.

Die Bismarckschule ist eine der fünf Grundschulen im Märkischen Kreis, die in das Projekt „Medienscouts“ der Landesanstalt für Medien eingestiegen sind. Volker Lübke, Lehrkraft an der Bismarckschule, hatte zufällig von dem neuen Angebot für Grundschulen erfahren und sich beworben. Erst danach holte er sich das „Okay“ von Schulleiterin Stefanie Fischer. Beide zusammen haben gerade ihre Fortbildung zu dem Projekt abgeschlossen und coachen nun die jungen Medienscouts. Elf Jungen und Mädchen aus den 3. und 4. Klassen haben sich für das Projektbeworben. Dadurch, dass Kinder aus zwei Klassen mitmachen, ist das Projekt auf Nachhaltigkeit angelegt. Wenn die Viertklässler nächsten Sommer die Grundschule verlassen, rücken die jüngeren jeweils nach.

Ziel ist es, die Medienkompetenz zu stärken. „Alle können mit Handy oder i-Pad umgehen“, weiß Volker Lübke aus dem Schulalltag. Die Technik ist klar. Die Medienscouts sollen aber auch für die Gefahren sensibilisieren, denen „gerade Heranwachsende im Internet ausgesetzt sind“, betont Lübke. Einmal wöchentlich treffen sich die Scouts, um sich fit zu machen in Themen wie Datenschutz, Fotorechte oder Emoji-Sprache, aber auch zu lernen, welche Suchmaschinen für Kinder geeignet sind. Auf Plattformen wie „FragFinn“ verweisen Melanie und Elias ihre Mitschüler, wenn sie sicher imInternet suchen wollen.

Mediencamp für mehr Sicherheit im Netz

Mia (9) weiß, dass man „andere Menschen nicht fotografieren darf, sondern vorher fragen muss“,vor allem „ob man die Fotos auch ins Netz stellen darf“. Leni (9) und Phil (8) haben sich auf Datenschutz spezialisiert. „Bei „günstigen Angeboten muss man aufpassen und das Kleingedruckte sehen“, weiß Leni. Phil warnt davor Daten wie Adressen oder Telefonnummern anzugeben und rät, dass Kinder „sorgsam mit Daten umgehen“ und diese nicht einfach mitteilen.

Die Kinder haben sich zunächst auf vier Kerngruppen aufgeteilt. Ihre Kenntnisse sollen sie noch vor den Osterferien ihren Mitschülern in einem Mediencamp „verklickern“. Einen Tag lang sollen sie die anderen Klassen dann über die Gefahren im Internet informieren. Zum Start habe man sich „auf wenige Stationen beschränkt“, so Volker Lübke. Später sollen noch Themen wie „Cyber-Grooming“ (gezielte Ansprache von Kindern im Internet, um sie zu manipulieren oder auszunutzen) oder „FakeNews“ hinzukommen. Nach dem Medientag können die Scouts nach Absprache auch in den Klassen bei Medienfragen helfen.

Kinder machen freiwillig "Überstunden"

Kinder würden mit den Gefahren im Netz häufig allein gelassen; die Medienscouts sollen da Hilfestellung bieten, erklärt Lübke den Ansatz und freut sich: „Alle machen freiwillig diese Überstunden.“ Ayla ist dabei, weil es ihr Spaß macht. Lena freut sich, dass sie „anderen Kindern etwas beibringen kann“. Phil arbeitet ohnehin gerne am Computer und „findet es toll, weil ich was dazulerne.“ Leni glaubt, dass sie ihren Eltern noch was beibringen kann. „Weil ich Lehrer spielen kann“, ist Melanie im Team. An Motivation mangelt es den Medienscouts der Bismarckschule jedenfalls nicht.

Infos zum Projekt

  • Mit dem Projekt „Medienscouts" wollen die Landesanstalt für Medien NRW und das Schulministerium Online-Gefahren bereits in der Grundschule begegnen.
  • An mehr als 100 Grundschulen in Nordrhein-Westfalen wurden im Jahr 2025 die Medienscouts NRW etabliert.
  • Medienscouts sind Schülerinnen und Schüler, die gemeinsam mit ihren Betreuungslehrkräften ihren Mitschülerinnen und Mitschülern beibringen, wie sie sich selbst im Internet schützen und digitale Medien verantwortungsvoll nutzen.
  • Geplant ist eine stetige und flächendeckende Ausweitung des Angebots. Bis Ende 2026 sollen Medienscouts an mindestens 300 Grundschulen in NRW im Einsatz sein.
  • Im Fokus der Medienscouts-Arbeit in der Grundschule stehen kindgerecht aufgearbeitete Themen wie der Umgang mit fremden Personen in Chats und Social Media, die Benutzung von Suchmaschinen oder die Beachtung von Bildrechten.
  • Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf dem Schutz der Privatsphäre und der eigenen Sicherheit. (Quelle: Landesanstalt für Medien NRW)

Weiterführende Informationen finden sich unter dem Link www.medienscouts-nrw.de/grundschule.